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Augsburg: Schüler stellen Forderungen – und drohen der Stadt mit Streik

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Schüler stellen Forderungen – und drohen der Stadt mit Streik

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    Rund 100 Schüler und einige Lehrer gingen am Freitagnachmittag auf die Straße.
    Rund 100 Schüler und einige Lehrer gingen am Freitagnachmittag auf die Straße. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Wir haben es satt", sagt die 17-jährige Meli und spricht aus, was viele Schüler in Augsburgs größtem Schulkomplex am Alten Postweg denken. Am Freitag demonstrierten rund 100 Schüler und einige Lehrer auf dem Rathausplatz, um auf die desolaten baulichen Zustände im Zentrum der Fachoberschule, Berufsoberschule und Reischle’schen Wirtschaftsschule aufmerksam zu machen. Sie fordern Sofortmaßnahmen von der Stadt. Darüber hinaus wollen sie einen Neubau des Schulzentrums. Bislang plant die Stadt eine Generalsanierung, was politisch umstritten ist.

    Nach Angaben der Polizei waren rund 100 Teilnehmer an der Demo vor dem Rathaus beteiligt. Anschließend marschierten sie durch die Innenstadt. Schülerin Meli, eine Mitorganisatorin, sagte: "Der aktuelle Zustand in unserem Schulzentrum ist absolut inakzeptabel und wird von uns keinen Tag länger hingenommen. Wir fühlen uns vernachlässigt und vergessen."

    Die Schüler nennen eine lange Mängel-Liste für die FOS/BOS

    Die Mängelliste der Schüler ist lang: Der Zustand der Sanitäranlagen in der FOS/BOS sei nicht mehr tragbar. Toiletten seien in einem schlimmen Zustand, oft seien sie gar nicht mehr zugänglich. Manche Klobrillen seien nicht festgeschraubt, Klobürsten und Abfalleimer fast nirgendwo vorhanden, auch Türen würden fehlen. Weiter kritisieren die Demonstranten schmutziges Wasser aus den Wasserhähnen, Legionellenbefall der Wasseranlagen in den Sporthallen und ein provisorisches Krankenzimmer auf dem Flur. Das alte Lehrerzimmer und die Büros der Schulleitung seien unbenutzbar seit dem vorletzten Sommer, als ein Aktenvernichter brannte. Sekretariat und Schulleitung seien in Klassenzimmer umgezogen. Deshalb seien die Klassen ausgelagert oder "Wanderklassen" ohne feste Räume.

    Bei der Demo am Freitag forderten die Teilnehmer Sofortmaßnahmen, etwa die Sanierung der sanitären Anlagen, die Abdichtung aller Dächer, eine bessere Tafelausstattung, einen Trinkwasserspender, "nicht herausfallende Fenster", ein ordentliches Krankenzimmer und eine Schimmelbekämpfung. Darüber hinaus wollen die Schüler eine nachhaltige Lösung für die Zukunft: Sie fordern einen Neubau des Schulkomplexes statt der geplanten Generalsanierung.

    Das Schulzentrum der FOS/BOS soll saniert werden.
    Das Schulzentrum der FOS/BOS soll saniert werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Letztere lasse sich mit dem Alltagsbetrieb der Schule kaum vereinbaren, auch weil Asbest in Wänden beseitigt werden müsse. Bei einem Neubau könnten Schüler und Lehrkräfte konstruktiv in den Gestaltungsprozess mit eingebunden werden, wünschen sich die Demonstranten, etwa bei der Auslegung der Klassenzimmer für die Digitalisierung. Eine Generalsanierung des rund 50 Jahre alten Schulzentrums werde auch nicht viel billiger sein als ein Neubau.

    Die Schulleitung hatte wegen der Zustände schon Alarm geschlagen

    Die Schulleitung hatte wegen der Zustände am Alten Postweg bereits im Dezember Alarm geschlagen. Am Freitag beteiligten sich auch einige Lehrer an der Demo. "Wir solidarisieren uns mit den Schülern", so Sozialkunde-Lehrerin Elisabeth Effenhauser. Dass weniger Teilnehmer zur Protestaktion kamen als erwartet, liege daran, dass am Freitagnachmittag im Schulzentrum noch Unterricht und Prüfungen stattgefunden hätten. Meli und ihre Mitschüler wollen nun einige Tage abwarten, was weiter passiert. Wenn die Stadt nicht auf ihre Forderungen reagiert, wollen sie am Freitag, 5. April, zu einem Schulstreik während der Unterrichtszeit aufrufen – ähnlich wie bei den freitäglichen Klima-Demonstrationen von Schülern.

    Augsburgs Bildungsreferent Hermann Köhler teilte über die städtische Pressestelle mit, er habe Verständnis für die Unzufriedenheit der Schüler. "Es ist nachvollziehbar, dass die enormen Zeitschienen frustrierend wirken." Den über Jahrzehnte aufgetürmten Sanierungsberg könne die Stadt aber nicht in kurzer Zeit bewältigen. Ein Neubau des Schulkomplexes würde Köhler zufolge auch weitere Verzögerungen mit sich bringen. Die generalsanierte FOS/BOS/RWS werde am Ende einem Neubau in nichts nachstehen, so der Bildungsreferent.

    Rund 100 Schüler und einige Lehrer gingen am Freitagnachmittag auf die Straße.
    Rund 100 Schüler und einige Lehrer gingen am Freitagnachmittag auf die Straße. Foto: Silvio Wyszengrad

    Köhler teilte weiter mit, er wolle zeitnah den Dialog mit den Schülern suchen. Die Komplexität dieser größten Schulbaumaßnahme sei nicht einfach zu verstehen. Auch zum Stand des Vorhabens nahm die Stadt Stellung. Danach wurde das größte Bauvorhaben im Schulbereich im November 2018 vom Stadtrat beschlossen, Planungsmittel sind bereits in die städtische Planung eingestellt. Köhler zufolge stehen einer Gesamtsanierung mit Kosten von 88,4 Millionen Euro 108 Millionen Euro für einen Neubau gegenüber. Dabei sei noch kein Grundstück für den Neubau eingerechnet.

    Die Generalsanierung soll zum Schulstart 2025 fertig sein

    Nach der aktuellen Terminplanung soll die Generalsanierung zum Schuljahresbeginn 2025/26 fertig sein. Derzeit prüft die Regierung von Schwaben die Förderfähigkeit, das Hochbauamt plant bereits. Zudem habe der Stadtrat kurzfristige Maßnahmen bewilligt, etwa Notdächer über den schadhaften Stellen des Dachaufbaus des Schulkomplexes. Ferner wurde beschlossen, einen Schulpavillon anzumieten und auf dem Platz vor der Aula aufzustellen, damit ein Teil des Unterrichtsbetriebs ausgelagert werden kann. Die dortigen Klassenräume würden zu einer erheblichen Entspannung der räumlichen Situation beitragen, so der Schulreferent. Die Schulverwaltung sei derzeit mit der Beseitigung eines Brandschadens befasst.

    Was die Toiletten angeht, sollen sie im Zuge der Gesamtsanierung erneuert werden. Sollte es derzeit zu Beschädigungen kommen, würden diese repariert, so Köhler. Gleiches gelte für die Beschaffung fehlender Sanitärausstattungen. Er verweist darauf, dass Schüler wohl teilweise mit für den schlechten Zustand verantwortlich seien. So habe es in der FOS/BOS/RWS mehrfach vorsätzliche Brandstiftungen in den Sanitärbereichen gegeben.

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