Der graue Klotz in der Landsberger Straße in Haunstetten wirkt wenig einladend. Vergilbte Fenster, eine trostlose Fassade, offensichtlicher Leerstand, ein paar verbliebene Hinweise auf eine Bar im Erdgeschoss, die vor Jahren dichtmachte: Sonderlich hübsch ist das alles nicht. Eigentlich sollte es demnächst mal hübscher werden und losgehen mit aufwendigen Renovierungsarbeiten des ehemaligen Hotels. Oder schon losgegangen sein. Im zweiten bis dritten Quartal 2018 plane man, mit den Bauarbeiten zu starten, hieß es im vergangenen Jahr von der Immobilienfirma Inter-Kapital aus Gersthofen, der das Haus damals gehörte.
Das ist nun schon wieder hinfällig. Denn das Unternehmen hat die Immobilie verkauft, an eine luxemburgische Investmentgesellschaft namens „Jargonnant Partners“, Mitte Mai soll das Geschäft abgewickelt worden sein. Die Luxemburger Gesellschaft mit einem Büro in München hat nun andere Pläne mit dem Haus. Soll heißen: Bis etwas passiert, dauert es noch ein wenig.
Geplant waren Studentenappartements
Dabei hatten sich die Ideen des Gersthofer Unternehmens eigentlich recht ernsthaft angehört, wenn auch nicht besonders konkret: Erst 2016 hatte die Inter-Kapital die Immobilie erworben und angekündigt, das ehemalige Hotel umfassend zu sanieren. Von außen solle es wieder „wohnlich“ gemacht werden und weniger wie ein Fremdkörper in der Umgebung wirken, innen stünden diversen Schönheitsreparaturen an. Studentenappartements sollten entstehen, vielleicht auch Mikroappartements, also möblierte Kleinstwohnungen. Hieß es noch im vergangenen Jahr. Daraus wurde nun nichts. Die Inter-Kapital begründet den Verkauf auf Anfrage damit, dass man gerade bereits viele andere Projekte „in der Abwicklung“ habe und das Angebot von „Jargonnant Partners“ gut gewesen sei.
Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Früher einmal war es ein Hotel, und keine schlechte Adresse dazu. Im „Cheval Blanc“, dem Restaurant, bereitete ein Sternekoch die Mahlzeiten zu, Helmut Kohl schlürfte hier einmal eine Suppe, als er noch Bundeskanzler war. Schließlich folgte der Abstieg. Lange Zeit stand das Hotel leer, ehe es 2005 die Immobilienfirma Lierheimer kaufte. Das „Haus Delphin“ kam hier 2007 unter, ein betreutes Wohnangebot, das armen und alkoholkranken Menschen ein Zuhause bietet. Anfang 2017 zog die Einrichtung um, nur ein paar hundert Meter weiter.
Die Bewohner hatten Sorgen um ihr Zuhause
Dass die Inter-Kapital ankündigte, die Immobilie werde nach der Sanierung wieder „Top-Niveau“ haben, bereitete den verbliebenen Bewohner durchaus auch Sorgen. In dem Haus lebten die vergangenen Jahre hauptsächlich Menschen, die zu den Ärmeren der Gesellschaft gehören. Dass sie sich das Leben dort nicht mehr leisten können werden, wenn eine aufwendige Sanierung abgeschlossen ist, darf man vermuten – und günstiger Wohnraum in Augsburg ist bekanntlich rar.
Dem Vernehmen nach zogen viele der Bewohner in den vergangenen Monaten aus. Acht Wohnungen seien zuletzt noch belegt gewesen, heißt es von der Inter-Kapital auf Anfrage. Man habe viele Bewohner in anderen Wohnungen untergebracht. Einige nutzten allerdings auch die Chance, sobald sie irgendwo eine bezahlbare Bleibe fanden.
Den verbliebenen Bewohnern, heißt es vom neuen Immobilieneigentümer auf Anfrage, werde man neue Unterkünfte anbieten, während der Bauphase könnten sie aber in dem Haus bleiben. Jargonnant Partners will die Immobilie „komplett sanieren“ und sie als Wohnhaus erhalten; ob Miet- oder Eigentumswohnungen draus würden, heißt es von der Geschäftsleitung der Gesellschaft in Deutschland, könne man noch nicht sagen. Man wolle die Immobilie „repositionieren“, das Haus habe einen Imagewandel dringend nötig. Man hoffe, in einem Jahr mit den Ausschreibungen und dann mit dem Bau beginnen zu können.