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Augsburg: Schrauber oder Raser? Tuning-Szene nach B17-Rennen im Fokus

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Schrauber oder Raser? Tuning-Szene nach B17-Rennen im Fokus

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    Auf der „Sportwagen Night“ in Gersthofen war am Samstag viel los.
    Auf der „Sportwagen Night“ in Gersthofen war am Samstag viel los. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Schwer zu sagen, wann es losging mit seiner Leidenschaft für Autos. Simon Mayer weiß jedenfalls genau, wann er damit anfing, an ihnen herumzuschrauben, sie zu tunen; sie also aufzumotzen und optisch zu verändern. Da war er 18 und hatte gerade seinen Führerschein gemacht. „Mich fasziniert die Technik“, sagt er heute. Es gehe darum, ein Unikat zu schaffen. „Und darum, die Performance eines Sportwagens noch besser zu machen.“

    Mayer, 20 Jahre alt und von Beruf Fluggerätemechaniker, hat seinen Audi TT an diesem Samstagabend im Parkbereich der Tankstelle neben der B17 abgestellt, die sich auf Höhe der Stuttgarter Straße befindet. Die

    Tuning-Szene nach illegalem Rennen auf der B17 in den Schlagzeilen

    Die Szene war zuletzt in den Schlagzeilen, und es waren keine positiven. Mehrere Fahrer sollen sich am Samstag vor einer Woche auf der B17 ein illegales Rennen geliefert haben, davon geht die Polizei aus. Drei junge Männer waren in einem Audi TT-RS, einem Nissan GT-R und einem BMW 335i unterwegs. Sie starteten an eben jener Tankstelle neben der B17 und fuhren dann auf der Bundessstraße in Richtung Süden. Dabei sollen sie sich innerorts bei deutlich überhöhter Geschwindigkeit gegenseitig überholt und die Bundesstraße als Rennstrecke genutzt haben, wie ein Sprecher der

    Das Besondere an dem Fall: Die Polizei hat die Autos beschlagnahmt. In Augsburg kam das wegen eines möglichen illegalen Autorennens zum ersten Mal vor. Auch bundesweit dürfte es bislang nicht viele solcher Fälle gegeben haben, denn die entsprechende gesetzliche Möglichkeit dazu besteht erst seit Ende September. Die Polizei sieht die Auto-Tuner mit einer gewissen Skepsis. Auch wenn es natürlich keinen Generalverdacht gebe, wie ein Polizeisprecher zuletzt sagte. Da die Polizei auch die drei jungen Männer der Tuning-Szene zuordnet, ist der Vorfall dort natürlich Gesprächsthema.

    Auch im Umfeld von Simon Mayer. Mayer zweifelt allerdings daran, dass es sich wirklich um ein illegales Straßenrennen gehandelt habe. Der Nissan, sagt er, habe fast doppelt so viel PS wie der BMW, da brauche es doch kein Rennen dazu, um zu wissen, welches Auto schneller sei. Mayer ist ansonsten niemand, der sich mit Kritik an Rasern zurückhält. In einem Fernsehbeitrag hat er Fahrer, die sich illegale Autorennen liefern, mal als „Vollidioten“ bezeichnet. Auch, weil sie die Szene in Verruf bringen. Denn Mayer wehrt sich gegen das Bild, dass Tuner generell Raser seien. Das, sagt er, sei ein Vorurteil und stimme nicht. Organisierte illegale Straßenrennen gebe es in Augsburg seines Wissens nach ohnehin nicht. Er selbst fährt auf spezielle Rennstrecken, um zu testen, was der Umbau seines Autos bringt. Die Chance, sagt er, habe doch grundsätzlich jeder. Wie schnell der Audi jetzt fahren kann, weiß er nicht. „Ich habe es noch nie ausgereizt“, sagt er und grinst.

    Wie groß die Tuning-Szene in Augsburg ist?

    Wie groß die Tuning-Szene in Augsburg ist? Wirklich beziffern, sagt Simon Mayer, könne er das nicht. Es gebe vier größere Gruppen, dazu noch einige kleinere. Größtenteils seien es junge Leute, die sich fürs Tunen begeistern, aber durchaus auch Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen. Wer sich etwas später an jenem Abend auf der „Sportwagen Night“ in Gersthofen umschaute, bekam jedenfalls den Eindruck, dass die Szene in und um Augsburg nicht gerade klein sein kann. Auf dem Parkplatz eines Großhandels standen dutzende aufgemotzte Sportwagen. Während sich die Besucher, die zu Fuß gekommen waren, vor dem Eingang drängten, war die Schlange der Autos gleich so lang, dass in einem nahen Kreisverkehr phasenweise gar nichts mehr ging.

    Auch Christian Kober war da, um sein Auto zu präsentieren: einen roten Ford Mustang, Baujahr 2015. Kober sitzt im Rollstuhl, das Auto ist entsprechend umgebaut. Autos tunen, sagt er, sei einfach sein Hobby. „Ich schraube gern.“ Dass die Polizei neulich die drei Autos aus dem Verkehr gezogen hat, ist für ihn kein großes Thema. Er zuckt die Schultern. „Raser machen das Bild der Szene kaputt“, sagt er.

    Ihm geht es ohnehin nicht darum, die Geschwindigkeit des Ford noch weiter zu erhöhen. Er hat nur dessen Carbon-Teile verändert. „Mir geht es um das Aussehen des Autos“, sagt er.

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