Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Stadt Augsburg verschiebt wegen knapper Finanzen eine Schulsanierung

Augsburg

Stadt Augsburg verschiebt wegen knapper Finanzen eine Schulsanierung

    • |
    Die Rückseite der Schillerschule in Lechhausen. Die Schule soll eine Generalsanierung samt Erweiterungsbau erhalten.
    Die Rückseite der Schillerschule in Lechhausen. Die Schule soll eine Generalsanierung samt Erweiterungsbau erhalten. Foto: Ulrich Wagner

    Es war erst die zweite Sitzung des Bildungsausschusses seit der Stadtratswahl im Frühjahr. Doch schon musste sich die neue Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) von der Opposition anhören, dass sie bei der erstbesten Gelegenheit einknicke. SPD-Stadträtin Tatjana Dörfler warf ihr das in dieser Woche vor. Es geht um eine Schulsanierung, die wegen Geldmangels geschoben werden muss. Dörfler sagte dazu an Wild gerichtet: "Im Sommer haben Sie noch gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin betont, dass Bildung oberste Priorität hat. Nun sind noch nicht einmal die ersten Herbststürme da, da werden schon die ersten Projekte von links nach rechts geschoben. Das ist sehr unerfreulich." Was war passiert?

    Schiller-Schule in Augsburg: Erweiterungsbau wird dringend benötigt

    Im Jahr 2016 hatte der Stadtrat grünes Licht für erste Planungen zur Sanierung und Erweiterung der Lechhauser Schiller-Grund- und Mittelschule gegeben. 2017 wurde eine Kostenberechnung erstellt. Als sich abzeichnete, dass die Schülerzahlen stärker steigen als erwartet, musste die Planung erweitert und nochmals von der Regierung von Schwaben geprüft werden. Wie dringend eine Erweiterung der Lechhauser Schule ist, verdeutlicht Schulleiter Franz-Josef Dorsch: "Als ich vor neun Jahren an die Schule kam, hatten wir 420 Schüler. Heute sind es 575 und in zwei, drei Jahren sollen es 650 sein. Wir haben jetzt schon alle Fachräume aufgelöst und daraus Klassenzimmer gemacht, damit wir die Schüler unterbekommen. Eigentlich bräuchten wir Container."

    Die Schillerschule muss dringend saniert werden.
    Die Schillerschule muss dringend saniert werden. Foto: Ulrich Wagner

    Seit acht Jahren will Dorsch an seiner Schule gebundenen Ganztagsunterricht anbieten. Doch dazu fehlen ihm die Räume und die Mensa. "Dabei wäre es in Lechhausen so wichtig", sagt er. "90 Prozent unserer Schüler haben Migrationshintergrund. Die Eltern können ihre Kinder oft nicht entsprechend unterstützen. Der Bedarf wäre riesig." Von den Mängeln am Gebäude ganz zu Schweigen. Der Schulleiter beschreibt die Situation mit deutlichen Worten: "Die Hälfte der Fenster kann nicht geöffnet werden, weil sie kaputt sind. Die Wände sind schlecht isoliert. Im Sommer hat es weit über 30 Grad in den Klassenzimmern, im Winter nur um die 17 Grad. Da lassen dann einige Kinder ihre Jacken an."

    Sanierung der Schiller-Schule: Preissteigerung von 17,2 Prozent

    Die langwierige Planung für seine Schillerschule blieb nicht ohne Folgen: Der Beginn des ersten Bauabschnitts wurde so nicht nur um drei Jahre nach hinten verschoben, die veranschlagten Baukosten schossen deutlich in die Höhe. Die Preissteigerung betrage 17,2 Prozent, wurden die Stadträte im Bildungsausschuss des Stadtrats informiert. Mit Mehrkosten in Höhe von 838.000 Euro wird im ersten Bauabschnitt gerechnet.

    Das habe zu verschiedenen Abstimmungsgesprächen mit der Finanzverwaltung geführt, erläuterte Martina Wild im Ausschuss. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage durch die Corona-Pandemie habe es nur wenig Spielraum gegeben. Damit die Mehrkosten der Grundschulsanierung geschultert werden können, muss an anderer Stelle geschoben werden. Es trifft das Rudolf-Diesel-Gymnasium (RDG) in Hochzoll, hier werden Haushaltsansätze vom Jahr 2022 auf das Jahr 2023 geschoben. "Wir wollen keine Schule runterfallen lassen und haben uns deshalb für diese Lösung entschieden", betonte Bürgermeisterin Martina Wild.

    Das sorgte für Diskussionsbedarf. SPD-Rätin Tatjana Dörfler sprach dagegen von einem "Alarmsignal". Regina Stuber-Schneider (Freie Wähler) wollte wissen, warum das Diesel-Gymnasium geschoben werde und nicht die Schiller-Schule. Astrid Gabler und Bernd Zitzelsberger (beide CSU) betonten, dass in diesem Fall eine "gute Kommunikation" wichtig sei.

    Denn auch Susanne Täufer, Schulleiterin am Rudolf-Diesel-Gymnasium, wartet auf dringende Sanierungsmaßnahmen im dritten Bauabschnitt. Seit zweieinhalb Jahren wird die Schule rundum saniert. Die Generalsanierung samt einem Erweiterungsbau wird nach derzeitigen Planungen rund 43,7 Millionen Euro verschlingen. Ende diesen Jahres soll der zweite Bauabschnitt fertig sein. Über die weitere Entwicklung ist Täufer ziemlich unglücklich. Sie sagt: "Von einer einjährigen Verzögerung kann hier keine Rede sein. Erst hieß es, dass es 2021 mit dem 3. Bauabschnitt weitergehen werde, dann wurde bereits auf das Jahr 2022 geschoben. Wenn nun Haushaltsansätze ins Jahr 2023 geschoben werden, beginnen die Bauarbeiten bei uns frühestens 2024. Da haben wir einen Baustopp von mehreren Jahren und das wird die Baumaßnahme auch verteuern."

    Altbau, Neubau, Provisorium - das Rudolf-Diesel-Gymnasium ist seit Jahren eine Baustelle.
    Altbau, Neubau, Provisorium - das Rudolf-Diesel-Gymnasium ist seit Jahren eine Baustelle. Foto: Silvio Wyszengrad

    Im dritten Bauabschnitt sollte der Altbau saniert werden. "Wir müssen nun in vielen Bereichen mit Provisorien klar kommen. Außerdem wird in Sachen Digitalisierung nun die nächsten Jahre nichts passieren", sagt die Schulleiterin verärgert. Mit drei Gegenstimmen von Tatjana Dörfler, Regina Stuber-Schneider und Frederik Hintermayr (Linke) stimmten die Räte im Bildungsausschuss aber für die Lösung zulasten des Diesel-Gymnasiums. Schulleiterin Susanne Täufer erwartet nun von der Stadt zumindest konkrete Angaben, wie unter anderem in Sachen Brandschutz weiter vorgegangen werden soll.

    Grüne

    : "Ich bin nicht eingeknickt."

    Martina Wild sagte, dass sie bei den Finanzverhandlungen innerhalb der Stadtspitze nicht eingeknickt sei. "Sonst wäre eine Schule total hinten runtergefallen. Es werden beide saniert", betonte sie. Innerhalb kürzester Zeit habe sie Nachrichten von zwei Kostensteigerungen erhalten. So war im August bekannt geworden, dass sich die Sanierung der Hans-Adlhoch-Schule in Pfersee um 670.000 Euro verteuern wird. Durch Umschichtungen und Einsparungen habe das Bildungsreferat diese Summe stemmen können. Schulen und Kitas hätten trotz der schwierigen coronabedingten Haushaltslage Priorität, sagt Wild.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: "Weiter so" beim Theater - warum bei den Schulen nicht?

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden