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Augsburg: Sanierung in der Herrenbachstraße verunsichert die Mieter

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Sanierung in der Herrenbachstraße verunsichert die Mieter

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    Dieses Haus in der Herrenbachstraße wird seit einiger Zeit saniert. Die Mieter haben Angst, dass danach die Mieten steigen.
    Dieses Haus in der Herrenbachstraße wird seit einiger Zeit saniert. Die Mieter haben Angst, dass danach die Mieten steigen. Foto: Michael Hochgemuth

    Die Gebäude sind teils in finsterem Zustand. Graue Fassaden, düstere, dreckige Treppenhäuser, Briefkästen, die aussehen, als hätte jemand versucht, sie in die Luft zu sprengen. Gebaut wurde der Komplex in der Herrenbachstraße in den 50er Jahren. Schwer zu sagen, ob oder wann hier mal etwas grundlegend saniert wurde. Angekündigt hatte die „München-Augsburger Wohnungsbaugesellschaft“, kurz Mawog, eine solche Generalsanierung mal. Das war vor etwa sieben Jahren, seitdem herrschte Stillstand, und die Mawog hat ihren Geschäftsbetrieb seit Januar eingestellt.

    Der Stillstand ist nun vorbei. Wer sich vor Ort umschaut, sieht großflächig eingerüstete Häuser und hört Bohrmaschinen, Gehämmer und Rattern. Die Gebäude der Hausnummern 14 bis 24b sollen modernisiert werden. Eine Bautafel der Firma Infrabau weist daraufhin hin, dass es um insgesamt 115 Wohnungen geht. Teils sind die Arbeiten schon recht weit und die Gebäude sehen sichtbar modernisiert aus – teils aber auch nicht. Bis Ende 2018 sollen die Arbeiten andauern.

    Es sind Maßnahmen, die einige Mieter zumindest verunsichern und von ihnen teils auch als Belastung empfunden werden. Die Gebäude sollen unter anderem neu gedämmt werden und neue Fenster, Heizungen und Türen erhalten. Aufzüge sollen eingebaut und neue Leitungen verlegt werden. Es ist ein Großprojekt, um einen heruntergekommenen Komplex aufzuhübschen. In Auftrag gegeben wurde es von Firmen wie Infrabau und Thasos, denen die Immobilien mittlerweile gehören. Wenn einmal alles fertig ist, soll es einen Standard haben wie ein Neubau, sagt Infrabau-Prokurist Christian Eger. Nach seiner Auskunft gehören die Anlagen mittlerweile vier verschiedenen Eigentümern, Infrabau gehört demnach nur noch kleiner Bereich.

    Die Firma Thasos jedenfalls ist Eigentümerin des Komplexes mit den Hausnummern 22 bis 24b. Dort sind die Arbeiten derzeit in vollem Gang. „Seit neun Wochen schon“, sagt eine Anwohnerin. Die Arbeiten, sagt sie, seien für die Mieter eine ziemliche Strapaze. Sie habe nicht das Gefühl, dass auf die Mieter groß Rücksicht genommen werde. Der Lärm, der Schmutz. Teils würden neue Fenster eingesetzt und erst einmal nicht verputzt, zudem seien manche Fenster erst im vergangenen Jahr neu gemacht worden. Sie könne nicht nachvollziehen, dass es nun nach so kurzer Zeit wieder neue brauche. Handwerker lagerten den Bauschutt auch mal für eine Weile in der Badewanne ab.

    Haussanierung in der Herrenbachstraße

    Mieterin Heike Fackler ist empört.
    Mieterin Heike Fackler ist empört. Foto: Michael Hochgemuth

    Es sind Vorwürfe, denen Infrabau und Thasos widersprechen. Dass die Phase der Sanierung für Mieter nicht unbedingt angenehm sei, könne man nachvollziehen, sagt Geschäftsführer Manfred Kiening, aber danach sei auch für voraussichtlich 20 Jahre Ruhe. Die Fenster würden endgültig verputzt, wenn die Wohnungen von innen saniert werden sollen. Die jeweiligen Mieter würden für diesen Zeitraum umgesiedelt. Es gingen unter den Anwohnern die wildesten Gerüchte um, sagt Geschäftsführer Thomas Wirth. Etwa, dass sie rausgeschmissen würden. Ausziehen müsse aber keiner. Ähnlich argumentiert Infrabau-Prokurist Eger. Man wolle den Stress für die Anwohner in Grenzen halten, sagt er. Teils stießen die Arbeiter aber vor Ort auch auf unvorhergesehene Umstände – Kabel etwa, von denen niemand wusste, dass sie an der Stelle verlaufen. Da müsse man schnell reagieren. „Das ist aber keine Schikane.“

    Es gibt freilich unter einigen Anwohnern durchaus Sorgen, dass sie ihre Wohnung in der Herrenbachstraße langfristig verlieren. Aktuell sind die Mieten hier noch vergleichsweise günstig, teils sechs, sieben Euro pro Quadratmeter, manchmal auch noch drunter. Was sich nach einer derart umfassenden Sanierung ändern dürfte, wie Infrabau bestätigt. „Die Mieten werden steigen, aber dem Herrenbach angemessen“, sagt Eger.

    Das Viertel sei ja nicht die Innenstadt. Es gebe auch keine neue Vermietung, bevor nicht alle Bestandsmieter wieder in den Gebäuden oder umgesiedelt seien. Auch die Geschäftsführer der Thasos-Unternehmensgruppe sagen, dass die Mieten steigen werden. Dafür allerdings sollen die Nebenkosten sinken, etwa durch eine erheblich bessere Dämmung als bislang. Das beruhigt nicht jeden Anwohner. Sollten die Mieten deutlich steigen, werde er sich das nicht leisten können, sagt einer von ihnen. Die Sanierung sei an der Zeit gewesen, aber unangenehm. Der Lärm, der Schmutz. Vier der Anwohner werden nun von Julia Starke vertreten, Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Die Eigentümer, sagt sie, hätten die Objekte im Wissen um die niedrigen Mieten und den teilweise veralteten Zustand erworben. Nun versuchten sie offenkundig, die Miete auch durch Arbeiten zu erhöhen, die teilweise gar nicht notwendig seien. Auch sei noch nirgendwo beziffert worden, wie groß die Mieterhöhung eigentlich sein soll. Eine „Interessensabwägung im Hinblick auf die Bestandsmieter“ könne sie nicht erkennen. Die Geschäftsführer von Infrabau und Thasos sagen, man wolle so sozial-verträglich wie möglich vorgehen. Um die Gemüter zu beruhigen, will die Thasos am 14. Dezember eine Informationsveranstaltung für die Mieter abhalten.

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