Die Arbeiten für die seit Jahren geplanten Lärmschutzwände an den Bahnstrecken Richtung Ulm und Donauwörth starten in den kommenden Tagen: Der Anfang wird demnächst im Bärenkeller gemacht, wo drei Meter hohe Wände aus Aluminium auf 1,4 Kilometer Länge auf die Böschung der tiefergelegten Bahnlinie gesetzt werden.
„Die Schallschutzmaßnahmen entlasten viele hundert Wohneinheiten entlang der Eisenbahnstrecke erheblich von Lärmeinwirkungen“, so Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Bahn in Bayern.
Bahn: 2500 Haushalte sollen von Lärmschutzwand profitieren
Bis 2017 soll auch der Bereich zwischen Oberhausen und Hauptbahnhof mit Lärmschutzwänden ausgestattet werden – insgesamt, so die Bahn, sollen 2500 Haushalte profitieren. Im Schnitt werde eine Lärmminderung um zehn Dezibel erreicht, was, so die Bahn, für die Betroffenen einer Halbierung entspricht. Gebaut wird entlang des Thelott-, Rosenau-, Stadtjäger- und Wertachviertels sowie in Oberhausen.
Das Projekt – der Bund bezahlt dafür 8,9 Millionen Euro an die Bahn – ist seit mehr als fünf Jahren in der Planung, verzögerte sich aber immer wieder. Unter anderem hatte die Stadt sich dafür stark gemacht, viel Glaselemente einzubauen. Allerdings setzt die Bahn im Bärenkeller fast ausschließlich auf Aluwände, weil sie Lärm besser schlucken.
Lärmschutz: Nicht alle Anwohner sind einverstanden
Das passt einem Teil der Anwohner nicht. „Manch einer fürchtet, auf eine verblichene Wand mit Graffiti zu schauen“, weiß Stadtrat Peter Schwab. Man habe sich seit Jahrzehnten an den Bahnlärm gewöhnt, so ein Argument der Wand-Gegner. Die Wände im Bärenkeller sollen grün gehalten und mit Farbbändern versehen werden. Am Oberhauser Bahnhof, so Alexander Pawlik, Projektleiter Lärmsanierung Bayern, werde mehr Glas zum Einsatz kommen. Die Gestaltung in den weiteren Bereichen stehe noch nicht fest.
Ein anderes Thema ist, dass einem Teil der Anwohner der Lärmschutz nicht weit genug geht. Denn viele Abschnitte an der Bahnstrecke bleiben ohne Lärmschutz (siehe Grafik). Teils liegt dies daran, dass Gewerbegebiete dort liegen. Doch es gibt auch die Besonderheit, dass Maßnahmen für Gebäude, die nach 1974 errichtet wurden, nicht gefördert werden. Damals trat das Bundesimmissionsschutzgesetz in Kraft. Seitdem sind Kommunen bzw. Hausbauer selbst verpflichtet, für Lärmschutz zu sorgen.
Eisenbahnbundesamt: Augsburger Bürger besonders stark lärmbelastet
Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagt trotz der Abstriche, dass mit dem Bau der Lärmschutzwände „ein dringlicher Wunsch der Bürger in Erfüllung geht“. Laut Statistik des Eisenbahnbundesamtes ist der Hauptstrang in Augsburg mit mehr als 120.000 Zügen pro Jahr eine sehr stark belastete Strecke. 10.000 Augsburger gelten nach Berechnungen als lärmbelastet durch die Bahn.
Südlich des Hauptbahnhofs hat die Bahn im Zuge des viergleisigen Ausbaus nach München vor Jahren durchgängig Lärmschutzwände gebaut. Hier wurden 22 Kilometer Wände errichtet. Dass die neuen Wände auf Höhe des Bahnhofs erst in den kommenden Jahren angegangen werden, liegt an der Verzögerung beim Bau des Bahnhofstunnels für die Tram.