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Augsburg: So kommen Flüchtlinge in Augsburg in Jobs

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So kommen Flüchtlinge in Augsburg in Jobs

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    Werner Chodora mit Alisha Achmedi aus Afghanistan, Shamour Abdulahad aus Syrien und Afrin Haji aus dem Irak, die zu Pflegediensthelfern ausgebildet werden.
    Werner Chodora mit Alisha Achmedi aus Afghanistan, Shamour Abdulahad aus Syrien und Afrin Haji aus dem Irak, die zu Pflegediensthelfern ausgebildet werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Werner Chodora zeigt wie ein Druckverband am Arm richtig angebracht wird. Schon oft hat das der Sozialpädagoge und Erste-Hilfe-Trainer der Johanniter erklärt. Doch an diesem Vormittag ist es auch für den 62-Jährigen etwas Besonderes: Im Kurs befinden sich Teilnehmer aus Eritrea, Afghanistan, Syrien oder dem Irak. Die Johanniter in Augsburg haben gemeinsam mit der Agentur für Arbeit ein Pilotprojekt gestartet. Es heißt „Ziel – Zugänge ins Erwerbsleben“ und soll unter anderem Flüchtlingen als Brücke ins Berufsleben dienen.

    Dort sind im Augsburger Agenturbezirk inzwischen rund 1400 Flüchtlinge angekommen. Ein Großteil von ihnen lebt schon längere Zeit in Deutschland. Die Frauen und Männer, die mit der großen Flüchtlingswelle im vergangenen Herbst nach Deutschland gekommen sind, stecken oftmals noch in Integrationskursen und beruflichen Eingliederungsmaßnahmen. Die Vermittlungszahl erfüllt Reinhold Demel, Chef der Augsburger Arbeitsagentur, „in gewisser Weise mit Stolz.“ Denn im bayernweiten Vergleich schneidet der Großraum Augsburg gut ab. Laut dem Pakt zur Integration von Flüchtlingen, den der Freistaat mit der bayerischen Wirtschaft und der Bundesagentur für Arbeit geschlossen hat, sollen bis Ende 2019 insgesamt 60000 Flüchtlingen in Bayern in Arbeit gebracht werden.

    Für Integration wichtig: "Sprache, Sprache, Sprache"

    Das für dieses Jahr gesteckte Ziel, das 20000 Menschen mit Flüchtlingshintergrund einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz erhalten, wurde bereits im Oktober erreicht. Demel: „6,9 Prozent aller Vermittlungen hat der Agenturbezirk Augsburg zu dieser Zahl beigetragen. Damit stehen wir auf dem zweiten Platz hinter München und noch vor Nürnberg.“ Einen großen Beitrag dazu leisten die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (Hwk), die mit besonderen Programmen jungen Flüchtlingen unter die Arme greifen, um einen Ausbildungsplatz zu finden, und sie auch während ihrer Lehrzeit begleiten und unterstützen. Schwabenweit verzeichnet die IHK inzwischen über 500 Ausbildungsverhältnisse, die Hwk rund 300. „Wir versuchen die Azubis in Berufe zu lenken, wo Mangel herrscht. Etwa in der Gastronomie, Bauindustrie oder auch Logistik“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank. Für den Chef der Arbeitsagentur Reinhold Demel hängt der Erfolg, Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, vor allem von einem Faktor ab: „Sprache, Sprache, Sprache.“

    „Erste Hilfe – Erstes Deutsch“ heißt auch das erste Modul des Johanniter-Konzepts, wohlwissend, dass eine fachliche Ausbildung nur in Kombination mit einem Sprachkurs funktionieren kann. Vor einem Jahr begann die Konzeptarbeit. „Wir haben überlegt, wie wir die bestehenden Leistungen der Johanniter, wie Ausbildung und Pflegedienst, nutzen können, um Asylbewerbern eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten, die sie Stück für Stück zum Einsatz im Ehrenamt oder auf dem Arbeitsmarkt qualifiziert“, sagte Johann Georg von Hülsen, Mitglied des Regionalvorstandes der Johanniter in Schwaben.

    In der Medizin ist fehlerfreies Deutsch lebensnotwendig

    So sind die Teilnehmer nach dem ersten Modul, welches in vier Wochen praktische Übungen als auch die Grundlagen der deutschen Sprache vermittelt, ausgebildete Ersthelfer. Modul 2 soll die Teilnehmer in 240 Stunden zum Betreuungsassistenten qualifizieren, der im Ehrenamt oder im Freiwilligendienst eingesetzt werden kann. Modul 3 ermöglicht den Weg auf den Arbeitsmarkt: Hier werden die Teilnehmer in 460 Stunden zu Pflegediensthelfern ausgebildet. Wenn sich das Augsburger Modell bewährt, wollen es die Johanniter deutschlandweit anbieten. „Gerade der Gesundheits- und Sozialbereich ist ein Wirtschaftszweig mit Zukunft“, sagt Demel.

    Marissa Safar, die den Erste-Hilfe-Kurs besucht, hat in Afghanistan ihr Abitur gemacht und als Krankenschwester gearbeitet. Seit acht Monaten ist sie in Deutschland und spricht die Sprache beinahe fließend. Was ihr für einen beruflichen Einstieg allerdings fehlt, sind hier anerkannte Zeugnisse. Demel: „Pflege und Medizin sind sensible Bereiche, in dem fachspezifisches Deutsch als Sprache aber auch für die schriftliche Dokumentation benötigt wird. Deshalb muss in dem Fall nochmals eine Ausbildung gemacht werden.“

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