Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Stadt prüft Leinenpflicht für Hunde im Augsburger Stadtwald

Augsburg

Stadt prüft Leinenpflicht für Hunde im Augsburger Stadtwald

    • |
    Müssen im Augsburger Stadtwald künftig alle Hunde an die Leine? Die Stadt erwägt eine solche Vorschrift, entschieden ist aber noch längst nichts.
    Müssen im Augsburger Stadtwald künftig alle Hunde an die Leine? Die Stadt erwägt eine solche Vorschrift, entschieden ist aber noch längst nichts. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es ist ein Thema, das polarisiert: Die Stadt Augsburg erwägt, im Stadtwald eine Leinenpflicht für Hunde einzuführen. Das rund 21 Quadratkilometer große Waldgebiet im Süden der Stadt ist seit Langem größtenteils als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Naturschutzbehörde und der Naturschutzbeirat der Stadt seien nach "eingehender Diskussion" zum Ergebnis gekommen, dass freilaufende Hunde eine starke Beeinträchtigung für Biotope und Wildtiere im Schutzgebiet seien, heißt es in einem Bericht an den Umweltausschuss des Stadtrats. Deshalb sei eine Anleinpflicht für Hunde denkbar, verbunden mit der Vorgabe, dass sich Spaziergänger und Hunde nur auf den ausgewiesenen Wegen aufhalten dürfen.

    Am kommenden Montag ist die mögliche Leinenpflicht ein Thema im Umweltausschuss. Einen Beschluss in diese Richtung soll es aber noch nicht geben. Die Stadt will zunächst am Südende des Siebentischparks - neben der Ilsungstraße - eine Freilauffläche für Hunde einrichten. Vom Parkplatz an der Sportanlage Süd wäre die Fläche schnell zu erreichen. Das Gelände soll rund 9000 Quadratmeter groß sein. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld in einem Bundesliga-Stadion kommt auf gut 7100 Quadratmeter.

    Vorgesehen ist, die Fläche mit einem rund 1,50 Meter hohen Zaun aus Holzpfosten und Drahtgeflecht einzuzäunen. Für die Einrichtung dieser Hunde-Lauffläche kalkuliert die Stadt mit Kosten von rund 10.000 Euro. Den jährlichen Unterhalt - unter anderem für das Mähen und Reinigen - gibt die Stadt mit etwa 8.500 Euro an.

    Hunde in Augsburg: Die Freilauffläche soll zwei Jahre lang getestet werden

    Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Freilaufflächen probehalber zunächst für zwei Jahre anzulegen. Noch in diesem Jahr soll das Areal eingerichtet werden, falls die Stadträte zustimmen. Je nachdem, wie sich das Angebot bewährt und von den Hundehaltern angenommen wird, könnten die Räte später darüber entschieden, ob es dauerhaft bleiben soll. Über die Frage einer Leinenpflicht im Stadtwald soll dann ebenfalls nach der Testphase entschieden werden.

    Völlige Freiheit genießen Hunde schon jetzt nicht im Stadtwald. Die Schutzgebietsverordnung verbietet es eigentlich, die Tiere unkontrolliert laufen zu lassen. Eine konkrete Leinenpflicht gibt es bisher aber nicht. In dem städtischen Bericht dazu heißt es: "In der Praxis stellt sich der Vollzug dieser Vorschrift als schwierig dar." Die Stadt sieht sich aber zum Handeln verpflicht, weil das Bundesnaturschutzgesetz es vorschreibt, alles zu verbieten, was in einem Schutzgebiet zu einer "nachhaltigen Störung" führen könne.  Laut Stadt werden verschiedene Wildtierarten von freilaufenden Hunden aufgestöbert und gejagt, dies führe insbesondere während der Jungenaufzucht zu Verlusten und Bestandsschäden.

    Dass es immer wieder auch zu Konflikten zwischen Hundehaltern und anderen Spaziergängern und Joggern kommt, spielt für die Pläne der Stadt in diesem Fall keine Rolle. Eine generelle Leinenpflicht im Stadtgebiet sei ohnehin weder geplant noch rechtlich zulässig, heißt es bei der Stadt. Aktuell besteht nur in Augsburgs Naherholungsgebieten am Kuhsee, am Autobahnsee und am Hettenbachufer eine generelle Leinenpflicht. An diesen Orten müssen die Hunde an einer maximal zwei Meter langen Leine geführt werden. Im Bereich des Naturschutzgebiets "Firnhaberauheide" gilt ein Verbot, Hunde frei laufen zu lassen.

    Strenger sind die Regeln für Tiere, die als sogenannte Kampfhunde eingestuft sind. Sie müssen auf allen öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen im Stadtgebiet zu jeder Tages- und Nachtzeit ständig an einer reißfesten, höchstens zwei Meter langen Leine geführt werden.

    Schon jetzt gibt es Widerstand gegen eine Leinenpflicht

    Gegen eine mögliche Leinenpflicht im bei Spaziergängern beliebten Stadtwald formiert sich bereits jetzt Widerstand. Die Tierärztin und Vorsitzende des "Vereins für Bürger in Augsburg", Bettina Müller sagt, eine solche Leinenpflicht widerspreche dem Tierschutzgesetz. Hunde hätten ein Recht auf Freilauf. In der Stadt sei das aber wegen des Verkehrs nicht möglich, an den Seen nicht wegen der Badegäste und am Lech wegen der Radfahrer. Eine kleine Freilauffläche für über 8500 Hunde in Augsburg sei absolut ungenügend.

    Peter Hummel, der Kandidat der Freien Wähler für die Oberbürgermeister-Wahl im kommenden Jahr, spricht sich ebenfalls gegen eine Leinenpflicht aus. Hummel - selbst Hundehalter - schreibt dazu auf Facebook: "Ich kenne keinen Hund, der Plastikmüll wegwirft, Kaugummi ausspuckt, seltene Blumen abzupft, Grillfeuer anzündet oder im Wald raucht." Verständnis hat Hummel allerdings dafür, wenn sich Passanten über schlecht erzogene Tiere ärgern: "Schlecht erzogene Hunde sind mir ein Graus und wenn mir so was passiert, dann werde ich richtig stinkig. Ebenso, wenn jemand meint, das Geschäft des Hundes nicht mitnehmen zu müssen."

    Falls es zu einer Leinenpflicht kommen sollte, muss diese aber nicht unbedingt für den ganzen Stadtwald gelten. In der Vorlage für den Umweltausschuss heißt es, es sei auch denkbar, die Vorschrift auf die besonders betroffenen Bereiche des Schutzgebiets - dazu gehören etwa die Heideflächen - zu beschränken.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier .

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden