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Augsburg: Sieben Augsburger mit Coronavirus infiziert: Kritik an Tests

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Sieben Augsburger mit Coronavirus infiziert: Kritik an Tests

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    In Haunstetten haben Stadt Augsburg sowie die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg eine Diagnosestelle eingerichtet. Dort werden Personen, die als Verdachtsfälle eingestuft werden, auf das Coronavirus getestet.
    In Haunstetten haben Stadt Augsburg sowie die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg eine Diagnosestelle eingerichtet. Dort werden Personen, die als Verdachtsfälle eingestuft werden, auf das Coronavirus getestet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Carola P.s* Mann und Tochter sind am Coronavirus erkrankt. Die Familie gehört zu einer Reisegruppe, die in den Faschingsferien eine Woche in Israel Urlaub gemacht hatte. 17 Augsburger zählten zu der Gruppe. Wie die Stadt

    Augsburg: Tests auf Coronavirus liefen nicht optimal

    Carola P. weiß jetzt Bescheid. Doch mit der Art, wie die Tests abliefen, ist sie unzufrieden. Man hätte, kritisiert sie, ihre Familie schon viel früher untersuchen müssen. Doch bei Behörden und Ärzten in Augsburg ist die Situation angespannt: Anfragen besorgter Bürger häufen sich, Praxen sind überlastet, auch Corona-Hotlines sind ständig belegt. Beim Bürgertelefon der Stadt stieg die Zahl der Anfragen stark an. Gingen bis vor Kurzem noch um die hundert Anrufe am Tag ein, waren es am Mittwoch 450.

    Markus Beck vom ärztlichen Kreisverband spricht von einer Ausnahmesituation. „Alle geben sich fürchterliche Mühe.“ Er appelliert an Bürger, Geduld zu haben, wenn eine Telefonleitung belegt sei. Ein Hausarzt, der namentlich nicht genannt werden will, benennt noch ein ganz anderes Problem: Er bekomme für sein Team und sich keine Atemschutzmasken mehr, was die Untersuchung von Patienten erschwere. „Wir werden komplett allein gelassen“, klagt er.

    Betroffene erzählt: Im Bus in Israel wurde gehustet und geniest

    So ähnlich fühlten sich wohl Carola P. und ihre Familie. Eine Woche waren Eltern und Tochter mit einer Gruppe auf einer Rundreise in Israel. Die letzten drei Nächte verbrachten sie in einem Hotel in Betlehem. Wie Carola P. schildert, wurde bei der Abreise im Bus gehustet und geniest. „Wir dachten uns nichts dabei. Während des Urlaubes hatte es immer wieder mal geregnet.“ Am Samstag, 29. Februar, kehrten die Augsburger nach Hause zurück. Das Alltagsleben in Augsburg ging normal weiter – bis die Familie am vergangenen Freitag eine beunruhigende Meldung fand. „Darin stand, dass

    Es war ausgerechnet das Hotel, in dem sich die Augsburger aufgehalten hatten. Carola P. rief beim Bürgertelefon der Stadt Augsburg an. Dort werden seit dem 3. März auch Verdachtsfälle durch einen Arzt abgeklärt. P. schilderte ihre Situation. Eine Dame am anderen Ende der Leitung habe mit einem Arzt Rücksprache gehalten. „Uns wurde dann gesagt, wir kämen aus keinem Risikogebiet.“ Die Augsburgerin war erschüttert. „Schließlich war das Hotel in Betlehem nicht besonders groß. Man hatte Kontakt zu den Angestellten.“ Zudem sei eine griechische Reisegruppe, die dort ebenfalls untergebracht war, inzwischen auch positiv getestet worden.

    Carola P. wollte die Auskunft der Hotline nicht auf sich beruhen lassen und rief bei der Notfallnummer der Bezirksstelle Schwaben der Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) unter 116117 an. Der Arzt am Telefon sei hellhörig geworden, sagt die 46-Jährige. Er habe der Familie geraten, ab sofort in Quarantäne zu bleiben. Er werde jemanden für einen Test vorbeischicken. Familie P. informierte ihre Arbeitgeber. Die Tochter arbeitet als Erzieherin im Hessing Kinderhaus – eben jene Einrichtung, die diese Woche nun wegen eines Corona-Verdachtsfalls schließen musste.

    Zudem informierte Carola P. weitere Reiseteilnehmer, sagte Besuche und Treffen mit Freunden und Familie ab. „Wir haben in der Familie einen Fall mit einer Chemotherapie und eine Herzerkrankung. Um diese Menschen machen wir uns Sorgen, nicht um uns selbst.“ In der Nacht auf Sonntag, morgens um vier Uhr, klingelte dann ein Arzt an der Tür der Familie P., um den Test vorzunehmen. „Das zeigt auch, wie viel die gerade zu tun haben.“

    Das Hessing-Kinderhaus in Augsburg bleibt vorerst geschlossen

    Der Arzt habe zunächst einen Mundschutz getragen, den er irgendwann abnahm, so Carola P. Er habe gesagt, er habe „keine Angst vor dem Coronavirus“. Am Dienstag bekam die Familie dann das Testergebnis: Vater und Tochter hatten sich tatsächlich auf der Israel-Reise angesteckt, sie waren an Covid-19 erkrankt.

    Das Hessing-Kinderhaus, in dem P.s Tochter arbeitet, bleibt nun bis zum 19. März geschlossen. 178 Kinder sind betroffen. Wie das Augsburger Gesundheitsamt auf Nachfrage berichtet, sind die Menschen, mit denen die Erzieherin zu tun hatte, ermittelt, Tests werden durchgeführt. Carola P. kritisiert, dass man viel früher hätte reagieren können. Auch hätten alle Teilnehmer der Reisegruppe zeitiger untersucht werden müssen, den tatsächlich gab es mehr Kranke: Am Donnerstag gab die Stadt drei weitere Coronafälle aus der Reisegruppe bekannt. Weitere Ergebnisse stehen aus.

    Sind Stadt und Gesundheitsamt mit den zahlreichen Anfragen überfordert? Ein Sprecher verneint und erklärt das Vorgehen am Bürgertelefon. Demnach fragen Telefonisten nach dem Wohnort des Anrufers und ob er oder sie sich in einem Risikogebiet oder einem besonders betroffenen Gebiet aufgehalten habe. Noch ein Kriterium sei, ob der Anrufer Kontakt zu einer an Covid-19 erkrankten Person hatte. Dabei richte man sich nach den aktuellsten Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI). „Ist eines der beiden Kriterien erfüllt, ruft stets ein Arzt des Gesundheitsamtes zurück und leitet entsprechend des

    Laut der Richtlinien des Robert-Koch-Instituts sei Israel akut nicht als Risikogebiet ausgewiesen, betont Storr. Die Mitarbeiter der Hotline hätten sich damit richtig verhalten. Nach Bekanntwerden eines Erkrankungsfalles, der vom Gesundheitsamt der Stadt Augsburg getestet worden war, seien sofort sämtliche engere Kontaktpersonen entsprechend der bestehenden Richtlinien kategorisiert und kontaktiert worden.

    Carola P.s Familie geht es inzwischen besser, sagt die Augsburgerin. Wobei die Symptome der Krankheit bei beiden Patienten nicht schlimm gewesen seien. (*Name geändert)

    Alle Meldungen zum Coronavirus in Augsburg finden Sie bei uns im Live-Blog: Coronavirus in Augsburg: Fünf Erkrankte gehörten Israel-Reisegruppe an

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