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Augsburg: Siebentischwirtschaft nahm ein trauriges Ende

Augsburg

Siebentischwirtschaft nahm ein trauriges Ende

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    Der „Siebentischwald“ hat den Namen durch die einstige Nebentätigkeit eines Holzwartes. Das Bild entstand um 1740.
    Der „Siebentischwald“ hat den Namen durch die einstige Nebentätigkeit eines Holzwartes. Das Bild entstand um 1740. Foto: Sammlung Häußler, Grafik: Geodatenamt

    Ein Mauerrest ist noch da, aber längst überwachsen. Die Lichtung gibt es auch nicht mehr. Südlich des Stempflesees, wo die Siebentischstraße in die Ilsungstraße einmündet, hat einst eine Gaststätte zig Ausflügler angezogen. Doch die Siebentischwirtschaft, die auch „Bei den sieben Tischen“ genannt wurde, nahm kein gutes Ende.

    Eine Wirtschaft mit sieben Tischen

    Blick zurück ins Jahr 1602. An besagter Stelle lebte der städtische Holzwart. Er hatte die Erlaubnis, neben seiner Diensthütte Wanderer im Freien zu bewirten. Dazu stellte er sieben Tische auf. Angeblich durften es auch nicht mehr sein. Laut Wilfried Matzke vom Geodatenamt der Stadt Augsburg wurde somit die Nebentätigkeit des Holzwartes reglementiert. Die

    Den Ausflüglern war es egal, wem die Wirtschaft gehörte. „Man befindet sich mitten im Walde und hat nur eine Aussicht auf die Haunstetter Straße. Es ist vorzüglich bey schwülen Sommertagen wegen dem reichlichen Schatten...“, hat ein Friedrich Loe im Jahr 1827 geschrieben. Erst 1907 erwarb Augsburg die

    Das Ausflugsziel war bei den Bürgern so beliebt, dass die Siebentischwirtschaft ab 1920 sogar an den Nahverkehr angeschlossen wurde. Ein Stichgleis der Tramlinie 4 wurde von der Südseite der Ilsungstraße von der Nagelschmiede bis an den Waldrand verlegt. Die Wendeschleife verlief durch die Wiesen. Auf der Tafel der Tram war „Siebentisch“ angeschrieben. 19 Jahre später wurde der Service eingestellt.

    Die Siebentischwirtschaft: Kindheitserinnerungen der Augsburger

    Historiker Häußler berichtet von dem traurigen Ende der Waldwirtschaft 1944. „Bombenfehlwürfe bei Angriffen auf die Messerschmittwerke und den nahen Flugplatz trafen das Gebäude. Es gab Tote und Verletzte.“ Nach dem Krieg wurde die Ruine beseitigt, das Areal aufgeforstet. In Kindheitserinnerungen, die Augsburger niedergeschrieben haben, spielte die Gaststätte eine große Rolle bei Sonntagsausflügen.

    Georg Häußinger schrieb: „Der Andrang war manchmal so groß, dass sich die Besucher bis in den Wald hinaus ausbreiteten.“ Heinrich Richter berichtete vom cholerischen Wirt „Herr St.“ Dieser habe für einen Festtag viele Lebensmittel besorgt. Doch es regnete, die Gäste blieben aus. Wütend schleuderte er ein Kruzifix in einen Waschkorb voller Würste und schimpfte. Er musste wegen Gotteslästerung einige Wochen in Haft.

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