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Augsburg: Senioren machen Busausflug trotz Corona – Teilnehmerin erkrankt

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Senioren machen Busausflug trotz Corona – Teilnehmerin erkrankt

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    Obwohl die zweite Corona-Welle bereits in der Region angekommen war, unternahm die AWO Hochfeld im Oktober einen Herbstausflug mit 25 Teilnehmern - unmittelbar danach ist eine Frau infiziert.
    Obwohl die zweite Corona-Welle bereits in der Region angekommen war, unternahm die AWO Hochfeld im Oktober einen Herbstausflug mit 25 Teilnehmern - unmittelbar danach ist eine Frau infiziert. Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)

    Senioren sind in Zeiten von Corona eine stark gefährdete Gruppe. Viele Schutzmaßnahmen werden mit dem besonderen Risiko für ältere Menschen begründet. Doch offenbar ist bei einigen das Gefahren-Bewusstsein nicht so stark ausgeprägt. Mindestens zwei Augsburger Ortsverbände der Arbeiterwohlfahrt (AWO) wollten im Oktober nicht auf ihre traditionelle Herbstfahrt verzichten und setzten sich zu einer mehrtägigen Reise in den Bus, während im Land das Leben bereits heruntergefahren wurde und in Augsburg scharfe Regeln eingeführt wurden. Mindestens ein Mitglied der Reisegruppe erkrankte unmittelbar nach dem Ausflug an Corona – und steckte auch seine Familie an. Nun gibt es Kritik am Vorgehen.

    Zwei Ortsvereine der Arbeiterwohlfahrt machen einen Ausflug, obwohl der Inzidenzwert da schon hoch war. Danach ist eine Seniorin krank.
    Zwei Ortsvereine der Arbeiterwohlfahrt machen einen Ausflug, obwohl der Inzidenzwert da schon hoch war. Danach ist eine Seniorin krank. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    "Ich habe noch versucht, meiner Schwester die Reise auszureden, aber sie wollte unbedingt mitfahren", erzählt Josef Lang. Vom 22. bis zum 25. Oktober war der AWO-Ortsverein Hochfeld mit 25 Senioren im Bayerischen Wald. Mit im Bus saß auch eine Frau, die sich schon zu dieser Zeit nicht gut fühlte und offenbar Erkältungssymptome zeigte, wie Teilnehmer erzählen. Ob diese Frau an Covid-19 litt, ist bislang unbekannt. Die Schwester von Josef Lang aber erkrankte nach der Reise an Corona, sie liegt derzeit auf der Intensivstation. "Da mein 91-jähriger Vater, der in meinem Haushalt lebt, einen Nachmittag bei meiner Schwester verbrachte und deshalb ebenfalls erkrankte, haben sich auch meine Frau und ich angesteckt", so Lang. Der Vater befinde sich wieder auf dem Weg der Besserung, doch Josef Lang und seine Frau litten noch immer stark unter der Krankheit.

    Die AWO-Herbstfahrt hätte wegen Corona-Regeln nicht stattfinden sollen

    "Für mich ist es völlig unverständlich, dass diese Herbstfahrt noch stattgefunden hat", kritisiert Lang die Organisatoren. "Schon aus rechtlichen Gründen hätte sie aufgrund des hohen Inzidenzwertes zum Zeitpunkt des Fahrtantritts nicht stattfinden dürfen." Am 22. Oktober lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Augsburg bei 151,3. Bereits am 21. Oktober allerdings hatte der Freistaat Bayern die Corona-Auflagen ab einem Wert von 100 verschärft. Die Sperrstunde wurde damals auf 21 Uhr vorverlegt, Veranstaltungen mit über 50 Personen verboten. Für private Treffen galt eine Beschränkung von fünf Personen oder zwei Hausständen.

    Auch der AWO-Ortsverein Lechhausen war im Oktober noch auf Tour - allerdings zehn Tage früher, bei einem Inzidenzwert unter 50. Es ging an Rhein, Mosel und in den Naturpark Nassau - inklusive einer Fahrt mit einem Ausflugsschiff. "Wir hatten im Vorfeld mit dem Omnibusunternehmen und dem Hotel gesprochen und man hatte uns versichert, dass keine Gefahr besteht", sagt Ortsvereinsvorsitzender Manfred Hirn. Auch am Zielort habe es zu diesem Zeitpunkt keinerlei Einschränkungen gegeben, weshalb man sich entschlossen hatte, zu fahren. "Und es sind ja auch alle wieder gesund zurückgekommen", betont der Vorsitzende. 39 Teilnehmer stark war die Seniorengruppe aus Lechhausen - nur vier hatten aus Angst vor dem Virus die Tour kurzfristig wieder abgesagt, wie Hirn berichtet.

    Bestürzung über die Ausflüge bei der AWO Augsburg

    Bei der AWO Augsburg ist man über beide Ausflüge bestürzt - vor allem auch, weil diese eigentlich nicht erlaubt waren, wie Geschäftsführer Werner Weishaupt sagt. "Wir hatten auf einer Vorstandssitzung noch besprochen, dass die Ausflüge in diesem Jahr nicht stattfinden können." Er, Weishaupt, sei davon ausgegangen, "dass niemand gefahren ist", wundert er sich jetzt.

    Mit Blick auf die erkrankte Familie sagt Weishaupt, er bedaure, wie die Sache gelaufen ist. "Was Herr Lang schildert, ist schon eine massive Geschichte." Es sei zwar im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar, ob sich die Seniorin aus dem Hochfeld wirklich auf der Fahrt angesteckt hat - doch auf jeden Fall war die Fahrt unvernünftig. "Die Beteiligten müssen sich fragen lassen, warum man in dieser Situation in einen Bus steigt und übers Wochenende durch die Gegend fährt", so der Geschäftsführer. Es sei ihm schleierhaft, wie erwachsene Leute so etwas tun können.

    Weil die AWO erst jetzt von der Fahrt und den möglichen Konsequenzen erfahren hat, werde er in den nächsten Tagen alle Teilnehmer anrufen lassen, um zu sehen, ob es Covid-19-Fälle nach der Rückkehr gab, verspricht Weishaupt.

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