Es war ein Großeinsatz am Abend: Im Augsburger Stadtteil Lechhausen ist in der Pöttmeser Straße eine Fliegerbombe gefunden worden. Alle Gebäude in einem Radius von 500 Metern mussten noch am Dienstagabend geräumt werden. Die Polizei hatte den Bereich abgesperrt, rund 140 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren vor Ort. Gegen 22.45 Uhr dann die Nachricht: Die beiden Sprengmeister Roger Flakowski und Torsten Thienert haben die Bombe erfolgreich entschärft.
Bei dem Blindgänger handelte es sich um eine 500 Kilogramm schwere amerikanische Weltkriegsbombe. Ein Bagger hatte sie bei Bauarbeiten gegen 15.45 Uhr freigelegt. Laut Polizei war nicht auszuschließen, dass dabei einer der beiden Zünder beschädigt worden war. Daher fiel die Entscheidung, das Gebiet zu räumen und die Fliegerbombe noch am Abend zu entschärfen.
Fliegerbombe in Augsburg: Laut Polizei bestand keine Gefahr
Kurzfristig war eine Sammelstelle für betroffene Personen, die die Evakuierungszone verlassen mussten, bei der DJK Lechhausen in der Derchinger Straße 118c eingerichtet worden. Laut Polizei bestand für Anwohner keine konkrete Gefahr. Unmittelbar betroffen war auch nur ein Bruchteil der Augsburger Bevölkerung: Da die Fliegerbombe am Rande eines Industriegebiets gefunden worden war, seien dort lediglich rund 130 Anwohner gemeldet, so die Polizei.
Entsprechend wenige kamen am Dienstagabend zur Sammelstelle. Gegen 21.15 Uhr hielt sich etwa ein Dutzend Anwohner im DJK-Vereinsheim auf, später waren es rund 50 Personen. Darunter Tanja und Siegmar Scheiblich. Die Polizei hatte an ihrer Tür geklingelt und von der Bombe erzählt, gesagt, sie sollten das Haus verlassen. Zwei, drei Stunden werde es wohl dauern. Die beiden nahmen es gelassen, so wie alle Anwohner in der Sammelstelle.
"Hätten wir die Fliegerbombe in der Innenstadt gefunden, wäre das ein anderes Thema gewesen", sagte auch Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel. "Wir haben Glück, dass die Fliegerbombe in diesem Gebiet gefunden wurde", ergänzte Polizeisprecher Michael Jakob. In der Evakuierungszone befinden sich auch ein Fitnessstudio und eine Moschee - beide waren nach Polizeiangaben aber leer. Die Evakuierung war gegen 22.15 Uhr abgeschlossen. Damit konnte die Entschärfung der Bombe beginnen.
Fliegerbombe in Augsburg: In Augsburg liegen viele Bomben im Boden
Augsburg war im Lauf des Zweiten Weltkriegs mehrfach Ziel von Bombenangriffen. Viele damals abgeworfene Bomben liegen bis heute als Blindgänger im Boden.
Der letzte größere Einsatz wegen einer Fliegerbombe im Raum Augsburg war erst im Juli 2018. Damals war in der Herrenbachstraße in Augsburg eine 225 Kilo schwere Fliegerbombe entdeckt worden. Damit der Blindgänger entschärft werden konnte, mussten mehr als 1000 Menschen für mehrere Stunden ihre Wohnungen verlassen. Im November 2018 mussten in Stadtbergen rund 1900 Menschen in Sicherheit gebracht werden für eine Bombenentschärfung.
Lesen Sie dazu auch unseren aktuellen Bericht vom Mittwoch nach der Bombenentschärfung: Was nach dem Großeinsatz mit der Lechhauser Fliegerbombe geschah
Stichwort: Luftangriffe, Fliegerbomben, Blindgänger
Immer wieder wurden im Zweiten Weltkrieg deutsche Städte von Flugzeugen der Allierten bombardiert. Dabei kamen verschiedene Fliegerbomben zum Einsatz - die zum Teil immer noch als Blindgänger im Boden liegen.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass den Fliegerangriffen auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg zwischen 300.000 und 600.000 Menschen zum Opfer fielen.
Sprengbomben explodierten in der Regel beim Aufschlag am Boden oder durch einen Zeitzünder etwas später. Ihr Ziel war vor allem die Zerstörung von Gebäuden und Infrastruktur.
Splitterbomben wurden gegen sogenannte weiche Ziele eingesetzt, also Menschen und ungepanzerte Fahrzeuge. Ihre Sprengkraft war geringer, durch die Splitterwirkung allerdings waren sie nicht minder tödlich.
Luftminen besaßen einen besonders hohen Sprengstoffanteil und damit eine besonders hohe Sprengkraft. Sie sollten Häuser abdecken, damit anschließend Brandbomben die Häuser entzünden können.
Brandbomben oder Stabbrandbomben hatten die Aufgabe, Häuser zu entzünden. Durch sie entstanden die berüchtigten Feuerstürme, in denen zehntausende Menschen - etwa in Hamburg und Dresden - den Tod fanden.
"Christbäume" wurden zynisch die Leuchtmittel genannt, die von Flugzeugen an Fallschirmen abgeworfen wurden, um den nachfolgenden Bombern die Einsatzziele zu markieren.
Die Stadt Augsburg wurde zwischen 1940 und 1944 mehrfach zum Ziel von Luftangriffen. Dabei starben insgesamt 730 Menschen.
Experten gehen davon aus, dass 10 bis 20 Prozent der im Krieg abgeworfenen Bomben Blindgänger waren, also nicht explodierten.
Die Entschärfung von Blindgängern ist durchaus gefährlich. Auch Tote waren dabei schon zu beklagen. Besonders gefährlich sind dabei Bomben mit Langzeitzündern, da die Säurezünder kaum berechenbar sind.