Es ist Tag eins der etwas anderen Herbstdult in Augsburg. Wegen der Corona-Pandemie steht der Markt unter besonderen Vorzeichen. Es gibt weniger Stände, die nun zwischen Vogeltor und Jakobertor in größerem Abstand stehen. Gestartet wird auch nicht an einem Wochenende, es geht ausnahmsweise an einem Montag los. Und über allem steht auch die Frage: Wie wird die Dult im Corona-Jahr 2020 angenommen?
Es ist mittags kurz nach 12 Uhr. Zwei Stunden zuvor hat die Dult begonnen, in diesem außergewöhnlichen Jahr ohne Eröffnungsfeier. Die 93 zugelassenen Markthändler machten ihre Stände auf. Unter ihnen sind viele Beschicker, die in diesem Jahr bislang kaum Einnahmen erzielt haben, weil nahezu alle Märkte abgesagt worden sind. Die Unsicherheit ist groß, ob die treuen Fans der Dult kommen werden. So wird es von vielen Händlern am Eröffnungstag beschrieben.
Unterwegs zur Mittagszeit ist Manuela Müller-Manz, die Vorsitzende der Marktkaufleute. Sie selbst betreibt einen Kräuterstand. Manuela Müller-Manz hat das Lachen an diesem Tag wiedergefunden. "Wir sind positiv überrascht, wie viele Kunden bereits in den ersten Stunden kommen", sagt sie.
Besucher der Augsburger Dult werden elektronisch erfasst
Es sind Mittags mehrere hundert Menschen, die sich auf der rund einen Kilometer langen Einkaufsstraße im Freien bewegen. An den Zugängen stehen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, die mit einem kleinen Gerät die Zahl der Besucher elektronisch erfassen. So soll verhindert werden, dass sich zu viele Menschen gleichzeitig auf dem Areal drängen.
Knapp 600 Besucher hat die Stadt gleichzeitig zugelassen. Eine Maskenpflicht gibt es nicht. Es fällt allerdings auf, dass nahezu die Hälfte der Besucher den Mund-Nasen-Schutz freiwillig trägt. Zu ihnen gehört Gaby Eichberger, die in der Nähe der Dult wohnt. Dass sie gleich am ersten Tag komme müsse, stand für sie nie in Zweifel: "Ich möchte schauen, was geboten ist." Mit leeren Händen werde sie keineswegs nach Hause gehen. Griechische Feigen hat sie bereits gekauft. Weitere Einkäufe könnten noch folgen. "Ich finde es toll, dass die Dult stattfinden kann", sagt Gaby Eichberger.
So sieht es auch Karl Reinhardt. Er ist kein Kunde. Der Mann aus Rain aus Lech ist mit zwei Ständen auf der Dult vertreten. Er verkauft Bambus-Kissen und Bambus-Kristallputztücher. "Ich freue mich für unseren Berufsstand, dass wir überhaupt wieder arbeiten können", sagt Reinhardt. Er selbst sei nahezu arbeitslos gewesen in den zurückliegenden Monaten: "Vor der Dult gab es für mich gerade mal zwei Gartenmessen im Freien." Reinhardt ist es wichtig, die Rolle der Stadt Augsburg hervorzuheben: "Ich bin der Stadt tatsächlich dankbar, dass wir hier sein können."
Viele Händler brennen für die Augsburger Dult
Manuela Müller-Manz spürt nach ihren Worten, dass viele Kollegen "für diese Dult brennen". Gerade weil wegen Corona das Geschäftsleben mit so vielen Einschnitten verbunden sei, "ist es ganz wichtig für die Psyche, dass wir unser Angebot in Augsburg präsentieren". Zu ihren Aufgaben am Eröffnungstag gehört es auch, ein Blatt mit Hygenieregeln an die Beschicker auszuhändigen. Es sind Dinge aufgelistet, die wegen Corona zu beachten sind.
Dass die Dauer des Marktes von neun auf sechs Tage reduziert werden musste, sei schmerzlich, sagt die Geschäftsfrau aus Bobingen. Aber sie sagt auch: "Wegen Corona war es nachvollziehbar, dass wir nicht an einem frequenzstarken Sonntag öffnen dürfen."
Die Herbstdult in Augsburg dauert bis Samstag
Die treuen Kunden der Dult nehmen andere Änderungen ebenfalls wahr. Beim Eingang nahe des Jakobertors stehen jetzt an der Häuserfront keine Stände. So bleibt mehr Platz an der Engstelle. Imbissstände haben dieses Mal wegen Corona zudem keine Sitzmöglichkeiten. "Wir hoffen jetzt einfach, dass die Menschen den Weg zur Dult finden", sagt Manuela Müller-Manz. Bis einschließlich Samstag, 10. Oktober, dauert die Dult, geöffnet ist immer von 10 bis 19 Uhr.
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