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Augsburg: So bereitet sich der Handel in Augsburg trotz Corona auf Weihnachten vor

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So bereitet sich der Handel in Augsburg trotz Corona auf Weihnachten vor

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    Der stationäre Handel ist von Corona schwer getroffen. Die Hoffnungen liegen auf dem Weihnachtsgeschäft. Doch die steigenden Infektionszahlen bereiten der Branche Sorgen.
    Der stationäre Handel ist von Corona schwer getroffen. Die Hoffnungen liegen auf dem Weihnachtsgeschäft. Doch die steigenden Infektionszahlen bereiten der Branche Sorgen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Manuela Ramsperger ist auf alle Eventualitäten vorbereitet. Sollte Corona den Einzelhandel während des Weihnachtsgeschäfts erneut vor Herausforderungen stellen, kann sie sie annehmen. Denn für ihren Tee-Laden in der Steingasse (Tee Gschwendner) hat sie ein Paket an Maßnahmen ergriffen, um für den Kunden auch in schwierigen Zeiten da sein zu können. "Wir bieten schon im Oktober ein Vollsortiment an und zeigen, was sich zu Weihnachten gut verschenken lässt. So laden wir schon jetzt zum Kauf ein und können den Kundenandrang entzerren", beschreibt sie. Dazu werde die Tee-Theke aufgelöst, um mehr Platz zu schaffen, eine zweite Kasse installiert und eine zusätzliche Kaufberatung per Whatsapp angeboten. Auch einen kostenlosen Lieferservice wird es geben.

    Ein weiterer Lockdown wäre für Augsburgs Handel fatal

    Für Manuela Ramsperger bedeutet das zwar zusätzlichen Aufwand, doch dieser ist aus ihrer Sicht der einzig vernünftige Weg durch die von Corona geprägte Weihnachtszeit. Denn: "Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel in diesem Jahr ein Drahtseilakt."

    Manuela Ramsperger führt Tee Gschwendner in der Steingasse in Augsburg. Sie hat sich bereits frühzeitig auf den Verkauf von Weihnachtsgeschenken eingestellt.
    Manuela Ramsperger führt Tee Gschwendner in der Steingasse in Augsburg. Sie hat sich bereits frühzeitig auf den Verkauf von Weihnachtsgeschenken eingestellt. Foto: Ulrich Wagner

    Was sie damit meint, erklärt Andreas Gärtner vom Schwäbischen Einzelhandelsverband: "Wir wissen nicht, wie sich die Fallzahlen weiter entwickeln, doch davon hängt ab, wie viele Menschen den Weg in die Innenstädte und die dortigen Geschäften finden", erzählt er. Schon an Tag eins nach Überschreiten des Inzidenzwerts in Augsburg diese Woche habe er einen Frequenzrückgang beobachtet. Nach so kurzer Zeit sei das zwar kein statistisch belegbarer Wert, aber man habe Erfahrungen aus anderen Städten. Als München erstmals den Inzidenzwert von 50 überschritten hatte, wurden die Menschen zurückhaltender. Das habe man auch an der Zahl der Besucher in der Innenstadt deutlich gemerkt. Dies schüre Befürchtungen, dass die Umsätze in Handel und Gastronomie erneut massiv einbrechen könnten.

    Für ein solches Szenario braucht es aus Sicht des Handelsexperten gar keinen angeordneten, zweiten Lockdown. "Wenn Menschen Sorge haben, sich beim Einkaufen anzustecken, bleiben sie von selbst zu Hause", fasst der Experte zusammen und zeigt auch Verständnis für diese Reaktion. Für den stationären Einzelhandel wäre das jedoch fatal. Vor allem in der Weihnachtszeit. Denn sie ist bekanntlich die umsatzstärkste für die Branche und nach den harten Monaten zu Beginn des Jahres eine fast unverzichtbare Einnahmequelle.

    Augsburgs Händler setzen auf individuelle Angebote

    Dass man sich auf das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr also anders vorbereiten muss wie bisher, weiß deshalb nicht nur Manuela Ramsperger. Auch andere Augsburger Händler haben Maßnahmen getroffen, um die Umsätze - je nach Coronalage - zu stabilisieren. Neben Zusatzangeboten wie einem Lieferservice oder individuell buchbaren Beratungsterminen setzen einige verstärkt auf den Online-Verkauf oder bieten Weihnachtsangebote schon früher an als üblich. Andere setzen vorübergehend ihre bislang noch bestehenden verkürzten Öffnungszeiten aus. All das soll den Andrang entzerren und all jene, die aus Sorge vor einer Infektion in kein Geschäft gehen wollen, trotzdem als Kunden binden. "Die Branche tut zudem alles, um den Einkauf vor Ort so sicher wie möglich zu machen. Und in den letzten Monaten haben wir auch bewiesen, dass das gelungen ist", wirbt Andreas Gärtner um Vertrauen.

    Augsburger Christkindlesmarkt gibt Händlern Hoffnung

    Weil der stationäre Einzelhandel nun mal vorwiegend vom direkten Austausch mit den Kunden lebt, sollen auch in diesem Jahr während der Adventszeit Anreize geschaffen werden, um Menschen in die Innenstädte zu ziehen - unter Einhaltung geltender Regeln versteht sich. Dafür haben sich die Akteure aus Handel, Verbänden, Gastronomie, Kammern und Stadt unter anderem im Innenstadtgewerbebeirat (IGB) ausgetauscht. So wird zwar die Shopping-Nacht entfallen und auch die beliebte Märchenstraße sowie das Engelesspiel wird es nicht geben. Dafür läuft ein Antrag bei der Regierung von Schwaben, am 4. und 11. Dezember die Geschäfte bis 21.30 Uhr öffnen zu dürfen und der Christkindlesmarkt wird, Stand heute, stattfinden.

    "Dass der Markt stattfindet ist für den Handel extrem wichtig. Er ist ein positives Signal an die Bürger", bewertet Ulrich Mayer, Vorsitzender des IGB. Mit einer besonderen Weihnachtsbeleuchtung will Augsburg Marketing zudem die passende Stimmung in der Stadt schaffen und damit eine Atmosphäre, die man beim Online-Shopping nicht hat, sagt Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing. Dazu soll es die Light Nights (23. bis 25. Oktober) mit entsprechend angepasstem Konzept geben und der Altstadtverein will die Nacht der 1000 Lichter (4. und 11. Dezember) umsetzen.

    Augsburgs Händler brauchen das Weihnachtsgeschäft

    Aktuell, schildert Ulrich Mayer, sei die Stimmung unter Augsburgs Händlern noch gut. Die Umsätze hätten sich erholt - auch in stark getroffenen Bereichen wie der Bekleidung gehe es aufwärts. Dennoch sei für viele das Weihnachtsgeschäft essenziell: Die Aussetzung der Insolvenzmeldepflicht, Kredite und Überbrückungsdarlehen müssen irgendwann bedient werden. Sollte das Weihnachtsgeschäft nicht den gewünschten Erfolg bringen, könnte das für manchen Händler fatale Folgen haben. Der Handeslverband formuliert es noch deutlicher: "Ein zweiter Lockdown mit Ladenschließungen wäre für viele Händler ein Todesurteil. Die dann zu erwartende hohe Zahl an Insolvenzen würde die ganze Innenstadt in den Abgrund reißen."

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