Eigentlich wollten die Marktleute gemeinsam mit Kunden und Besuchern den Geburtstag groß feiern. Über mehrere Tage hinweg waren Festivitäten angedacht. Corona durchkreuzte die Pläne. Nun wird der Augsburger Stadtmarkt im Oktober still und leise 90 Jahre alt. Dabei gibt es kaum einen Ort in der Innenstadt, der so voller Leben ist, wie der Markt mit seinen Hallen, Ständen, Geschäften und Cafés. Die zentrale Versorgermeile hat sich längst zu einem beliebten Aufenthaltsort und Besuchermagneten entwickelt. Seit vielen Jahren schon wird an seiner Zukunft gefeilt, Händler und Bürger wurden zuletzt mit ihren Ideen eingebunden. Modernisierungspläne gibt es einige. Sogar ein Unternehmer signalisiert Unterstützung.
"Augsburger Stadtmarkt ein in die Jahre gekommenes Juwel"
Ulrich Kubak bringt es auf den Punkt: "Der Stadtmarkt ist ein in die Jahre gekommenes Juwel." Der Chef von Klassik Radio lässt seit rund einem Jahr das ehemalige Stadtarchiv, das an den Stadtmarkt angrenzt, sanieren. Über zehn Millionen Euro investiert der Unternehmer nach eigenen Angaben in den Standort. Im Laufe des nächsten Jahres will er mit Klassik Radio vom Hotelturm in das imposante Gebäude an der Fuggerstraße ziehen.
Auf der Rückseite grenzt es direkt an den Bauernmarkt des Stadtmarktes. Kubak sieht sich mit der Sanierung und Renovierung des Gebäudes als Mit-Impulsgeber im neuen Kultur- und Theaterviertel zwischen Stadtmarkt, Staatstheater, der Grottenau mit dem neuen Leopold-Mozart-Zentrum und der Stadtbücherei.
"Dass der Platz, auf dem der Bauernmarkt stattfindet, dann nicht so bleiben kann, wie er ist, ergibt sich von selbst", sagt der Unternehmer und ergänzt: "Dasselbe gilt im Übrigen für den Fugger-Boulevard." Kubak zeigt sich bereit, in eine Neugestaltung des Bauernmarktes mit zu investieren. "Es gibt bereits eine vertragliche Absichtserklärung, wie Klassik Radio die Stadt hier auch finanziell unterstützen kann." Genau das aber scheint die Herausforderung bei der Modernisierung des Stadtmarktes zu sein: die Finanzierbarkeit. Wie in vielen anderen Bereichen auch, fehlt der Stadt das Geld.
Im Wirtschaftsreferat Augsburg steht Stadtmarkt oben auf der Agenda
Im Augsburger Wirtschaftsreferat steht der Stadtmarkt als einzigartige Augsburger Einrichtung ganz oben auf der Agenda, betont Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (parteilos). "Er hat aufgrund seiner Geschichte für die Augsburger eine große Bedeutung, ist aber auch wichtig für die gesamte Innenstadt, insbesondere für die Annastraße", sagt Hübschle, der auch für das Marktwesen verantwortlich ist. Auch das touristische Potenzial sei seiner Meinung nach noch nicht vollständig erschlossen. Die Sanierungmaßnahme Stadtmarkt besteht laut Hübschle bereits seit 2005 und sei zum Teil realisiert worden.
Er erinnert an die Erneuerung der Stände in der Obst- und Gemüsegasse und des Platzes mit dem Brunnen. Vor über vier Jahren wurde auch die Fleischhalle saniert. Als Nächstes müsse die Bäckergasse angegangen werden. Dort soll die Fassade entlang der Viktualienhalle neu gestaltet sowie der Bodenbelag erneuert werden - samt neuer Bestuhlung an der Halle. Zudem steht der Umbau des Bauernmarktplatzes an. Über allem aber steht die Frage: wann.
Die Aufwertung des Bauernmarktes im Blick
Sämtliche Modernisierungspläne stünden laut dem Wirtschaftsreferenten zunächst unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit. Es gibt Verschiebungen im Zeitplan. Unter der alten Stadtregierung wollte man die Bäckergasse noch in diesem Herbst in Angriff nehmen. Damit ist jetzt allerdings nicht mehr zu rechnen. "Es gibt noch keinen Zeitpunkt, wann angefangen werden kann. Die noch nicht begonnenen Investitionsmaßnahmen stehen im städtischen Haushalt derzeit auf dem Prüfstand", berichtet Hübschle.
Dabei hat er aber auch den neuen Nachbarn am Bauernmarkt im Blick. "Ende nächsten Jahres wird Klassik Radio die Baumaßnahmen für den neuen, sehr beeindruckenden Firmensitz abschließen. Dann müssen die Planungen für die Neugestaltung und Aufwertung des Bauernmarktes umgesetzt werden."
Die Stadt lässt sich für das Zukunftskonzept Stadtmarkt von der Münchner Agentur CIMA beraten. Diese empfehle, so Hübschle, für den Bauernmarkt einen freien Ideenwettbewerb zum Urbanen Quartier mit einem anschließenden Realisierungswettbewerb. Das könne er sich durchaus vorstellen. "Eine gemischte Nutzung - auch als Platz mit Aufenthaltsqualität und für kleinere Veranstaltungen - fände ich persönlich sehr schön", meint der Wirtschaftsreferent. Selbstverständlich binde man Klassik Radio als unmittelbaren Nachbarn zum Gelände des Bauernmarktes mit ein.
"Ich denke darüber hinaus, dass wir von Ideen von Klassik Radio zur Nutzung des Platzes massiv profitieren können." Wie genau der Bauernmarkt-Platz auf dem Stadtmarkt künftig genutzt werden könnte, darauf gehen weder Hübschle noch Klassik Radio-Chef Kubak konkret ein. "Wir stehen als Partner bereit, der jederzeit mit kulturellen Angeboten eine Bereicherung darstellen kann, auch aus touristischen Aspekten", meint Ulrich Kubak.
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