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Augsburg: So läuft es bei Premium Aerotec nach Brand und A380-Stopp

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So läuft es bei Premium Aerotec nach Brand und A380-Stopp

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    In Augsburg produziert Premium Aerotec unter anderem Seitschalen.
    In Augsburg produziert Premium Aerotec unter anderem Seitschalen. Foto: Premium Aerotec

    Wer zuletzt von Premium Aerotec gelesen hat, dem wurde erzählt, dass der Standort Augsburg mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Weil die Nachfrage nach dem Militärflieger A 400M sinkt, geht die Auslastung zurück. Schon vor einiger Zeit wurde daher die Streichung von 450 Leiharbeiterstellen angekündigt.

    Ein Teil der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt. Jetzt verkündete Airbus auch noch den Produktionsstopp des größten Passagierflugzeugs der Welt, der A 380. Die Stammbelegschaft bei Premium Aerotec hat zwar eine Beschäftigungsgarantie bis 2020, doch Arbeitnehmervertreter fürchten, dass es auch hier zu Einschnitten kommen könnte, wenn keine neuen Aufträge an Land gezogen werden.

    Wer verstehen will, warum diese Nachrichten nicht nur die rund 3800 Beschäftigten, sondern auch die Bevölkerung beschäftigen, warum es nicht so einfach ist, neue Aufträge zu generieren und wo die Chancen für die Zukunft stecken, der muss nicht nur einen Blick hinter die Kulissen werfen. Auch der Werdegang des Unternehmens ist wichtig. Dabei beginnt die Reise in die Vergangenheit schon bei der Ankunft in der Gegenwart: „Sie müssen bei der Haltestelle Messerschmitt aussteigen, wenn Sie dahin wollen“, erklärt eine ältere Frau auf die Frage, wie man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Premium Aerotec an der Haunstetter Straße kommt.

    Dass das Unternehmen schon lange anders heißt, hat die Dame ausgeblendet. „Für mich bleibt das Messerschmitt“, sagt sie lachend. Kein Wunder, denn die Haltestelle hat nicht umsonst ihren Namen. In den Werkshallen, wo heute Premium Aerotec drauf steht, war lange Messerschmitt drin. Firmengründer Willy Messerschmitt war mit seinem Unternehmen dabei nicht nur Teil der NS-Rüstungsindustrie, sondern galt auch als Visionär und Wegbereiter neuer Flugzeugentwicklungen und war mitverantwortlich dafür, dass Augsburg sich international einen Namen als Standort für Luftfahrt machen konnte. Mit dem Engineering Center Willy Messerschmitt auf dem heutigen Premium Aerotec-Gelände wirkt sein Tun noch immer nach.

    Beschäftigte von Premium Aerotec bangen immer wieder

    Dennoch sind die Zeiten von Messerschmitt, entstanden aus den Bayerischen Flugzeugwerken, in Augsburg längst vorbei. 1969 fusionierte das Unternehmen mit Bölkow-Blohm zu MBB und wurde fortan in wechselnde Unternehmensstrukturen eingegliedert. 1989 übernahm die Daimler-Benz-Tochter DASA. Im Jahr 2000 wurde die DASA mit der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen CASA zum europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, der schließlich zu Airbus wurde. Immer wieder bangten die Beschäftigten in all den Jahren um ihre Zukunft.

    Jeder Übergang in ein neues Unternehmen war für sie ein Schritt ins Ungewisse. Zuletzt sorgte vor zehn Jahren die Gründung von Premium Aerotec für Unsicherheit. EADS wandelte damals einen Teil seiner Zulieferwerke in eine eigene Gesellschaft um. Zunächst wurden die Standorte Augsburg, Varel und Nordenham zu Premium Aerotec zusammengefasst – mit Hauptsitz in Augsburg.

    Ein Jahr später kam Bremen dazu und in 2017 ein weiterer Standort in Hamburg. Zunächst war der Plan, diese Gesellschaft am Markt zu verkaufen. Dieser wurde jedoch bisher nicht umgesetzt, steht aber nach wie vor als Möglichkeit im Raum. Vorerst bleibt Premium Aerotec jedoch eine hundertprozentige Tochter von Airbus. Ein Umstand, der es erschwert, Aufträge von Konkurrenten wie Boeing zu erhalten. Airbus ist somit nahezu der einzige Kunde und macht Premium Aerotec abhängig von Bestellungen des Mutterkonzerns. Noch dazu steht man im harten, internationalen Wettbewerb mit anderen Zulieferern.

    Leichtbau-Teile aus Augsburg für Airbus

    Darauf wird das Unternehmen sich strukturell einstellen müssen. Themen wie die Digitalisierung und Industrie 4.0 werden daher vorangetrieben. Gebaut wird in Augsburg für alle Flugzeugtypen – von der A320-Familie über die A330, die A350 bis hin zur A380. Dazu entstehen Teile für den Eurofighter und den Militärtransporter A 400M. Insgesamt 250.000 verschiedene Bauteile werden in Augsburg gefertigt. Als Beispiel für modernste Flugzeugfertigung gilt in Fachkreisen schon heute das Werk 1 neben der WWK-Arena, wo das Thema Leichtbau im Fokus steht.

    Das größte Passagierflugzeug der Welt ist der Airbus A380. Er hat eine Länge von 72,30 Metern und eine Spannweite von 79,80 Meter. Das maximale Startgewicht beträgt 391 Tonnen.
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    Die Augsburger gelten als Experten auf dem Gebiet für Carbonfaserverbundwerkstoffe (CFK) und sind hier seit mehr als 40 Jahren aktiv. So werden unter anderem die CFK-Seitenschalen des hinteren Rumpfs für die A350 XWB gefertigt. Der entwickelte CFK-Türrahmen gilt als das derzeit modernste CFK-Bauteil im Flugzeugbau. Um die Führungsrolle auf diesem Gebiet weiter auszubauen, soll Werk 1 zu einem CFK-Kompetenzzentrum werden. Schon jetzt ist die Halle mit modernsten und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut entwickelten Maschinen und Technologien ausgestattet und gilt dem Unternehmen nach als Weltmarktführer in diesem Bereich. Und auch bei anderen Fertigungsthemen ist Premium Aerotec am Ball. Derzeit werden die ersten Bauteile aus dem 3D-Drucker im A350 verbaut.

    Der Luftfahrtzulieferer betreibt mittlerweile drei Werke in der Stadt und eines auf militärischem Gelände in Lagerlechfeld. Dazu kommt das vor kurzem in Betrieb genommene neue Logistikzentrum an der WWK-Arena und es entsteht eine neue Lackieranlage, die neuesten Umweltstandards entsprechen soll. Die abgebrannte Galvanik soll rückgebaut werden. Wann und wo eine neue Anlage entstehen kann, wird derzeit geprüft.

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