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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Das Augsburger Impfzentrum befindet sich in einem Bürogebäude auf dem ehemaligen Fujitsu-Areal.

Augsburg
01.02.2021

So erleben die ersten Senioren das Augsburger Corona-Impfzentrum

Von Jörg Heinzle

Schnell und unkompliziert: Mit dem Ablauf im Augsburger Impfzentrum sind die meisten Besucher zufrieden. Schwieriger ist es, einen Termin zu bekommen. Denn noch immer ist der Impfstoff knapp.

Sie lächelt, das ist trotz Maske zu sehen, als sie von ihrem Sohn aus dem Augsburger Impfzentrum geschoben wird. Adelheid Magel, 93, sitzt im Rollstuhl, aber im Kopf ist sie hellwach. Die Seniorin schlägt den Mantelkragen hoch. Hier draußen, auf dem früheren Werksgelände des Computerherstellers Fujitsu, weht ein ungemütlicher Wind an diesem späten Montagvormittag. Es nieselt. Aber Adelheid Magel ist froh, dass sie jetzt gegen das Coronavirus geimpft ist. Es war die erste Impfung, demnächst muss sie noch einmal kommen und sich den Impfstoff spritzen lassen. Dann kann sie davon ausgehen, dass sie immun ist gegen das Virus. Ihr Urteil darüber, wie es im Impfzentrum läuft, ist eindeutig.

23 Bilder
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So läuft eine Impfung im Augsburger Impfzentrum ab
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Schilder zeigen den Weg zum Parkplatz

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Vom Parkplatz aus begleiten wir Gerhard Lang vom Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Augsburg, bei seiner Impfung...

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am Eingang zum Impfzentrum-Gelände zeigt...

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...ein Lageplan wo wir hin müssen...

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...am Eingang des Impfzentrum prüft Andreas Merk ob Herr Lang auf der Liste steht, was zur Impfung berechtigt. Jakob Schweinberger misst gleichzeitig bei Gerhard Lang die Körpertemperatur...

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...nach dem Desinfizieren der Hände geht es in den Anmelderaum...

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...wo Britta Wacker eine Impfdatei von Gerhard Lang anlegt. Dabei muss er sich mit Personalausweis legitimieren und verschiedene Fragen beantworten...

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...neben einem Laufzettel, bekommt er eine Impfnummer, mit der er...

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...dann in den Warteraum geht...

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...wo er an Bildschirmen angezeigt bekommt, wann er in welches Impfzimmer kommen kann...

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Andreas Lang am Eingang zum Impfzimmer 2, wo...

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...MFA Isabell Schulz den Laufzettel kontrolliert und eventuelle weitere Angaben von Gerhard Lang erfasst. Dr. Andreas Schneider gibt dem Impfling Informationen über die Impfung und beantwortet eventuelle Fragen

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Desinfektionsmittel und Spritze mit dem Impfstoff liegen bereit...

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...und MFA Margit Hummel impft gekonnt den Impfstoff in den linken Oberarm von...

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Andreas Lang, der keinerlei Schmerz verspürte...

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...danach ging es in den Ruheraum, wo die vor ihm geimpften Arbeitskollegen sitzen und von Jan Quak (Geschäftsführer Bäuerle Ambulanz) li. Informationen über den 2. Impftermin bekommen...

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Während Andreas Lang im Ruheraum war, durfte ich die Vorbereitung des Impfstoffes beobachten...

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...die Impfdosen, die bei - 70 Grad gelagert werden müssen, werden...

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von Uschi Geissler und Heike Bergner vorsichtig und peinlichst genau zur Verimpfung vorbereitet...

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...dabei wird auf der Impfdose notiert, wann der Impfstoff aus der Kühlung genommen wurde...

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...danach wird die Impfdosis in die Spritze aufgezogen und für die nächste Person bereitgelegt

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...nach nicht einmal 30 Minuten konnte Andreas Lang, gut gelaunt das Impfzentrum wieder verlassen

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Dominicus Sießmeir ist Leiter des Impfzentrums und ständig am Optimieren des jetzt schon guten Ablaufs

"Sehr gut", sagt die frühere Volksschullehrerin. "Es geht schnell, die Leute sind freundlich." Sie gehört jetzt zu jenen rund drei Prozent der Bürger in Augsburg, die schon eine Spritze mit dem Impfstoff bekommen haben. Zuerst waren die Pflegeheime dran, mobile Teams kamen in die Einrichtungen und impften die Bewohner dort. Im Impfzentrum waren bisher schon viele Angehörige von Rettungsdiensten, seit voriger Woche sind nun auch die ersten Über-80-Jährigen an der Reihe, die nicht in einem Heim leben. Viele sind es bisher nicht. In der Vorwoche wurden im Augsburger Impfzentrum rund 200 Menschen jenseits der 80 geimpft. In dieser Woche sind es schon deutlich mehr, rund 200 pro Tag. Aber, so viel ist klar, es läuft eher schleppend. Die Stadt hat darauf keinen Einfluss, es hängt davon ab, wie viel Impfstoff die Stadt zugeteilt bekommt. So wird es noch eine ganze Weile dauern, bis alle rund 19.000 Augsburger, die 80 Jahre oder älter sind, geimpft sein werden.

Impfung: Viele ältere Menschen sind auf Hilfe angewiesen

Adelheid Magel hat es mithilfe ihres Sohnes geschafft, einen Termin zu bekommen. Er hat seine Mutter im Internetportal der bayerischen Impfzentren registriert. Und als dann die Mail mit dem Termin kam, hat er ihn auch bestätigt und ist mit seiner Mutter zum Impfzentrum gefahren. "Alleine hätte ich das nicht geschafft", sagt die Rentnerin. Sie hat kein Internet. So geht es auch Leonore Lumper, 92. Bei ihr hat die Tochter die Registrierung im Internet übernommen. Tochter Elisabeth Schwab sagt, sie habe ihre Mutter vor zehn Tagen registriert, am Freitag sei dann per E-Mail der Terminvorschlag gekommen - und jetzt, am Montag, sei die Impfung schon erledigt. Sie lobt den reibungslosen Ablauf. Sagt aber auch, dass es für viele ältere Menschen schwer bis unmöglich sein dürfte, sich auf diesem Weg fürs Impfen anzumelden.

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Wer kein Internet hat, der kann sich auch telefonisch im Impfzentrum registrieren. Weil der Ansturm auf die Telefonanmeldung aber groß ist, hingen bisher viele in der Warteschleife fest und kamen nicht durch. Die Bäuerle-Ambulanz hat das Personal noch einmal aufgestockt. Am Montagvormittag sitzen rund 20 Mitarbeiter an den Telefonen in einem eigenen Bereich des Impfzentrums. Hier gibt es einen Geräuschteppich aus Stimmengemurmel und Telefonklingeln. Je nach Uhrzeit sind die Chancen, relativ schnell durchzukommen, jetzt deutlich besser. Am frühen Nachmittag etwa landet man sogar ohne Warteschleife direkt bei einem Mitarbeiter.

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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Adelheid Magel, 93, wurde am Montag im Impfzentrum in Augsburg geimpft. Ihr Sohn Gerhard hat die Registrierung im Internet erledigt und seine Mutter auch zum Termin gefahren.

Einen Termin bekommt man aber auch am Telefon nicht sofort. Der Mitarbeiter nimmt die Daten auf, man erhält dann einen Rückruf, wenn ein Termin frei ist. Stephan Hampel von der Bäuerle-Ambulanz leitet das Impfzentrum. Er appelliert an die Augsburger: "Wann immer es möglich ist, sollte man den älteren Leuten bei der Registrierung helfen." Es scheitere nämlich nicht nur am Internetzugang. Die Mitarbeiter in der Telefonzentrale stellen auch immer wieder fest, dass ihre Rückrufe ins Leere gehen - vermutlich öfter deshalb, weil der Angerufene das Telefon einfach nicht hört.

Der Zufall entscheidet, wer einen Termin im Augsburger Impfzentrum bekommt

Wer es schafft, einen Termin im Impfzentrum zu bekommen, der hat auch Glück gehabt. Die Mitarbeiter haben darauf keinen Einfluss. Das Computerprogramm bestimmt anhand der eingegebenen Daten wie Alter oder Vorerkrankungen selbst, wer an der Reihe ist. Und unter allen, die dann Anspruch auf eine Impfung haben, werden die Termine nach dem Zufallsprinzip vergeben. Anders ausgedrückt: Der Computer würfelt es aus, wer dran ist. Im Impfzentrum selbst läuft dann alles schnell: Es gibt Anmeldeschalter, Impfzimmer und einen Raum, in dem man nach der Impfung noch etwas warten soll - um sicherzugehen, dass man den Impfstoff auch vertragen hat. Das Impfzentrum ist in einem ehemaligen Bürogebäude auf dem Fujitsu-Areal eingerichtet worden. Früher saß hier unter anderem die Personalabteilung.

Am Montag wird nur das Erdgeschoss genutzt. Wenn mehr Impfstoff da ist, gibt es noch zwei weitere Stockwerke. Bis zu 3000 Impfungen täglich könnten dann abgewickelt werden. Wenn die jüngeren Patienten an der Reihe sind, die weniger Betreuung benötigen, könnten es sogar bis zu 5000 Impfungen werden, sagt Leiter Stephan Hampel. Während in vielen Städten die Impfzentren in Messe- oder sogar Lagerhallen eingerichtet wurden, wirkt das ehemalige Fujistu-Gebäude deutlich weniger provisorisch, eher wie ein normales Ärztehaus. "Wir sind froh, dass wir ein so gutes Gebäude haben", sagt Hampel.

Vom Parkplatz bis zum Impfzentrum sind es rund 300 Meter Fußweg. Das hat anfangs für Kritik gesorgt, da die Strecke für manche ältere Menschen zum Problem werden könnte. Die Stadt hat aber schnell Abhilfe geschaffen. Wer schlechter zu Fuß ist, kann sich von einem Mitarbeiter des Impfzentrums vom Parkplatz bis zum Gebäude in einem Rollstuhl schieben lassen. Leonore Lumper, 92, geht die Strecke nach der Impfung am Arm ihrer Tochter zu Fuß. Ein wenig frische Luft tue ihr jetzt gut, sagt sie. Der Impftermin dauert zwar nicht lange, ein wenig aufregend ist er aber schon.

Anmelden für die Corona-Impfung kann man sich online unter www.impfzentren.bayern. Wer kein Internet hat, kann sich beim Augsburger Impfzentrum auch telefonisch registrieren unter der Nummer 0821/789 868 94 (Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr). Derzeit werden nur Termine für Personen ab 80 Jahren vergeben. Jeder, der aktuell impfberechtigt ist, wird von der Stadt angeschrieben, muss sich dann aber dennoch registrieren.

Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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