Herr Bechtel, die Berufsfeuerwehr hat viele Einsätze, bei denen Tiere gerettet werden müssen – zuletzt haben sich Fledermäuse in zwei Wohnungen verirrt, ein Dachs ist im Swimmingpool gelandet. Werden die Feuerwehrleute für solche Fälle speziell geschult?
Bechtel: Im einjährigen Grundlehrgang zum Brandmeister gibt es einen großen Bereich für Tierrettung. Darüber hinaus üben wir in der Praxis verschiedene Fälle. Es ist ziemlich viel, was man wissen muss.
Geben Sie uns doch ein paar Beispiele ...
Bechtel: Wir führen Kühe aus dem Bauernhof, damit wir wissen, wie wir sie im Brandfall aus dem Stall holen können. Wir üben, wie man einen Vogel, der sich verflogen hat, aus der Wohnung bekommt. Dazu lässt man am besten die Rollos herunter und wirft ein Tuch über das Tier. Wir lassen uns vom Imker zeigen, wie man ein ausgeschwärmtes Bienenvolk mithilfe eines kalten Wasserstahls ruhigstellen und einfangen kann. Man muss auch trainieren, wie man Hunde oder Katzen rettet, ohne selber verletzt zu werden. Dafür arbeiten wir mit verschiedenen Spezialisten zusammen, etwa der Polizei-Hundestaffel, dem Tierheim oder der Unteren Naturschutzbehörde bei der Stadt.
Wie groß ist die Gefahr für Feuerwehrleute, wenn verängstigte Tiere kratzen oder beißen?
Bechtel: Katzen beißen oft, wenn sie gerettet werden. Man muss vorsichtig vorgehen. Denn ein Katzenbiss kann erhebliche Folgen haben. Ein Kollege wurde durch den Handschuh gebissen. Die Verletzung entwickelte sich so, dass er nicht mehr Dienst tun konnte und in Pension gehen musste. Grundsätzlich gilt, dass wir bei der Rettung kein Tier schädigen wollen. Bei Einsätzen mit verletzten Tieren, die Schmerzen haben, kann es aber auch für uns gefährlich werden.
Welche Ausrüstung hat die Berufsfeuerwehr, wenn sie zur Tierrettung ausrückt?
Bechtel: Wir haben dafür ein Kleinalarmfahrzeug mit spezieller Ausrüstung. In dem Wagen ist beispielsweise ein Netz, es gibt verschiedene Käfige, Bienenkisten und auch einen Schlangenhaken. Wenn wir exotische Schlangen einfangen müssen, die entwischt sind oder ausgesetzt wurden, haben wir auch eine Styroporbox dabei. Die ist wichtig, um die Schlangen warm zu halten, sie frieren schnell.
Wie viele Tierrettungen haben Sie pro Jahr und welche Einsätze sind Ihnen besonders in Erinnerung?
Bechtel: Allein 2020 hatten wir über 500 Tiereinsätze. Es gibt fast nichts, was wir noch nicht hatten, angefangen bei jungen Eichhörnchen, die aus dem Nest gefallen sind, bis hin zum Biber im Spielcasino beim Schwabencenter. Der Biber war durch eine Glastür in die Halle hineinspaziert, als er wieder hinauswollte, war er aber zu klein, um die Lichtschranke auszulösen.
Wird die Feuerwehr auch vom Zoo zu Hilfe geholt?
Bechtel: Dort werden wir beispielsweise gerufen, wenn große Tiere eingeschläfert und danach zur Obduktion transportiert werden müssen. Das war neulich bei Elefantin Burma der Fall. Die Feuerwehr musste das tonnenschwere tote Tier mit einem Kran in einen Transportcontainer hieven. Solche Einsätze sind nötig, auch für uns sehr traurig.
Ist die Feuerwehr zur Tierrettung verpflichtet, oder sind es freiwillige Einsätze?
Bechtel: Gesetzlich ist es so, dass die Feuerwehr auch für die Tierrettung da ist. An erster Stelle steht die Rettung von Menschen, dann kommen Tiere und danach hohe Sachwerte. Wenn also ein Haus brennt, in dem ein Hund ist, und auch noch ein Porsche in der Garage, dann retten wir zuerst den Hund.