Die Corona-Krise hat es offenbart: Zahlreiche Schüler können aufgrund von fehlenden Endgeräten derzeit nur eingeschränkt am Online-Unterricht teilnehmen. Manche müssen sich mit mehreren Geschwistern ein Laptop oder Notebook teilen, andere können Aufgaben lediglich an ihrem Smartphone bearbeiten, wiederum andere haben zu Hause weder Computer noch WLAN zur Verfügung.
Ein Zustand, der die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf den Plan ruft. In einer Mitteilung betont sie, dass die Corona-Pandemie die digitale Spaltung der Gesellschaft drastisch vor Augen führe. Gerade an Mittelschulen fehle es am Nötigsten. Wer digital lernen wolle, brauche zudem Eltern, die genug Zeit und Know-how hätten, sich mit Laptop und Lernplattformen auseinanderzusetzen. Gerade in den Familien von Mittelschülern ist diese Ressource häufig Mangelware, heißt es in der Mitteilung der GEW weiter.
Was das Augsburger Bildungsmonitoring zeigt
Ein Blick in den Augsburger Sozialbericht und in das Augsburger Bildungsmonitoring zeige, dass vor allem Kinder aus materiell gesicherten bis gut ausgestatteten Elternhäusern das Gymnasium besuchten, Kinder aus finanziell schlecht ausgestatteten Familien dagegen wären überproportional oft an Mittelschulen anzutreffen. Tobias Bevc, Vorsitzender der GEW Augsburg, fordert deshalb: „Die Politik sollte alle Kraft darauf verwenden, diese Schieflage endlich zu beseitigen. Alle Kinder, ob aus armen oder reichen Familien, haben das Recht auf Chancengleichheit in der Bildung. Kinder aus armen Elternhäusern brauchen nicht nur die digitale Ausstattung.“
Die Politik müsse auch dafür sorgen, dass ihre schlechteren Startbedingungen in der Schule aufgefangen und wettgemacht würden. Genauso wie andere Elternvereinigungen und Initiativen sammle die GEW Augsburg derzeit nicht mehr benötigte Laptops, die insbesondere Schülern an Mittelschulen zugutekommen sollen. Wie berichtet, haben in den vergangenen Monaten auch Stiftungen, wie die Langner’sche Stiftung, und Wirtschaftsunternehmen Augsburger Schulen unterstützt und Laptops und Tablets für Homeschooling gestiftet.
Laptops und Tablets fürs Homeschooling
Auch der Bund hat die Not der Schulen und Schüler in Zeiten der Pandemie erkannt und ein Sonderausstattungsprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro aufgelegt. Die Stadt Augsburg erhält daraus eine Fördersumme in Höhe von 1,66 Millionen Euro, um Leihgeräte für Schüler anzuschaffen. Dass diese Geräte allerdings nicht allzu schnell bedürftige Augsburger Schüler beim Online-Unterricht unterstützen werden, wurde in der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses deutlich. Wolfgang Färber, Leiter des Schulverwaltungsamtes, verdeutlichte, dass zunächst die Förderrichtlinien abgewartet werden müssten. „Allen ist die dringliche Situation bekannt. Dennoch wollen wir uns nicht förderschädlich verhalten.“
Daneben sei nicht geklärt, was mit den Leihgeräten nach der Corona-Krise passiere. Mit der Fördersumme könnten schließlich 2500 bis 3000 Geräte angeschafft werden. „Nur wer kümmert sich darum? Wir benötigen einen stufenweisen Aufbau an Systemadministratoren. Die Förderung ist eine Spitzensache, allerdings nur eine Anschubfinanzierung“, so Färber.
Die Frage von SPD-Stadträtin Tatjana Dörfler, wie hoch der Bedarf an Leihgeräten an Augsburger Schulen sei, konnte der Leiter des Schulverwaltungsamtes nicht beantworten. „Das weiß ich nicht. Die Schulen kennen die Bedürftigkeit ihrer Schüler am besten“, entgegnete Wolfgang Färber. Damit wollte sich Dörfler nicht zufriedengeben. „Das erstaunt mich schon sehr. Schließlich müssen sie doch einschätzen können, ob mit der Förderung des Bundes der Bedarf gedeckt ist oder ob noch etwa bei Firmen um Spenden gebeten werden muss.“
Wann kommen die Laptops aus Bundesmitteln?
Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) betonte, dass bereits Kontakt zur städtischen Wirtschaftsförderung aufgenommen worden sei, um alle Möglichkeiten auszuloten. Stadtrat Frederik Hintermayr (Linke) wollte wissen, wann die Schüler mit den Leihgeräten rechnen könnten: „Die Schulen wurden Mitte März geschlossen. Seither sind drei Monate vergangen.“ Mit den Geräten, die mit den Geldern des Bundes angeschafft werden, rechnen Wild und Färber frühestens Anfang des kommenden Schuljahres.
So lange wollte das Holbein-Gymnasium nicht warten: Im Oktober vergangenen Jahres vereinbarten sie und die IHK-Partner Baramundi und Xitaso eine Schulpartnerschaft. „Wir hatten viele Ideen und uns viel vorgenommen“, sagte Schulleiter Dieter Fiedler über die Kooperation, die in diesem Jahr richtig starten sollte. Doch durch die Corona-Pandemie kam alles anders. Statt um Workshops ging es nun darum, die Schüler, die keine technischen Geräte haben, damit auszustatten. Dafür bekam die Schule am Montag 55 Notebooks von Baramundi überreicht. Stephan Hildensperger, stellvertretender Schulleiter, sagt, es gehe nun darum, die Schüler zu versorgen, die bisher nur auf Smartphones arbeiten könnten. Hildensperger geht davon aus, dass das etwa 35 bis 40 Schüler sind, doch ganz genau könne man das nicht sagen. An einer anonymen Umfrage, die man gemacht habe, hätten sich nicht alle Schüler beteiligt. Daher wisse man nicht, wie groß die Zahl der Schüler ist, die tatsächlich noch ein entsprechendes Gerät benötigen.
Firma Xitaso will auch anderen Schulen in Augsburg helfen
Die Firma Xitaso hat laut Geschäftsführer Ulrich Huggenberger dem Holbein-Gymnasium dabei geholfen, Kommunikationsplattformen für den Unterricht zuhause einzurichten. Huggenberger sagt, er könne sich vorstellen, dass man dies auch für andere Schulen in der Stadt umsetzen könne. Beide Firmen wollen in die digitale Infrastruktur an Schulen investieren, um in einigen Jahren davon profitieren zu können: Nämlich dann, wenn aus den Schülern Fachkräfte geworden sind.
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