Im Vergleich zu München ist die Situation in Augsburg noch überschaubar. In der Landeshauptstadt sind inzwischen rund 30 Schulen und noch mehr Kindertagesstätten von positiven Corona-Befunden betroffen. In Augsburg befinden sich derzeit fünf Schulklassen und eine Kita-Gruppe in häuslicher Quarantäne. Nicht nur der Unterricht aus der Distanz kann zu einer Herausforderung werden. Auch die Familien sind durch die Quarantäne häufig einer Belastungsprobe ausgesetzt. Viele Fragen kommen auf, die wir mithilfe von Thomas Wibmer, dem stellvertretenden Leiter des Augsburger Gesundheitsamts, beantworten. Nach seinen Worten passt das bayerische Gesundheitsministerium die Vorgaben auch laufend an die Situation an.
Was bedeutet es, wenn das Gesundheitsamt für eine Schulklasse oder eine Kita-Gruppe eine Quarantäne anordnet?
Wenn Schülerinnen und Schüler aufgrund eines Coronavirus-Falles in ihrer Klasse in Quarantäne geschickt werden, bedeutet das aktuell, dass sie für 14 Tage nach dem letzten Kontakt mit der infizierten Person zu Hause bleiben müssen. Die Quarantäne gilt, da die Schülerinnen und Schüler als enge Kontaktpersonen eingestuft werden, wenn sie mit der infizierten Person zusammen im Klassenzimmer waren. Die Quarantäne wird demnach für alle Schülerinnen und Schüler der Klasse ausgesprochen.
Wer informiert die betroffenen Familien?
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nehmen Kontakt zu den Eltern auf und informieren sie über die erforderlichen Maßnahmen und Verhaltensregeln. Zusätzlich erhalten die Eltern ausführliche Informationen per E-Mail, bei Bedarf auch in anderen Sprachen.
Wie müssen sich Eltern und Geschwister verhalten?
Während der Quarantäne soll der Kontakt der Schüler zu anderen Haushaltsmitgliedern so weit wie möglich reduziert werden. Für die Haushaltsmitglieder - wie Eltern und Geschwister - gilt aber keine Quarantäne, solange die in Quarantäne geschickten Schüler nicht selbst erkranken. Wenn die häusliche Kontaktreduktion allerdings schwer umzusetzen ist, etwa bei jüngeren Schülern, raten die Schulen teilweise Eltern, Geschwisterkinder auch zu Hause zu lassen.
Wer muss sich auf Covid-19 testen lassen?
Der Hygiene-Rahmenplan des Kultusministeriums schreibt vor, dass sich die Schüler, in deren Klasse ein Covid-19-Fall auftrat, zweimal testen lassen müssen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes koordinieren dies und vereinbaren Testtermine mit den Eltern. Der erste Test auf das Coronavirus erfolgt zeitnah nach Beginn der Quarantäne, der zweite in der Regel an Tag 5 bis 7. Wichtig: Ein negatives Testergebnis beendet beziehungsweise verkürzt die Quarantäne nicht.
Was passiert, wenn der Schüler positiv auf das Coronavirus getestet wurde?
Ein positives Testergebnis hätte zur Folge, dass auch die Haushaltsmitglieder des Kindes oder Jugendlichen für 14 Tage in Quarantäne müssten.
Worauf ist zu achten?
Während der Quarantänezeit müssen die Eltern den Gesundheitszustand der Kinder oder Jugendlichen beobachten. Sie sollten ein Tagebuch führen, in dem sie Erkrankungsanzeichen und die möglichst zwei Mal täglich gemessene Körpertemperatur festhalten. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts stehen mit den Familien regelmäßig in Kontakt. Entwickeln die Kinder Symptome, veranlasst das Amt einen weiteren Test.
Was können berufstätige Eltern tun, wenn sie wegen ihres Kindes zuhause bleiben müssen, aber keinen Urlaub mehr haben und auch Homeoffice nicht möglich ist?
Wenn bei kleineren Kindern ein Elternteil zu Hause bleiben muss, zeigen sich viele Arbeitgeber kooperativ und stellen nach Vorlage des Quarantänebescheids des Kindes ein Elternteil frei.
Wo bekommen Familien Hilfe, wenn sie noch weitere Fragen zum Thema Corona haben?
Familien finden viele wichtige Informationen, insbesondere auch zu den Reiserückkehrenden, unter www.augsburg.de/coronavirus. Auf dieser Seite sind die telefonischen Hotlines für Rückfragen genannt. Die Mitarbeiter leiten das Gespräch gegebenenfalls an die zuständige Stelle weiter.
Müssen Eltern wieder - wie vor den Sommerferien - mit längeren Phasen von Heimunterricht und komplett geschlossenen Schulen rechnen?
Gänzlich ausgeschlossen ist das nicht, doch das Kultusministerium setzt derzeit auf ein punktuelles Vorgehen mit der Schließung von einzelnen Gruppen und Klassen, je nach Durchmischung des Personals und der Gruppen. Entscheidend ist auch die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen je 100.000 Einwohner - der Wert, auf den derzeit alle schauen, auch bei der Frage, ob wieder Zuschauer ins Fußballstadion schauen.
Liegt der Wert zwischen 35 und 50 , müssen Schüler ab Jahrgangsstufe 5 auch am Sitzplatz im Klassenzimmer einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn dort ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht gewährleistet werden kann, so wie es in den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien vorgeschrieben war. Steigt der Wert auf über 50, muss der Mindestabstand von 1,5 Metern im Klassenzimmer eingehalten werden. Dies bedeutet, dass die Klassen in aller Regel geteilt und die beiden Gruppen im wöchentlichen oder täglichen Wechsel unterrichtet werden. Darüber hinaus ist dann das Tragen einer Maske auch am Sitzplatz im Klassenzimmer für Schüler aller Jahrgangsstufen verpflichtend. Augsburg liegt derzeit noch im grünen Bereich - in den vergangenen sieben Tagen wurden 74 Neuinfektionen im Stadtgebiet gemeldet. Das entspricht etwa 24,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in diesem Zeitraum.
Wie ist die aktuelle Corona-Situation in Augsburg?
Für Augsburg meldete das Gesundheitsamt am Donnerstag acht neue Covid-19-Fälle. Eine Neuinfektion wurde bei einem Reiserückkehrer aus dem Kosovo festgestellt. Zudem wurden fünf Augsburger Kontaktpersonen bestätigter Covid-19-Fälle positiv getestet. Bei zwei infizierten Personen ist die Infektionsquelle noch unbekannt. Damit liegen dem Gesundheitsamt seit dem Beginn der Pandemie 954 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus vor. 863 Personen sind genesen, 75 gelten aktuell als infiziert, 16 Personen sind gestorben.
Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.
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