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Augsburg: Schüler teilen Bilder ihres maroden Schulzentrums auf Instagram

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Schüler teilen Bilder ihres maroden Schulzentrums auf Instagram

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    Das Schulzentrum am Alten Postweg präsentiert sich auf diesem Bild als Dauerbaustelle mit einem Containertrakt.
    Das Schulzentrum am Alten Postweg präsentiert sich auf diesem Bild als Dauerbaustelle mit einem Containertrakt. Foto: Silvio Wyszengerad

    Schüler in Augsburgs größtem Schulkomplex am Alten Postweg lassen mit ihren Protesten nicht locker. Sie wollen nun Bilder im Internet veröffentlichen, um damit den desolaten baulichen Zustand des Zentrums mit Fach- und Berufsoberschule sowie Reischlescher Wirtschaftsschule öffentlich sichtbar zu machen. Die Lage sei in Wirklichkeit schlechter als es die Stadt darstelle, sagt die 17-jährige Meli.

    Die Schüleraktion im Internet ist bereits angelaufen. Rund 2000 Mitschüler am Alten Postweg wurden aufgerufen, ihre Bilder auf Instagram unter dem Hashtag #guckmalköhler zu posten. Die Botschaft im Netz richtet sich vor allem auch an Augsburgs Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU). Auf ihn sind die Schüler derzeit schlecht zu sprechen. Die Stadt hatte mitgeteilt, es gebe schon länger keine undichten Stellen im Schulzentrum mehr, weil über den schadhaften Stellen ein Notdach errichtet worden sei.

    Schüler widersprechen der Stadt

    Schülerin Meli sagt, es müssten nach wie vor Eimer aufgestellt werden, um Wasser im Gebäude aufzufangen. Die Stadt spreche auch beschönigend von einem angemieteten „Schulpavillon“, in dem ein Teil des Unterrichtsbetriebes ausgelagert werden musste. Tatsächlich seien es gestapelte Container, die schon Wasserflecken an den Decken hätten und weit weg von den nächsten Toiletten seien.

    Schüler vom Alten Postweg hatten am vergangenen Freitag vor dem Rathaus gegen die vielen baulichen Mängel im Schulzentrum demonstriert. Sie fordern Sofortmaßnahmen von der Stadt. Generell wünschen sie sich einen Neubau des Zentrums statt der geplanten Generalsanierung, die sie nicht für eine langfristige Lösung halten. Schülerin Meli wundert sich nun auch über Bildungsreferent Köhler. Er habe als Reaktion auf die Schülerdemo über die Medien einen Dialog angekündigt, bislang sei er aber nicht auf die Schüler zugekommen. Ende dieser Woche wollen die Schüler, die hinter der Protestaktion stehen, entscheiden, ob sie am Freitag, 5. April, zu einem „Schulstreik“ während der Unterrichtszeit aufrufen.

    Massive Kritik an der Stadt kommt nicht nur von Schülern, sondern auch vom Ministerialbeauftragten für Fach- und Berufsoberschulen, Konrad Maurer. Er hatte schon 2017 einen intensiven Austausch zur Zukunft des Schulzentrums mit dem Baureferenten, Schulreferenten und mit Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) geführt.

    Ministerialbeauftragter kritisiert Berechnungen der Stadt

    Am 3. Dezember 2018 warnte Maurer dann nach dem Stadtratsbeschluss für eine Generalsanierung in einem persönlichen Brief an Gribl davor, dass die Stadt „ein Fass ohne Boden“ aufgemacht habe. Auf Nachfrage unserer Redaktion bekräftigte Maurer am Mittwoch seine Bedenken. Aus seiner Sicht gibt es in den städtischen Unterlagen, die Grundlage für den Stadtratsbeschluss zur Sanierung waren, mehrere Ungereimtheiten.

    Nach Berechnungen der Stadt soll die Generalsanierung des Schulkomplexes mit 88,4 Millionen Euro kostengünstiger sein als ein Neubau mit 108 Millionen Euro. Der Ministerialbeauftragte kommt zu anderen Ergebnissen. Er rechnete in seinem Schreiben an Gribl vor, dass bei einer „realistischen Kalkulation“ die Kosten für einen Neubau billiger gewesen wären als für eine Sanierung.

    Die Stadt habe unter anderem die Zeitschiene für einen Neubau viel zu lang angesetzt, die Dauer für die Generalsanierung in einem derartig großen Komplex dagegen zu kurz, so Maurer. „Wenn die Sanierung halb über die Bühne ist und dann eine Kostenexplosion kommt, wollte ich schon jetzt darauf hingewiesen haben.“ Maurer ist außerdem überzeugt, dass auf dem weitläufigen Gelände am Alten Postweg genug Platz wäre, um einen Neubau hinzustellen. „Meine Überzeugung ist, dass die Stadt München auf diesem Platz drei Schulen bauen würde.“

    Der Ministerialbeauftragte verweist drauf, dass er in über 14 Jahren seiner Tätigkeit viele Erfahrungen mit Schulbauten gesammelt habe. Er ist nicht nur für Augsburg, sondern für den Bereich Schwaben, westliches Oberbayern und München zuständig. „So zäh wie in Augsburg läuft es aber fast nirgends in Südbayern“, sagt Maurer. Auf seinen Brief an OB Gribl habe er nicht einmal eine Antwort bekommen.

    Noch kein Gesprächstermin mit Schülern

    Von der Stadt gab es auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch keine Auskunft, wann mit einem Gesprächstermin zwischen Köhler und den Schülern zu rechnen ist. Auch zur Kritik des Ministerialbeauftragten gab es keine Stellungnahme. Der Bildungsreferent hatte zuletzt mitgeteilt, die generalsanierte FOS/BOS/RWS werde am Ende einem Neubau in nichts nachstehen. Die Komplexität dieser größten Schulbaumaßnahme sei nicht einfach zu verstehen, weshalb er zeitnah den Dialog mit den Schülern suchen werde. Das größte Bauvorhaben im Schulbereich war im November 2018 vom Stadtrat beschlossen, Planungsmittel sind in die städtische Planung eingestellt. Derzeit prüft die Regierung von Schwaben die Förderfähigkeit, das Hochbauamt plant bereits. Die Generalsanierung soll zum Schuljahresbeginn 2025/26 fertig sein.

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