Am vergangenen Wochenende brachte die Freiwillige Feuerwehr im Zentrum Lechhausens die Weihnachtsbeleuchtung an. Pünktlich zum 1. Advent sollen die leuchtenden Sterne und zwei Christbäume vor dem Grünen Kranz und am Marienplatz vorweihnachtliche Stimmung verbreiten. Allzu festlich ist es Horst Hinterbrandner allerdings nicht zumute. "Das Jahr war bescheiden", sagt er. Als Vorsitzender der Lechhauser Arge, dem Zusammenschluss der Vereine, kann der CSU-Stadtrat die Stimmung in dem 36.000-Einwohner-Stadtteil gut einschätzen. Viele liebgewordene Traditionsveranstaltungen wie etwa das Maibaumfest oder der Marktsonntag als Besuchermagnet fielen wegen Corona komplett aus. Andere - wie etwa die Kirchweih - fanden nur im kleinem Rahmen statt.
Lechhauser Vereine hadern mit der Corona-Situation
Dass die Entscheidungen alle nachvollziehbar waren, will Hinterbrandner nicht in Frage stellen. "Wir wollen ja keine Superspreader-Ereignisse schaffen." Aus diesem Grund hat die Aktionsgemeinschaft ihren Weihnachtsmarkt gestrichen, der seit vielen Jahren die Bürger anlockt und zusammenbringt. Nicht nur die Besucher, auch den Organisatoren wird etwas fehlen. "Die Vereine hadern mit der Situation", sagt der Arge-Chef. Schließlich wirke sich die Pandemie sogar auf die Terminplanung fürs kommende Jahr aus. Die Kolpingsfamilie etwa hat ihre beliebten Faschingssitzungen bereits abgesagt. Monatelange Proben, um dann gar nicht oder bestenfalls vor einem sehr überschaubaren Publikum aufzutreten, will sich der Verein nicht antun.
Auch Hannelore Köppl blickt mit gemischten Gefühlen auf 2021. Die Chefin der Arge Oberhausen hofft, dass zumindest das Festival "Sommer am Kiez" stattfinden und der 30. Marktsonntag Anfang September nachgeholt werden kann. Doch vor dem Kirschblütenfest, das bereits Ende April terminiert wäre, sieht sie noch ein dickes Fragezeichen. Das beliebte Ereignis würde bei einer Absage dann zum zweiten Mal in Folge ausfallen. Nicht nur persönlich findet sie die aktuelle Situation "deprimierend". Sie werde auch viel angesprochen und angerufen. "Die Leute sind traurig und vermissen die Veranstaltungen."
Nikolaus ist in Oberhausen mit der Kutsche unterwegs
Den Oberhauser Akteuren geht es bei allen ihren Veranstaltungen auch darum, den häufig als Brennpunkt dargestellten Stadtteil von einer positiven Seite zu zeigen. Beispielsweise mit dem Adventsmarkt, der an diesem Wochenende den Helmut-Haller-Platz vor dem Bahnhof in ein anderes Licht gerückt hätte. Jetzt können sich die Passanten zumindest an der Beleuchtung in der Ulmer Straße und am festlich geschmückten Weihnachtsbaum erfreuen, der von einer Oberhauser Bürgerin spendiert und von der Freiwilligen Feuerwehr aufgestellt wurde. Damit wenigstens die Kinder nicht mit leeren Händen dastehen, setzt die Arge den Nikolaus am Samstagvormittag, 5. Dezember, in eine Kutsche. Mit dichtem Rauschebart als Mund-Nasen-Schutz und Handschuhen will Altstadtrat Dieter Benkard von 10 bis 12 Uhr in den Straßen des Stadtteil Schoko-Nikoläuse verteilen. "Es darf doch nicht alles wegen Corona sterben", sagt er bestimmt.
Ausfallen musste indes der stimmungsvolle Weihnachtsmarkt der Unternehmergemeinschaft „Wir in Göggingen" (WIG) vor dem Kurhaus. "Alle Bemühungen, ihn durchzuführen, seien an der aktuellen Entwicklung der Corona-Zahlen gescheitert, sagt Vorsitzender Dieter Kleber." Die Gögginger Geschäfte werden aber trotzdem versuchen, weihnachtliches Flair ins Zentrum von Göggingen zu zaubern. Darüber hinaus plant die WIG, den Weihnachtsmarkt im kommenden Jahr mithilfe der Vereine zu vergrößern und noch attraktiver zu gestalten.
Gerade die älteren Augsburger trifft es hart
Auch Joachim Wetzenbacher von der Stadtteil-Arge hofft auf ein Wiederaufleben der Aktivitäten im nächsten Jahr. Das Vereinsleben stehe komplett still, sagt er traurig. Corona vereitelte im Spätwinter die Gögginger Skimeisterschaft. Dann fielen das Frühlingsfest, die Maibaumfeier, die Italienische Nacht und noch so einiges mehr aus. "Den Menschen fehlt der Ausgleich, das führt auch ein Stück weit zur Vereinsamung", weiß Wetzenbacher. Ältere, alleinstehende Menschen treffe es besonders hart. "Aber auch ich merke, dass eine Vorstandssitzung per Video nicht den zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen kann."
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