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Augsburg: Schärfere Regeln: Sind Augsburger Clubs wirklich Corona-Treiber?

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Schärfere Regeln: Sind Augsburger Clubs wirklich Corona-Treiber?

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    Ab sofort gilt in Clubs und Diskotheken die 2G-plus-Regel. Besucher müssen geimpft oder genesen und getestet sein.
    Ab sofort gilt in Clubs und Diskotheken die 2G-plus-Regel. Besucher müssen geimpft oder genesen und getestet sein. Foto: Christoph Soeder, dpa (Symbolbild)

    Clubs und Bars gelten als Corona-Hotspots. Das Robert-Koch-Institut sieht das so - und auch eine Auswertung der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung scheint das zu belegen. Sind die Clubs auch in Augsburg ein Problem und heizen die Verbreitung des Virus an? Auf den ersten Blick nicht. Der

    Die Inzidenzwerte sind in Augsburg in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Infektionen in der Gastronomie sind nach Auskunft der Stadt aber selten festzustellen. Infektionen in Clubs und Diskotheken seien noch seltener, sagt Reiner Erben auf Anfrage. Allerdings werden mögliche Infektionsketten in Clubs in aller Regel auch gar nicht mehr weiterverfolgt. Die Kontaktverfolgung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes konzentriert sich stattdessen jetzt auf Haushaltsangehörige, die durch den engen Kontakt zu Infizierten ein erhöhtes Risiko haben, sowie Bewohner oder Besucher von bestimmten Einrichtungen. Dazu zählen etwa Seniorenheime, Behinderteneinrichtungen, Obdachlosenunterkünfte, Asylunterkünfte und ambulante Pflegedienste. Auch Schulen und Kindertageseinrichtungen werden laut Erben weiter priorisiert behandelt.

    Gesundheitsämter können Corona-Kontaktnachverfolgung nicht mehr stemmen

    Der "Strategiewechsel" sei vom bayerischen Gesundheitsministerium so gewünscht. Denn die bisherige aufwendige Ermittlung und Nachverfolgung der Kontaktpersonen, wie sie während der vergangenen Wellen üblich war, könne bayernweit von den Gesundheitsämtern insbesondere in den Hotspot-Regionen nicht mehr bewältigt werden. "Im Umkehrschluss heißt das für alle anderen Bereiche, also beispielsweise auch für Clubs, dass hier nur im Einzelfall - wenn es notwendig wird - die Kontaktnachverfolgung betrieben wird", so der Gesundheitsreferent.

    Gleichzeitig muss man davon ausgehen, dass es inzwischen eine hohe Dunkelziffer an Corona-Infektionen gibt, die dem Gesundheitsamt gar nicht mehr bekannt werden. Womöglich auch, weil Menschen trotz entsprechender Krankheitssymptome keinen offiziellen PCR-Test machen - um eine vom Amt angeordnete Quarantäne zu vermeiden. Umgekehrt ist die Auswertung Luca-App auch nicht wirklich aussagekräftig: In bayerischen Restaurants zum Beispiel kam sie zuletzt nur noch wenig zum Einsatz, weil dort - anders als in den Clubs - keine Erfassung der Kontaktdaten mehr vorgeschrieben ist.

    Wer jetzt noch in Clubs und Bars feiern will, der braucht zwingend einen Test. Mit der neuen 2G-plus-Regel dürfen ab diesem Wochenende weiterhin nur geimpfte und genesene Nachtschwärmer Clubs besuchen, sie brauchen jetzt aber zusätzlich noch einen negativen Schnelltest. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, warnte nun aufgrund der bundesweiten Entwicklung aber vor einer "ernsten Notlage". Clubs und Bars müssten aus seiner Sicht geschlossen und Großveranstaltungen abgesagt werden, weil es so in der Bevölkerung "viel zu viele Kontakte" gebe. Diese mögliche Konsequenz bereitet dem Augsburger Club-Betreiber Stephan Schulz Sorgen. In den vergangenen Wochen sei bei ihm im Kesselhaus viel los gewesen. Die Nachfrage nach Online-Tickets sei für das Wochenende jetzt deutlich zurückgegangen. Erstmals werde die 2G-plus-Regel umgesetzt. "Wie das ankommt, können wir erst nach dem Wochenende sagen", will Schulz erst einmal abwarten.

    Augsburger Kesselhaus-Chef fürchtet, dass Clubs wieder geschlossen werden

    Schulz hält 2G plus für eine sehr "sichere Variante" und ist froh, dass der Antigen-Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden sein darf, wieder kostenlos in Testzentren oder Apotheken vorgenommen werden kann. "Wir wollen unseren Gästen so lange wie möglich eine Plattform bieten", sagt Schulz. Er befürchtet, die Politik könne angesichts der Wucht der Pandemie nun einen anderen Weg einschlagen. Für die bereits jetzt getroffenen schärferen Regeln muss das Team des Kesselhauses einiges einstecken. "Wir werden im Internet auf den sozialen Netzwerken beschimpft. Dabei machen wir die Regeln nicht. Wir setzen sie nur um." An den Club-Abenden habe aber alles gut funktioniert. Bei jeder zweiten, dritten Veranstaltung sei das Kesselhaus in den vergangenen Wochen von den Behörden kontrolliert worden, so Schulz. "Das ist aber auch vollkommen in Ordnung."

    Polizei und Ordnungsamt haben in den vergangenen Wochen immer wieder Clubs, Diskotheken und Gastronomien überprüft. Dabei wurden die erforderlichen Nachweise von Betreibern, Personal und Kunden intensiv überprüft. "Die Schwerpunktkontrolle am letzten Wochenende zeigte, dass sich die ganz überwiegende Zahl an Personen an die geltenden Regeln hält", heißt es aus dem Ordnungsamt. 56 Bars und Restaurants, ein Fitnessstudio sowie 16 Clubs und Diskotheken wurden kontrolliert. Eine Häufung von Fällen, in denen ein gefälschter Impfnachweis vorgelegt wurde, sei für das Ordnungsamt bisher nicht erkennbar. "Die Kontrolle am letzten Wochenende in zahlreichen Einrichtungen und zusammen mit der Polizei führte nur zum Auffinden eines gefälschten Impfausweises", teilt das Amt auf Anfrage mit. (mit kmax)

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