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Augsburg: Sport-Boom: So aktiv sind Augsburger in ihrer Freizeit

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Sport-Boom: So aktiv sind Augsburger in ihrer Freizeit

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    Bei schönem Wetter zieht es derzeit viele Menschen raus in die Natur, etwa für einen Spaziergang oder zum Joggen an der Wertach.
    Bei schönem Wetter zieht es derzeit viele Menschen raus in die Natur, etwa für einen Spaziergang oder zum Joggen an der Wertach. Foto: Peter Fastl

    Geht man dieser Tage an der Wertach spazieren, kann man kaum zwei Schritte machen, ohne von einem Jogger überholt zu werden. Doch die Corona-Krise verschafft auch anderen Sportarten einen Aufschwung – und könnte ebenso Folgen für die Vereine haben.

    Hans-Peter Brandl-Bredenbeck, Professor für Sportpädagogik an der Universität Augsburg, sieht aktuell Individualsportarten im Vorteil und solche, für die man wenig Material braucht oder es schon zu Hause habe: „Viele holen gerade auch die alten Inliner aus dem Keller, um damit Sport zu machen.“ In dieser Krisenzeit sei der Sport auch eine „psychische Ressource“. „Diejenigen, die davor schon Sport getrieben haben, verbinden damit positive Emotionen und greifen das jetzt wieder auf, auch als Ablenkung von den vielen schlechten Nachrichten rund um Corona“, so Brandl-Bredenbeck.

    Sport: In Augsburg wird viel gejoggt und Fahrrad gefahren

    Er vermutet, dass aktuell vor allem die Menschen joggen oder Fahrrad fahren, die bereits zuvor Sport gemacht haben. „Erste Daten von einem Kollegen aus Potsdam deuten darauf hin, dass die Schere zwischen denen, die sportlich aktiver und denen, die inaktiver sind, weiter auseinander geht.“ Besonders problematisch findet der Sportpädagoge, dass gerade der Sportunterricht wegfalle. Dieser sei für sozial benachteiligte Kinder oft der einzige Zugang zum Sport. Ob die Krise auch den Vereinssport nachhaltig verändern werde, sei sehr schwer abzuschätzen, sagt Brandl-Bredenbeck. „Ich glaube, viele werden sich nach Corona die Frage stellen: War das für mich so wichtig, dass ich das wieder anfange?“

    Für Mike Häuser, Inhaber des „Runner’s Shop“, war bereits zuvor ein klarer Trend zum Joggen erkennbar. „Viele, auch eigentlich weniger sportliche Leute, sind in den vergangenen Jahren zum Laufen gekommen.“ Er glaubt, dass einige, die jetzt mit dem Joggen begonnen haben, auch nach Corona weitermachen: „Wenn sie Blut geleckt haben, dann bleiben sie.“

    Augsburg: Die Nachfrage nach Laufschuhen ist extrem groß

    Die Nachfrage nach Laufschuhen habe Corona auf jeden Fall gesteigert, so Häuser. Zwar würden sich im Frühjahr generell viele Menschen neue Laufschuhe zulegen, dieses Jahr sei der Andrang aber noch größer gewesen. „Teilweise war das so extrem, dass am Abend noch Leute vor meinem Laden Schlange standen, die ich dann auf morgen vertrösten musste“, erzählt der 63-jährige. „Momentan ist das Klientel schon etwas ungewöhnlicher, viele kommen einfach zum Laufen, weil sie vom Homeoffice abschalten wollen und ihnen zu Hause die Decke auf den Kopf fällt.“ Das Laufen habe den Vorteil, dass es einfach sei. „Man muss nur seinen Schuh anziehen, die Tür aufmachen, rausgehen und los gehts.“

    In den Gärten und Garagen, also weniger sichtbar, profitiert aber scheinbar noch eine andere Sportart. So berichtet Martin Lodner, Inhaber des Tischtennisfachgeschäfts TT-Expert, von einem regelrechten Tischtennis-Boom durch Corona. „Mitte März war innerhalb von zwei Wochen der komplette Markt für Platten leer gefegt“, erzählt er. Diese seien aktuell fast nicht zu bekommen, oftmals gebe es Lieferzeiten von ein bis zwei Monaten. Sein Laden verfüge noch über ein kleines Kontingent an Platten, ein Vorrat noch aus dem Januar, denn auch er müsse jetzt auf neue Lieferungen warten.

    Die Sportart Tischtennis ist in Augsburg beliebt

    Die Umsätze seien vor allem im Freizeitbereich stark gestiegen, sagt Lodner. Viele Familien hätten sich Tischtennisplatten gekauft, um in den eigenen vier Wänden oder im Garten zu spielen. „Ein Grund dafür ist, dass es wenig Berührungsängste mit der Sportart gibt, jeder hat irgendwann schon mal Tischtennis gespielt“, sagt Lodner. Zudem sei es eine einfache Möglichkeit, mit der Familie Sport zu treiben. Deswegen würden auch Alternativen zur Platte zurzeit verstärkt nachgefragt. „Flexible Netze sind gerade sehr beliebt, weil man sie einfach am Küchentisch oder der Biergarnitur im Garten befestigen kann.“

    Für den Tischtennissport sei Corona ein zweischneidiges Schwert. Zum einen, sagt Lodner, sehe er eine gewisse Verdrossenheit unter Wettkampfspielern, bedingt durch Ligaabbrüche und das ausfallende Training. Zum anderen gebe es die Chance, dass der Sport langfristig davon profitiere. „Das ist ja kostenlose Werbung, wenn die Kinder jetzt schon daheim Tischtennis spielen“, so Lodner. Die Vereine sind aus seiner Sicht jetzt gefordert, aktiv zu werden und diese Kinder durch gutes Schnuppertraining zu integrieren.

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