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Augsburg: Sperrung, Statik, Trinkwasser: So geht es nach dem Brand weiter

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Sperrung, Statik, Trinkwasser: So geht es nach dem Brand weiter

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    Nach dem Brand in der Karolinenstraße ist Löschschaum auf der Straße zu sehen.
    Nach dem Brand in der Karolinenstraße ist Löschschaum auf der Straße zu sehen. Foto: Michael Hochgemuth

    Weißer Löschaum hat sich von der Karolinenstraße bis an den Schmidberg ausgebreitet. Die Augsburger Berufsfeuerwehr und weitere Einsatzkräfte sind am Samstag weiter mit dem schweren Brand in einem historischen Haus an der Karolinenstraße beschäftigt. Der Einsatz ist sehr aufwendig und hat weitreichende Folgen. Am Samstagabend wird ein Spezialbagger eingesetzt, um die immer noch bestehenden Glutneser auszuheben. Nach Angaben von Ordnungsreferent Frank Pintsch hat die Stadt ein Betretungsverbot der Karolinenstraße ausgesprochen, das bis Montag, 24 Uhr, dauern wird. Das hat auch Auswirkungen für die dortigen Geschäfte, für den Verkehr und den öffentlichen Nahverkehr.

    Das verheerende Feuer war am frühen Freitagabend ausgebrochen. Es hielt die Einsatzkräfte die ganze Nacht über in Atem. Stadt und Feuerwehr sprechen von einen "kräftezehrenden Einsatz" mit einer enormen Hitzeentwicklung und schlechter Sicht wegen der Rauchentwicklung. In der Nacht habe man mit einem Großaufgebot über fünf Stunden lang alle Möglichkeiten der Brandbekämpfung ausgeschöpft, so Pintsch. Trotzdem dauern die Lösch- und Sicherungsarbeiten auch am Samstag an und gestalten sich schwierig. "Wir müssen den Dachstuhl von oben abdecken, um an die Glutnester unter dem Blech zu kommen, sagt Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel. Sonst drohe das Feuer immer wieder auszubrechen. Es bestehe auch die Gefahr, dass Giebel des Hauses einstürzen. Als Brandursache wird nach wie vor der Akku eines E-Rollers vermutet.

    Bewohner ohne Unterkunft können sich bei der Stadt melden

    Die Karolinenstraße ist am Samstag mit Sicherheitsbändern abgesperrt. Schaulustige verfolgen die Sicherungsarbeiten der Feuerwehr an dem schwer beschädigten denkmalgeschützten Gebäude. Dort haben sich die Flammen tief hinein gefressen. Pintsch sagt, in seinem jetzigen Zustand werde das historische Gebäude nicht zu retten sein. Man sei in Kontakt mit dem Denkmalschutz. Der Statiker mache sich derzeit ein Bild der Lage. Zudem soll ein spezielles Messgerät des Technischen Hilfswerks nach Augsburg geholt werden, mit dem man genau beobachten kann, ob sich das Haus bewegt und zu einer Gefahr für die Umgebung werden kann. Die beiden Nachbarhäuser seien nach derzeitigem Stand nicht gravierend von dem Brand betroffen. Einsatzkräfte hatte in der Nacht verhindert, dass die Flammen übergreifen.

    Sperrung, Statik, Trinkwasser: So geht es nach dem Brand in der Karolinenstraße weiter

    In dem Brandhaus mussten Pintsch zufolge in der Nacht insgesamt fünf Bewohner evakuiert werden. Drei von ihnen mussten von der Stadt in der Nacht untergebracht werden. Insgesamt sind rund 20 Personen in dem Haus gemeldet, das nun nicht mehr bewohnbar ist. "Wer Probleme mit der Unterkunft hat, kann sich beim Einsatzwagen der Feuerwehr auf dem Rathausplatz melden", sagt er. Auch in die beiden Nachbargebäude dürfen die Bewohner vorerst nicht mehr hinein, weil die Giebel des Brandhauses auf sie herabfallen könnten.

    Der Rauch war während des Brands in der Karolinenstraße in vielen Teilen Augsburgs zu sehen.
    Der Rauch war während des Brands in der Karolinenstraße in vielen Teilen Augsburgs zu sehen. Foto: Joachim Wetzenbacher

    Katzen im Nachbarhaus rochen den Brand

    Vor dem Einsatzwagen beim Rathaus steht am Samstagmorgen Pierre, der im Nachbarhaus wohnt. Auch er erkundigt sich, wann er wieder in seine Wohnung zurück darf. Seine beiden Katzen hätten das Feuer zuerst gerochen, erzählt er. Dann sah er aus einer Wohnung gegenüber schon die Flammen schlagen. "Das Feuer gegenüber hat sich sehr schnell ausgebreitet, wir sind sofort runter." Mit einer seiner Katzen und seiner Geige unter dem Arm rettete er sich zu Freunden. Die andere Katze konnte er in der Eile nicht mehr mitnehmen, weil sie sich versteckt hatte. Zusammen mit einem Feuerwehrmann darf der Franzose jedoch ins Haus zurück, um dem Tier Futter hinzustellen.

    Bürgermeisterin Martina Wild sagt bei einer Pressekonferenz der Stadt am späten Mittag, das Feuer sei noch nicht unter Kontrolle und das Haus wohl nicht zu retten, was tragisch für die Eigentümerfamilie sei. Tragisch sei die Situation auch für die Bewohner, so Wild. "Ihnen allen gilt unser Mitgefühl." Der für den Brand gebildete Krisenstab sei auch in Kontakt mit Oberbürgermeisterin Eva Weber, die derzeit im Urlaub ist. Bei der Stadt spricht man von einem „Schadensereignis unterhalb des Katastrophenfalls“.

    Wie geht es jetzt in der Karolinestraße weiter? Ordnungsreferent Pintsch sagt, aus Sicherheitsgründen werde bis einschließlich Montag ein Betretungsverbot der Karolinenstraße gelten. Ausgenommen seien Einsatzkräfte und Nachbarn. Bis Montag müssen voraussichtlich auch die Geschäfte an der Straße geschlossen bleiben. Auch der Verkehr und öffentliche Nahverkehr werden umgeleitet. Die Oberleitungen müssen an der Karolinenstraße vorübergehend zurückgebaut werden, damit die Sicherungsarbeiten mit schwerem Gerät weiter vorankommen. Die Stadtwerke müssen zudem vier Straßenbahnen abschleppen, weil sie nicht mehr über die Karolinenstraße fahren können.

    Der Bereich um das betroffene Haus wird derweil zur Großbaustelle. Dazu wird auf der Straße ein Sand-Kies-Gemisch aufgeschüttet – auch um die Tramgleise zu schützen – und verdichtet. Auf dieser Tragschicht wird am Samstagabend ein Spezialbagger postiert, der über die bestehende Fassade hinweg die Glutnester aushebt. „Diese Arbeiten dauern, bis die Glutnester gelöscht sind – notfalls die ganze Nacht“, so Ordnungsreferent Frank Pintsch. Die Stadt bittet die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner für diese "unabdingbare Sicherheitsmaßname" zur Brandbekämpfung um Verständnis.

    Die Polizei setzte am Brandort auch Drohnen ein.
    Die Polizei setzte am Brandort auch Drohnen ein. Foto: Jörg Heinzle

    Stadtwerke sprechen Trinkwasserwarnung aus

    Die Stadtwerke sprechen am Samstag in Zusammenhang mit dem Brand eine Trinkwasserwarnung aus. Im Bereich der nördlichen Innenstadt zwischen Rathausplatz und Thommstraße soll das Trinkwasser aus den Leitungen vorsorglich bis auf weiteres nicht zum Trinken und nicht für die Zubereitung von Speisen verwendet werden. Dies sei gefährlich. Betroffen von der Warnung sind rund 300 Häuser. Im Zuge des Feuerwehreinsatzes in der Karolinenstraße seien geringe Mengen Löschwasser in die Trinkwasserleitung gelangt. Auch wenn es sich nur um geringe Mengen handele, könne das Wasser am Wasserhahn schäumen. Die Chemikalien können zu Reizungen der Augen und Schleimhäute führen.

    Die Stadtwerke Augsburg warnen Bürger mit Zetteln an den Häusern vor dem Trinken von Leitungswasser.
    Die Stadtwerke Augsburg warnen Bürger mit Zetteln an den Häusern vor dem Trinken von Leitungswasser. Foto: Miriam Zissler

    Am Sonntag gegen 13.20 Uhr heben die Stadtwerke (swa) die Trinkwasserwarnung für die nördliche Innenstadt mit sofortiger Wirkung auf. Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn könne in dem betroffenen Bereich wieder ohne Bedenken getrunken und zur Zubereitung von Speisen verwendet werden. Vorher sollten die Anwohnerinnen und Anwohner in dem betroffenen Bereich jedoch die Wasserhähne etwa für fünf Minuten öffnen und so die Leitungen in ihren Gebäuden spülen. Dies gelte für einen Bereich vom Rathausplatz über die Frauentorstraße bis Pfärrle und Stephingerberg sowie zwischen Unterer und Mittlerer Graben bis Volkhartstraße und Auf dem Kreuz.

    Die von einem Augsburger Fachlabor untersuchten Wasserproben waren danach in Ordnung, es wurden keine Rückstände von Löschwasser festgestellt. Untersucht wurden dabei Proben aus dem Leitungsnetz der swa. Dieses wurde vorher in dem betroffenen Bereich umfangreich gespült.

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