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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

Anzeigetafel für den Nahverkehr am Umsteige-Dreieck auf dem Augsburger Königsplatz.

Augsburg
27.01.2018

Sind die Nahverkehr-Abos wirklich so günstig?

Von Jörg Heinzle

Teure Einzelfahrten, Vorteile für Stammkunden – so werben AVV und Stadtwerke. Teils stieg der Abo-Preis in der Vergangenheit ebenfalls deutlich, es gibt aber auch Verbesserungen.

Ein Ziel der umstrittenen Tarifreform im Nahverkehr ist es, mehr Abonnements als bisher zu verkaufen. Der Protest von Fahrgästen, die wegen der neuen Tarife seit dem Jahreswechsel mehr zahlen müssen, ist seit Wochen groß. Was die Abos angeht, sehen sich die Verantwortlichen von Augsburger Verkehrsverbund (AVV) und Stadtwerken trotzdem auf einem guten Weg. Stadtwerke-Chef Walter Casazza nannte in dieser Woche im Augsburger Stadtrat die Zahl von 4800 Abo-Neukunden, darunter 1700 geförderte Schülertickets.

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Stark nachgefragt wird das ab 9 Uhr nutzbare Abo, das einiges günstiger geworden ist. Generell lautete die Marschrichtung der Reform: Einzelfahrten sollen teurer werden, Abos dafür attraktiver. Allerdings: Wer die Preissteigerungen der vergangenen Jahre anschaut, stellt fest, dass auch die Abos im Raum Augsburg teils deutlich teurer geworden sind. Das normale Mobil-Abo für eine Tarifzone – bisher hieß es Umwelt-Abo – kostet im Vergleich zu 2012 jetzt 14,6 Prozent mehr. Das auf andere Personen übertragbare Premium-Abo – früher Umwelt-Abo Plus – legte beim Preis für eine Zone um 31 Prozent zu.

Eklatant sind die Preissteigerungen beim Firmen-Abo – mit bis 45 Prozent innerhalb von vier Jahren. Das Firmen-Abo gibt es so seit 2014. AVV und Stadtwerke bieten das vergünstigte Ticket für Mitarbeiter von Firmen, wenn der Arbeitgeber mindestens zehn Euro pro Monat als Zuschuss bezahlt. Mit 29 Euro für eine Zone ist das Ticket für den Endkunden zwar noch immer günstiger als alle anderen Abos. Doch es ist nicht mehr so attraktiv wie bei der Einführung. Gut 25.000 Firmen-Abos sind im Jahr 2016 im AVV-Gebiet verkauft worden.

AVV: 9-Uhr-Abo bisher am wenigsten nachgefragt

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Foto: AVV
Foto: AVV

Der alte Zonenplan.

Zum Vergleich: Die Preise für Einzelfahrten in einer Zone legten im Zeitraum zwischen 2012 und 2018 um rund 20 Prozent zu, Fahrten mit Streifenkarte kosten rund 15 Prozent mehr. Teurere Einzelfahrten, günstigere Abos – so einfach lässt sich die Strategie von AVV und Stadtwerken also doch nicht zusammenfassen. Die Verantwortlichen begründen die Preissteigerungen, die auch bei den Abos in der Vergangenheit erfolgten, mit gestiegenen Ausgaben, etwa für Personal. Teils wurden Abo-Preise auch im vergangenen Sommer noch mal deutlich angehoben. Erst jetzt, zum Jahreswechsel, blieben Abo-Kunden von drastischen Erhöhungen weitgehend verschont. Teils blieben die Preise jetzt auch gleich – und beim 9-Uhr-Abo ging es deutlich nach unten. Das 9-Uhr-Abo gehörte bisher zu den am wenigsten nachgefragten Abo-Varianten. Im Jahr 2016 zählte der AVV hier rund 15.000 Abos. Zum Vergleich: Das normale Abo und das übertragbare Plus-/Premium-Abo wurde von jeweils über 100.000 Kunden gekauft.

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Foto: AVV
Foto: AVV

Der neue Zonenplan.

AVV-Sprecherin Irene Goßner verweist darauf, dass die neuen Abo-Preise mit den alten Tarifen nur bedingt vergleichbar seien. Außerhalb der Zonen 10 und 20 gab es bisher noch viele Unterteilungen in kleinere Zonen – jetzt gibt es nur noch insgesamt sieben Ringe. Dadurch ist der Geltungsbereich von Fahrkarten in den Zonen 30 bis 70 teils deutlich größer geworden. „Auch das muss man berücksichtigen, wenn man sich die Tarifreform anschaut“, sagt die Sprecherin des Verkehrsverbunds. Viele Kunden im Augsburger Umland würden davon profitieren. Beim AVV und bei den Stadtwerken verweist man auch darauf, dass bei manchen Abo-Arten der Preis zwar angehoben wurde, es dafür aber erweiterte Mitnahmemöglichkeiten gibt. Dass diese Zusatzangebote aber nicht von jedem Kunden als gleich nützlich empfunden werden, räumt auch die AVV-Sprecherin ein.

Abgesegnet wurden die neuen Tarife, die jetzt für so viel Kritik sorgen, nicht nur von den Kreis- und Stadträten. Das Tarifwerk wurde auch von der Regierung von Schwaben genehmigt. Die Behörde hat darauf zu achten, dass die Tarife angemessen sind – unter anderem mit Blick auf die wirtschaftliche Lage der Verkehrsbetriebe. Man habe sich vor der Genehmigung in einem „konstruktiven Austausch“ befunden, sagt Karl-Heinz-Meyer, der Sprecher der Regierung. Ob es bei der Behörde Bedenken gegen die Reform gab und wer letztlich entschieden hat, das Tarifwerk durchzuwinken, dazu hält sich der Sprecher bedeckt. Dass die Preise teils zum zweiten Mal innerhalb nur eines halben Jahres angehoben worden sind, sei kein Problem. Im vergangenen Juni sei es nur um eine allgemeine Preisanpassung gegangen, zum Jahreswechsel um eine „ganzheitlich Tarifreform“. Das seien zwei unterschiedliche Sachverhalte.

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