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Augsburg: So bestreitet Augsburgs größte Grundschule den Corona-Alltag

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So bestreitet Augsburgs größte Grundschule den Corona-Alltag

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    Die Kinder der Grundschule Kriegshaber können ihre Pause wieder auf der schön gestalteten Hügellandschaft zwischen der neuen Aula (links) und dem sanierten Altbau (rechts) verbringen.
    Die Kinder der Grundschule Kriegshaber können ihre Pause wieder auf der schön gestalteten Hügellandschaft zwischen der neuen Aula (links) und dem sanierten Altbau (rechts) verbringen. Foto: Ulrich Wagner

    Wie groß war die Aufregung an vielen Schulen und in zahlreichen Familien, als im April die Corona-Testpflicht kam, damit die Kinder und Jugendlichen am Präsenzunterricht teilnehmen können. An Augsburgs größter Grundschule im Stadtteil Kriegshaber mit rund 500 Mädchen und Jungen mussten ebenfalls Wogen geglättet und Gemüter beruhigt werden. Auch wenn vereinzelte Eltern dem Test nach wie vor nicht zustimmen und ihre Kinder deshalb zu Hause lernen müssen, zieht Rektor Thomas Ammann ein positives Fazit: "Mittlerweile läuft es sehr routiniert." Auch Viertklässlerin Katharina hat keinerlei Probleme, sich ein Stäbchen in ein Nasenloch zu stecken. "Es ist sehr lustig, weil viele dabei niesen müssen", sagt sie.

    Thomas Ammann ist seit knapp zwei Jahren Rektor an der Grundschule Kriegshaber.  Der größte Teil seiner bisherigen Amtszeit war von Corona geprägt.
    Thomas Ammann ist seit knapp zwei Jahren Rektor an der Grundschule Kriegshaber. Der größte Teil seiner bisherigen Amtszeit war von Corona geprägt. Foto: Ulrich Wagner

    Das vom Kultusministerium verordnete "Nasenbohren" steht in den 23 Klassen an der Ulmer Straße - wie an anderen Schulen auch - zweimal die Woche auf dem Stundenplan. Der Leitung, den Lehrkräften und den Kindern ist dennoch anzumerken, wie froh sie darüber sind, endlich wieder gemeinsam lernen, arbeiten und lachen zu können. "Ich habe am meisten die Pause vermisst", gibt die neunjährige Katharina zu. Kein Wunder: Die schön gestaltete Hügellandschaft vor der Aula vermittelt den Mädchen und Jungen das Gefühl, auf einem Spielplatz zu sein. Dass der Hausmeister Sonderschichten eingelegt hat, um auf dem weitläufigen Gelände zur Entzerrung der Schülerströme insgesamt sieben Pausenhöfe abzumarkieren, braucht sie nicht zu interessieren.

    Rektor Ammann: Die Pandemie war eine Belastungsprobe

    Corona hat das Leben und Lernen in allen Schulen auf den Kopf gestellt. Die seit März 2020 andauernde Pandemie sei auch für sein Haus eine Belastungsprobe gewesen, sagt Rektor Ammann. "Wir haben aber gute, neue Wege gefunden und uns nicht zerrieben, sondern sind sogar enger zusammengerückt." Enger zusammengerückt natürlich im übertragenen Sinn. Denn trotz der hohen Impfquote beim Personal gelten weiterhin die Abstands- und Hygieneregeln, auch wenn die Grundschüler seit Kurzem im Klassenzimmer die Maske ablegen dürfen.

    Irene Fürhofer, Leiterin der Klasse 1c, ist froh über ein Quantum mehr Normalität. Auch wenn sich die Pädagogin nicht mit Corona infiziert hat, war sie mehrfach in Quarantäne. Ebenso wie ein Teil ihrer Schüler, von denen etliche positiv getestet, aber symptomlos waren. "Von 22 Familien hat es sechs erwischt, teilweise mit Eltern, die richtig krank waren", sagt die erfahrene Lehrerin. Nicht nur einmal brachten die Tests an der Schule ein positives Ergebnis mit der Folge, dass das Kind bei Karin Tichy aufs Abholen wartete. Die Sekretärin, die zusammen mit Ammann und Konrektorin Michèle Kolling die ganze Zeit an der

    Viele Kinder waren an der Grundschule Kriegshaber in Notbetreuung

    So einsam, wie Außenstehende vermuten mögen, war es für Tichy auch während der Hochzeit des Homeschooling nicht. Die angebotene Notbetreuung führte dazu, dass permanent 70 bis 80 Kinder in die weitläufige Schule an der Ulmer Straße kamen. Man habe versucht, alles möglich zu machen, was personell und räumlich ging, sagt Ammann. Neben dem großen Engagement seiner Kollegen hat für ihn auch dieses Betreuungsangebot einen wesentlichen Anteil, dass die überwiegende Anzahl der Schüler trotz Corona einen guten Wissensstand hat. Nur rund zehn Kinder von 500 hätten richtig den Anschluss verloren, weiß er aus den Rückmeldungen seines Kollegiums.

    In den Klassenzimmern der Grundschule Kriegshaber wird wieder gelernt.
    In den Klassenzimmern der Grundschule Kriegshaber wird wieder gelernt. Foto: Ulrich Wagner

    Nicola Ludwig, Leiterin der Klasse 4c, sagt sogar: "Ich war noch nicht so weit mit dem Lehrstoff wie in anderen Schuljahren." Sie bescheinigt ihren Mädchen und Jungen, im Homeschooling enorm fleißig gewesen zu sein. "Alle waren sehr schnell bei der Plattform Teams angemeldet und die Eltern haben sie gut unterstützt." Für die Schüler, die nach der langen Pandemiezeit Unterstützung und Feinschliff benötigen, hält die Kriegshaber Schule ein Paket an Fördermaßnahmen bereit - angefangen von der Förderlehrerin über geteilte Stunden bis hin zu Nachhilfeprojekten und den Lernpaten des Freiwilligenzentrums.

    Spaziergänge statt Termine im Büro

    Ein wesentliche Rolle spielt hier Michael Horndasch, der als Jugendsozialarbeiter an der Schule tätig ist. Er ist, wenn man so will, der Mann fürs Seelenheil. Er kümmert sich um die Nöte der Kinder und auch ihrer Familien - schon vor Corona. Nicht alles lasse sich per Chat oder Telefon abwickeln, sagt Horndasch. Deshalb sei er auch in Zeiten hoher Inzidenzen zu den Familien gegangen. "Wir haben uns draußen getroffen, sind spazieren gegangen. Das möchte er beibehalten, weil die Atmosphäre beim Laufen viel lockerer sei, als wenn man sich im Büro gegenübersitze. Horndasch hat festgestellt, dass die Grundschüler mit der neuen Lernsituation und dem Zuhausehocken weniger Probleme hatten als gedacht. "Für Jugendliche war diese Form der Isolation schwieriger." Gleichzeitig habe sich die finanzielle Situation in vielen Familien zugespitzt, weil Eltern ihren Job verloren haben oder in Kurzarbeit waren.

    Die Grundschule Kriegshaber mit ihrer sehr heterogenen Schülerschar aus Familien aller Schichten wird im kommenden Schuljahr in der einen oder anderen Weise die Folgen von Corona spüren. Mehr als 100 Erstklässler beginnen dort am 14. September ihre Schullaufbahn. Manche von ihnen kennen das Haus noch gar nicht, weil die Anmeldung in diesem Jahr unter Pandemiebedingungen stattfand. Nicht nur für die Neulinge wünscht sich Rektor Ammann einen möglichst coronafreien Alltag mit vielen echten Begegnungen: "Wir planen das neue Schuljahr ganz normal. Sollte wieder etwas kommen, sind wir auf eventuelle Maßnahmen vorbereitet."

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