Augsburg steckt viele Millionen Euro in die Schulen im Stadtgebiet. Doch die Bauarbeiten sind eine Daueraufgabe . Angesichts dessen fragen sich viele, ob das Geld ausreicht. Hier die drängendsten Fragen - und die Antworten darauf.
Bei wie vielen Schulen muss sich die Stadt Augsburg um den baulichen Unterhalt kümmern?
Es handelt sich um 70 Schulen. Das sind etwa 120 Gebäude mit rund 650.000 Metern Fläche. Über 39.000 Schüler besuchen diese Einrichtungen.
Fehlender Brandschutz, bröckelnder Putz, statische Probleme oder undichte Dächer – viele Schulen müssen dringend saniert werden. Wie geht die Stadt vor?
Stadt und Freistaat Bayern haben das Bildungsförderprogramm ausgehandelt. Bis 2030 werden 300 Millionen Euro in die Schulen investiert; die Stadt nimmt Kredite dafür auf, der Freistaat hilft mit Fördersätzen von 65 bis gut 80 Prozent. Die Kredite müssen innerhalb von elf Jahren getilgt werden.
Was konnte bislang realisiert werden?
Zahlreiche Maßnahmen, wie unter anderem der Ausbau der Heinrich-von-Buz-Realschule und der Grundschule Kriegshaber zu Ganztagsschulen, die Generalsanierung der Hans-Adlhoch-Grund- und Mittelschule sowie den Neubau der Einfachturnhalle und der Ausbau der Ganztagsschule an der Grundschule Vor dem Roten Tor sind bereits abgeschlossen. Die Projektaufträge für den 3. bis 5. Bauabschnitt er Generalsanierung des Rudolf-Diesel-Gymnasiums d wurden erst in der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses vergeben. Allein die Sanierung des Gymnasiums in Hochzoll wird insgesamt knapp 44,4 Millionen Euro kosten.
Das Geld des Bildungsförderprogramms wird bei weitem nicht für alle Bauvorhaben reichen. Wie will die Stadt fortfahren?
Von Anfang sei klar gewesen, dass die 300 Millionen nicht ausreichen würden, um sämtliche Anforderungen gerecht zu werden, heißt es bei der Stadt. Es habe sich um einen Einstieg gehandelt, der sowohl die anderen Aufgaben der Stadt berücksichtigte als auch die finanziellen Möglichkeiten, so Bildungsreferent Hermann Köhler ( CSU ). Nur so könne der über Jahrzehnte hinweg entstandene Sanierungsstau Zug um Zug aufgelöst werden. Köhler : „ Die Schulsanierungen stellen eine Daueraufgabe der Stadt dar, die auch in den kommenden Jahren beziehungsweise Jahrzehnten höchste Priorität genießen muss.“
Kitas und Schulen - das planen Parteien und Gruppierungen
CSU
Bildung ist die größte Chance für gelingendes Leben. Bildung ist nicht nur ein Thema für die Jugend, sondern sie findet heute bis ins hohe Alter statt. Wir müssen deswegen die räumlichen und technischen Voraussetzungen schaffen und niederschwellige Angebote für Bildungsberatung schaffen. Unser Schulsanierungsprogramm wird in der kommenden Legislatur prioritär weitergeführt, auch mit Fokus auf die Umsetzung neuer pädagogischer Anforderungen. Außerdem gehören der Neubau einer Realschule und ein Ersatzbau für ein Gymnasium zum Programm der CSU. Schulneubauten werden nach neuestem Stand der Technik und Pädagogik geplant und umgesetzt.
SPD
Wir müssen in die Köpfe unserer Kinder und Enkel investieren, und nicht in Steine. Denn wir brauchen offene Bildungshäuser, die Pädagogik, Betreuung, Freizeit- und Sportangebote sowie soziales Engagement in sich vereinen, anstatt alte und umzäunte Schulgebäude. Offene Bildungshäuser, digital vernetzt, strahlen in den Stadtteil aus und sind Orte der Identifikation für alle Bürger. Das gelingt nur gemeinsam mit Schülern, Eltern und Lehrern, indem für jeden Standort ein Konzept erarbeitet wird. Dafür wollen wir 20 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen, damit alle in den Genuss guter Bildung kommen und fit für die Zukunft werden.
Die Grünen
Selbstverständlich müssen unsere Schulen weiter saniert werden. Unsere Bildungsorte müssen auch fit für Ganztag und mehr Betreuungsplätze, fit für Heterogenität, Digitalisierung und Inklusion gemacht werden und sich ins Quartier öffnen und vernetzen. Sie verändern sich damit weiter: weg vom Frontalunterricht hin zu einem stärkeren Miteinander der Schulgemeinschaft, weg von Kreide hin zu modernen Medien, weg von endlosen Fluren hin zu einem Lern- und Lebensort. Wir wollen diesen Prozess bewusst und gemeinsam gestalten. Damit sorgen wir für Bildungsorte der Zukunft. Damit alle Kinder von Anfang an gute Startchancen haben.
AfD
Die Herausforderungen des Bildungssystems sind besonders mit der Masseneinwanderung verknüpft. Je kulturfremder und je schlechter vorgebildet, desto schwerer wird es einen gewohnten Standard, für den bayerische Schulen immer respektiert waren, zu halten. Diese Umstände sorgen dafür, dass weniger Ressourcen für die eigentliche Bildung der Schüler aufgewendet werden als für Disziplinierung/Sozialisierung. Von städtischer Seite aus könnten wir zumindest das Problem der maroden Schulen lösen. Hier sehen wir es als prioritäre Aufgabe, Gelder für Sanierung/Modernisierung zur Verfügung zu stellen, wofür wir uns auch vehement einsetzen werden.
Pro Augsburg
Zukunftsfähige Bildung braucht gute Rahmenbedingungen. Eine Fortführung der Schulsanierung ist dringend notwendig. Bei den Sanierungsmaßnahmen gilt es im Einzelfall sinnvoll abzuwägen, ob ein Aus-, ein Neubau oder eine Sanierung am zielführendsten ist. Die Schullandschaft ist zu erweitern, unter Umständen auch in Kooperation mit den Landkreisen. In Bezug auf Standorte für weiterführende Schulen ist neues Denken nötig, z. B. in Lechhausen, Haunstetten oder bei den Konversionsflächen. Kindertagesstätten sind ebenfalls ein wichtiger Baustein für die Bildung. Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze müssen wir weiterhin verstärkt ausbauen.
Freie Wähler
Die größte Herausforderung im Bereich Bildung wird sein, dass wir als Stadt Geld investieren müssen. Viel Geld. Geld in Schulgebäude, aber auch zum Beispiel in den Ausbau der Digitalisierung. Vermutlich sollte es auch Schulstunden geben, in denen die Schüler den Lehrern das Internet beibringen. Vor allem aber muss den Verantwortlichen in der Politik klar werden, dass wir die großen Probleme unserer Zeit wie Klimawandel, Frieden und wirtschaftliche Entwicklung nur mit gut ausgebildeten jungen Menschen meistern werden. Dafür müssen wir als Stadt die Rahmenbedingungen schaffen. Ein Schritt wäre ein flächendeckendes, gut funktionierendes, freies WLAN.
Die Linke
Aktuell fehlen hunderte Betreuungsplätze in Augsburger Kindertagesstätten. Auch die städtischen Schulen wurden in den letzten 30 Jahren stark vernachlässigt. Ihr Zustand ist katastrophal. Schüler sowie Lehrer haben diese Situation auszubaden: veraltete Unterrichtsmaterialien, funktionsuntüchtige Toiletten, Schimmel, fehlende Rettungswege und mangelhafter Brandschutz. Die wenigsten Schulen sind auf einen funktionierenden Ganztagsunterricht eingerichtet. Hier braucht es einen Masterplan zur Schulsanierung. Das müssen uns die Schüler und Lehrer wert sein.
ÖDP
Grundsätzlich gilt für ganz Bayern: Die Grundschulklassen benötigen dringend mindestens eine weitere pädagogische Kraft zur Unterstützung der Lehrkräfte. Bei Inklusion entsprechend mehr! Die Schulsozialarbeit muss dringend ausgebaut werden. Der Übertritt in die weiterführenden Schulen sollte erst nach der sechsten Klasse erfolgen. Augsburg bekommt seit Jahren nur einen Bruchteil der Lehrergehälter vom Freistaat ersetzt, ein Drittel weniger, als im Gesetz steht und weniger als die Hälfte dessen, was der Freistaat an Privatschulen zahlt! Dazu kommt der seit Jahrzehnten vernachlässigte Bauunterhalt an den städtischen Schulen.
Polit-WG/DiB
Schulen müssen saniert werden – Bildung ist aber mehr. Ausbau der Sozialarbeit und mehr Lehrpersonal an allen Schularten. Mehr Angebote an Ganztagesbetreuung. Ausbau frühkindlicher Bildungsinstitutionen, in denen Sprache, Kultursensitivität und demokratische Wertevermittlung für alle Programm sind. Bessere Finanzierung der Aufsuchenden Sozialarbeit durch Wohlfahrtsverbände und Kommune. Die digitale Entwicklung erfordert verstärkte Vermittlung von Medienkompetenzen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Stadträte. Ausbau des Bildungstransfers von Hochschule und Universität in die Stadtgesellschaft und Verwaltung.
FDP
Die FDP hat das Ziel, den Sanierungsstau an den Schulen zügig und transparent abzubauen. Hier hat es über Jahre große Versäumnisse von CSU, SPD und Grünen gegeben. Gleichzeitig wollen wir die Schulen für die Digitalisierung fit machen. Um die Lehrkräfte zu entlasten, fordern wir die Einstellung von IT-Systembetreuern bei der Stadt, die sich schulartübergreifend um eine einheitliche IT kümmern. Grundsätzlich ist eine sichere, schnelle und stabile Internetverbindung unabdingbar und durch die Stadt bereitzustellen. Um den Bedarf an Schulplätzen für Realschüler in Augsburg zu decken, setzen wir uns für den Neubau einer Realschule im Osten ein.
Augsburg in Bürgerhand
Wir müssen städtische Schulen, Kindergärten und andere Betreuungseinrichtungen zu sprengelverbindenden, angstfreien, bunten Orten der Begegnung und des interkulturellen Austauschs entwickeln. Es fehlen ausreichende Lehrmittel, angemessene Investitionen für Umbaumaßnahmen sowie zur Ausstattung mit Spielplätzen und Bewegungsangeboten. Wir brauchen Nachmittagsangebote, die in Zusammenarbeit mit Sportvereinen, Musikschulen, Jugendsozialarbeitern gestaltet werden und die eine attraktive Alternative zu digitalen Unterhaltungsmedien darstellen. Überparteilich muss Augsburg massiv eine Finanzierung vom Freistaat Bayern einfordern.
Die Partei
Bildung ist wichtig. Daher fordern wir eine Bildungspflicht für Politiker und Entscheider. Diese beinhaltet zweimal jährlich vierwöchige Praktika in sozialen Einrichtungen, an Schulen, in Betrieben, die nur den Mindestlohn bezahlen. Für die Bürger sollte Bildung aber nicht mit „Schule besuchen“ verwechselt werden. Hier lernen die Jugendlichen, dass sie, weil nicht wahlberechtigt, die Regierenden wenig interessieren. Bildung beginnt für uns mit einem Herabsetzen des Wahlalters auf 14 Jahre, denn Teilhabe ist der beste Bildungsmotor. Mit der Hintner-Jugend hat Die PARTEI bereits bei der Gründung eine Bildungseinrichtung geschaffen, die einzigartig ist.
Generation Aux
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Migration sind die großen Themen unserer Zeit. In Augsburg brauchen wir in diesen Bereichen konkrete Bildungsangebote für Berufstätige, Studierende, Auszubildende und Schüler. Berufliche Aus- und Weiterbildungen im digitalen Bereich, Umweltbildungsmaßnahmen an Schulen wie in Unternehmen und eine umfassende politische Bildung der Bevölkerung soll stärker gefördert und umgesetzt werden. Die Politik muss dabei mit Bildungsträgern, Unternehmen und Vereinen zusammenarbeiten. Die Sanierung der Schulen ist wichtig, kann aber nur die Grundlage für nachhaltige und zukunftsfähige Bildung sein.
V-Partei3
Nicht die Herkunft oder das Geschlecht entscheiden darüber, wie sich Menschen integrieren, sondern die Bildung als Startblock für eine gesellschaftliche Verbindung. Wirtschaftliche Schwäche der Eltern darf keine Hürde sein für die Chancengleichheit ihrer Kinder in unserem Schulsystem. Die Stadt Augsburg und der Freistaat haben die Herausforderung, sowohl Lehrpersonal als auch Mitarbeiter der Jugendsozialarbeit noch mehr mit Möglichkeiten auszustatten, um zum einen bei etwaigen Konflikten und Schwächen Zeit, Fähigkeiten und Ressourcen für Lösungsfindungen zur Verfügung zu haben. Die Sanierung von Bildungseinrichtungen hat eine hohe Priorität.
WSA
Auf jeden Fall müssen die Investitionen in Schulen ungemindert weitergehen. Darüber hinaus wird die Digitalisierung unserer Bildungseinrichtungen eine große – auch finanzielle – Herausforderung sein. Schließlich werden wir weiter daran arbeiten müssen, für alle Kinder und Jugendliche eine bestmögliche Chancengleichheit in unserem Bildungssystem zu schaffen. In allen drei Handlungsebenen gibt es noch große Defizite in Augsburg!
Wie werden weitere Baumaßnahmen, die nicht durch das Bildungsförderprogramm abgedeckt sind, finanziert?
Der Lösungsweg über zusätzliche Kredite habe seine Grenzen, machte Finanzreferentin Eva Weber ( CSU ) im vergangenen Jahr klar. „Die Schuldendienstlasten müssen beherrschbar sein und dürfen die dauernde Leistungsfähigkeit der Stadt nicht überfordern“, sagte sie. Sanierungsmaßnahmen würden priorisiert und von Schule zu Schule abgearbeitet, so Weber .
Wie steht es um die Digitalisierung an den Augsburger Schulen?
Mit bis zu 12,5 Millionen Euro können die Einrichtungen fit für die Digitalisierung gemacht werden. Das Geld stammt aus den Fördertöpfen des Freistaats Bayern und des Bundes. Die 70 städtischen Schulen in Augsburg sind technisch auf einem ganz unterschiedlichen Stand. 34 von ihnen waren vergangenes Jahr beispielsweise noch nicht ans Glasfasernetz angebunden, 29 Grund- und Mittelschulen waren Anfang 2019 noch nicht vernetzt, sodass man dort nur „offline“ mit IT-Ausstattung arbeiten konnte. Der Digital-Pakt Schule läuft für die Jahre 2019 bis 2024.
Wie entwickelt sich das Ganztagsangebot in Augsburg ?
Mit dem Ganztagsausbau an den Augsburger Schulen hat sich auch das Angebot entwickelt. Im laufenden Schuljahr gibt es an 29 Schulen insgesamt 138 gebundene Ganztagsklassen.
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