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Augsburg: Schule in Bayern startet: 7600 Kinder in Augsburg brauchen Geld vom Staat

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Schule in Bayern startet: 7600 Kinder in Augsburg brauchen Geld vom Staat

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    Hefte, Schulranzen und vielleicht sogar ein Tablet: Für das passende Material zum Schulstart müssen Eltern viel Geld ausgeben.
    Hefte, Schulranzen und vielleicht sogar ein Tablet: Für das passende Material zum Schulstart müssen Eltern viel Geld ausgeben. Foto: S. Gollnow, dpa (Symbol)

    Wenn kommende Woche in Bayern das neue Schuljahr beginnt, haben viele Eltern bereits tief in die Tasche gegriffen, um den Schulstart ihrer Kinder zu finanzieren: Die Ausgaben für Schulranzen oder -tasche, Hefte, Stifte, Turnbeutel, neue Sportkleidung und Kopiergelder summieren sich schnell zu einem stattlichen Betrag. Nicht alle Augsburger Eltern können diese Kosten selber tragen.

    Jobcenter gewährt Förderung in Höhe von 150 Euro

    Im vergangenen Jahr wurden beim Augsburger Amt für Soziale Leistungen und Jobcenter Augsburg-Stadt 7600 Bewilligungen im Bereich Schulbedarf durchgeführt. Das wird durch das Bildungs- und Teilhabepaket ermöglicht. „Einen Anspruch haben Empfänger einer sogenannten Grundleistung, also Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Sozialhilfe, Wohngeld, Kinderzuschlag oder Asylbewerberleistungen bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres“, erklärt Diana Erdin, die Leiterin der Abteilung Armutsprävention. Im ersten Halbjahr gibt es für berechtigte Empfänger eine Förderung von 100, im zweiten Halbjahr von 50 Euro. Sofern die Förderung nicht automatisch wie etwa mit dem Arbeitslosengeld II ausbezahlt werde, müsse die Unterstützung im Augsburger Amt für Soziale Leistungen, Senioren und Menschen mit Behinderung beantragt werden.

    In Augsburg sind tausende Familien auf Geld angewiesen, um den Schulbedarf der Kinder zu finanzieren.
    In Augsburg sind tausende Familien auf Geld angewiesen, um den Schulbedarf der Kinder zu finanzieren. Foto: Silvio Wyszengrad

    Volker Wagner, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, erhält seit neun Jahren die Unterstützung für den Schulbedarf. Seine Frau und er haben elf Kinder – sieben besuchen derzeit eine Schule. „Wir haben jetzt 700 Euro erhalten. Gerade am Schulanfang sind nach den Einkäufen schnell 800 bis 900 Euro ausgegeben. Die Unterstützung ist für uns eine große, große Hilfe“, betont er. Der gelernte Zerspanungsmechaniker arbeitet als CNC-Dreher.

    Die Familie erhält Wohn- und Kinderzuschlag und kommt so einigermaßen über die Runden. Sie erhält diese Leistungen, weil der Gesetzgeber diese Alternative für erwerbstätige Menschen geschaffen hat, die aufgrund ihrer Kinder nicht in die Hilfsbedürftigkeit, beispielsweise Hartz IV, fallen sollen. „Wohngeld plus Kinderzuschlag verhindern Hartz IV“, betont Roland Juraschek vom Sozialreferat der Stadt Augsburg.

    Für die Familie waren in den Ferien nur Ausflüge drin

    Für große Sprünge reicht es bei Familie Wagner dennoch nicht. „Wir fahren normalerweise nie alle zusammen in den Urlaub. Im vergangenen Jahr haben wir aber eine Unterstützung erhalten und konnten so gemeinsam in den Schwarzwald“, sagt der Vater. In diesem Jahr stand Urlaub coronabedingt ohnehin nicht zur Debatte. „Wir haben in den Ferien Ausflüge gemacht und sind beispielsweise nach Füssen gefahren und haben uns die Schlösser angesehen.“ Die älteste Tochter ist 16 Jahre alt und hat soeben eine Ausbildung angefangen. Das jüngste Kind ist ein Jahr und fünf Monate alt. Die Ausgaben für den Schulbedarf könnte Familie Wagner ohne Hilfe vom Staat nicht ohne Weiteres stemmen.

    Bildungspaket des Bundes will bedürftige Familien gleichstellen

    Für Eltern, die auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind, ist es oft schwierig, ihren Kindern die gleichen Möglichkeiten in der Schule und Freizeit zu bieten wie Kindern aus Familien mit höheren Einkommen. Gelder aus dem Bildungspaket des Bundes sollen diese Unterschiede minimieren. Neben finanziellen Mitteln für den Schulbedarf haben bedürftige Kinder auch einen Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung bei Lernförderung, Tagesausflügen, bei dem gemeinsamen Mittagessen in Schule und Kita, bei Musik, Sport und Spiel in Vereinen oder Gruppen. „Die Lernförderung wurde im vergangenen Jahr von 425 bedürftigen Kindern in Anspruch genommen“, so Diana Erdin.

    Die Zahl werde aber bald steigen, ist sich die Fachfrau sicher. Denn im vergangenen Jahr musste die Versetzung noch gefährdet sein, damit Nachhilfestunden vom Amt finanziert wurden. Erdin: „Mit dem Starke-Familien-Gesetz, das am 1. August 2019 in Kraft trat, wurde der Kreis erweitert.“ Eine Versetzungsgefährdung ist nun keine Pflicht mehr. „Ich denke auch, dass aufgrund von Corona und der Homeschooling-Zeit im kommenden Schuljahr ein erhöhter Bedarf an Förderung besteht. Vor den Schulferien haben wir bereits Anfragen erhalten“, sagt die Leiterin der Armutsprävention.

    Corona wirkt sich auf bedürftige Familien in Augsburg aus

    Die weltweite Corona-Pandemie habe dem Amt viel zusätzliche Arbeit beschert: Allein im vergangenen Jahr wurde für knapp 6900 Kinder eine finanzielle Unterstützung für die Mittagsverpflegung in Kitas, Schulen und Horts beantragt, die aufgrund von Schließzeiten und eingeschränkter Nutzung neu verbucht werden musste. Die Mitarbeiter des städtischen Sozialreferats rechnen mit weiteren coronabedingten Konsequenzen.

    Aufgrund des gesteigerten Bedarfs an finanziellen Hilfen wie etwa Wohngeld werde sich künftig wohl auch die Anzahl der Kinder erhöhen, die Zuwendungen für Schulbedarf, Mittagessen oder Hausaufgabenbetreuung benötigen, sagen die Experten.

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