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Augsburg: So präsentieren sich die Augsburger OB-Kandidaten im Netz

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So präsentieren sich die Augsburger OB-Kandidaten im Netz

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    Fotos und kurze Filme dominieren bei den Auftritten der Oberbürgermeister-Kandidaten in den sozialen Netzwerken.
    Fotos und kurze Filme dominieren bei den Auftritten der Oberbürgermeister-Kandidaten in den sozialen Netzwerken. Foto: Silvio Wyszengrad

    Weber, Wild, Wurm – es gehört zu den Kuriositäten dieses Augsburger OB-Wahlkampfs, dass sich die Favoriten für den Posten des neuen Stadtoberhauptes den Anfangsbuchstaben teilen. Dreimal W – eine Kombination, die uns im digitalen Zeitalter ständig begegnet, wenn wir im World Wide Web unterwegs sind. Das, so predigen Politik- und Medienforscher seit Jahren, wird auch im Wahlkampf immer wichtiger. Vor allem die Auftritte auf Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram und Twitter. Mancher, wie Donald Trump, scheint ja schon über Twitter zu regieren.

    Doch wie schlagen sich die Augsburger Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl? Die Nase vorn hat an allen Fronten die CSU-Kandidatin Eva Weber. Sie bespielt sowohl Facebook als auch Instagram und Twitter. Teilweise mehrmals am Tag teilt die Bürgermeisterin Fotos, Nachrichten aus der Stadt und immer wieder auch Videos, die sie mit ihren Anhängern zeigen. 4463 Menschen folgen ihr bei Facebook. Damit liegt sie vor der Grünen Martina Wild mit 3022 Freunden oder Dirk Wurm von der SPD mit rund 1100 Abonnenten. Kein anderer Bewerber beherrscht die Klaviatur der digitalen Selbstvermarktung aktuell so wie die CSU-Kandidatin. Immer wieder antwortet sie auch auf Kommentare der Wähler. Die findet man in den Social-Media-Kanälen ihrer Konkurrenten bislang eher selten. Und wenn, dann sind es Kommentare von Parteifreunden unter Bildern von Parteiveranstaltungen.

    Dass Eva Weber das Feld im Netz anführt, ist freilich nicht überraschend. Sie ist neben Dirk Wurm die einzige Bewerberin, die als Politikerin seit Jahren stark im öffentlichen Fokus steht. So konnte sie sich kontinuierlich eine Basis aufbauen, sich ausprobieren, dazulernen. Sie hat als Bürgermeisterin den Vorteil, dass sie täglich auf Veranstaltungen unterwegs ist, die gute Bilder abwerfen. Und nicht zuletzt steht ihr mit Richard Goerlich ein erfahrener Wahlkampfmanager zur Seite, der nicht ganz unbeteiligt an prägnanten Hashtags wie #teameva oder #evalution sein dürfte. Ein Luxus, den andere Kandidaten nicht haben.

    Augsburger Kandidaten im Netz: Instagram wird wichtiger

    Neben Facebook wird die Plattform Instagram, auf der noch stärker mit Fotos kommuniziert wird, immer wichtiger. Bei jungen Menschen hat "Insta" den Konkurrenten Facebook schon abgehängt. Im Instagram-Abonnentenranking der Kandidaten liegt Roland Wegner von der bislang nicht im Stadtrat vertretenen V-Partei mit fast 2000 Abonnenten auf Platz zwei hinter Eva Weber mit 2760. Zum Vergleich: Schlagerstar Helene Fischer folgen 713.000 Menschen.

    Bei einigen Kandidaten findet man auf den persönlichen Facebookseiten keinen oder eher versteckt den Hinweis, dass sich hier ein potenzieller Augsburger Oberbürgermeister präsentiert – etwa bei SPD-Mann Dirk Wurm, bei IT-Expertin Claudia Eberle von Pro Augsburg, bei Bruno Marcon von Augsburg in Bürgerhand, Christian Pettinger von der ÖDP oder auch Andreas Jurca von der AfD, dessen Partei für gewöhnlich stark auf die sozialen Medien setzt. Verwirrend ist bei einigen das Nebeneinander von persönlichen Profilen und Wahlkampf-Facebook-Seiten.

     Im Netz mehr oder minder unsichtbar ist ausgerechnet die Kandidatin, die allein aufgrund ihres jungen Alters vermeintlich Vorreiterin auf diesem Feld sein müsste. Lisa McQueen, 28, von der Satirepartei "Die Partei" ist, was Social Media anbelangt, ein öffentlich eher unbeschriebenes Blatt und bei keiner gängigen Plattform auf Anhieb zu finden. Erfolgreicher agiert Anna Tabak, 32, von der Bürgervereinigung "Wir sind Augsburg" (WSA). Sie hat knapp 1300 Abonnenten bei Facebook. Wer dort nach ihr sucht, landet aber womöglich auch auf einem älteren privaten Profil mit dem letzten Post aus dem Jahr 2017.

    Auf manche Bewerber bei der OB-Wahl stößt man nicht sofort

    Auch wer Peter Hummel von den Freien Wählern auf seinem mit dem Hashtag #Hummelflug versehenen Weg zum Wahltag folgen will, muss ein bisschen tiefer schürfen. Auf Instagram findet man mit einer Suche unter seinem Namen eine Seite mit dem Namen "Biere dieser Welt" und kann sich mehr als 300 Fotos von mehr oder weniger gut eingeschenkten Hopfengebräuen ansehen. Auch seine Facebookseite kommt ohne direkten Hinweis auf die OB-Kandidatur aus. Allerdings findet sich nach hartnäckigerer Suche auf Facebook ein Blog des Journalisten, die Seite Hummel-Brummen, an der bisher knapp 300 Menschen Gefallen gefunden haben. Und da zeigt der Medienmann, wie man die Plattform im Lokalwahlkampf einsetzen kann. Er nutzt die Öffentlichkeit dort, um eigene Themen zu platzieren und seine Meinung zu sagen – von den zu kurzen Dächern und dem teuren Tunnel am Hauptbahnhof bis zur Tramlinie für die Karlstraße.

    Auch Ordnungsreferent Dirk Wurm spricht auf Facebook gern Tacheles – allerdings nur auf einem seiner zwei Profile. Und im Gegensatz zu den meisten anderen gerne mal im Videoformat. Da geht es dann um die Modernisierung des Stadtmarkts oder um die Zukunft des Holbein-Gymnasiums. Zaghafte erste Ansätze, über Social Media Themen zu platzieren, gibt es auch auf den Facebook–Auftritten von Linken-Kandidat Frederik Hintermayr oder FDP-Mann Lars Vollmar, der sich mit Blick auf die Wahl erst im Oktober ein Profil extra für die Kandidatur angelegt hat. Dort hat er auch schon Spitzen in Richtung Eva Weber ausgeteilt und ihr vorgeworfen, beim Bahnhof sorglos mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen. Angesichts von bisher 30 Abonnenten allerdings eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

    Zieht man bei ihm, wie bei allen anderen Bewerbern, die Zahl der Parteifreunde, Bekannten und Journalisten von den Abonnentenzahlen ab, bleibt nicht mehr so viel Öffentlichkeit übrig. So erklärt sich vielleicht auch, warum die meisten Kandidaten bisher nicht allzu viel Zeit und Kraft im Netz investieren – es interessiert offenbar nicht genug Menschen. Selbst Eva Weber hat bei Facebook mit nicht einmal 4500 Abonnenten nur 2,3 Prozent der 190.000 Wahlberechtigten in Augsburg um sich geschart – mit vergleichsweise großem Aufwand.

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