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Augsburg: Sanierung der FOS/BOS: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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Sanierung der FOS/BOS: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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    Der Schulkomplex aus Fachoberschule, Berufsoberschule und Reischlescher Wirtschaftsschule am Alten Postweg ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung ist beschlossen, doch die Debatte darum nicht beendet.
    Der Schulkomplex aus Fachoberschule, Berufsoberschule und Reischlescher Wirtschaftsschule am Alten Postweg ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung ist beschlossen, doch die Debatte darum nicht beendet.

    Der Beschluss für eine Sanierung statt für einen Neubau des Schulzentrums von Fachober-/Berufsober-/Reischlescher Wirtschaftsschule ist im Stadtrat schon gefallen, doch zuletzt regte sich noch mal Widerstand bei zehn Stadträten. Ausschussgemeinschaft und Pro Augsburg (zusammen zehn Stadträte) wollen das Thema erneut in den Stadtrat bringen. Sie fordern einen Neubau. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:

    Wie ist der Entscheidungsstand?

    Der Stadtrat hatte sich Ende November mehrheitlich für eine Sanierung entschieden. Es gab acht Gegenstimmen (zwei der jetzigen Antragssteller fehlten). Der neue Antrag hat formal den Hintergrund, dass Baureferent Gerd Merkle (CSU) in der Sitzung erklärte, dass einer Neubebauung des Areals ein bestehender Bebauungsplan entgegenstehe. Wolle man diesen ändern, gingen noch mal eineinhalb Jahre ins Land. Allerdings ist inzwischen klar, dass es für das Areal keinen Bebauungsplan gibt – im Rahmen der Vorschriften des Baugesetzbuches könnte die Stadt dort jederzeit etwas bauen. Wann das Thema erneut diskutiert wird, ist noch unklar – nach aktuellem Stand steht das Thema in der Dezembersitzung nicht auf der Tagesordnung.

    Warum will die Stadt die Sanierung?

    Die Stadt argumentiert, dass diese wirtschaftlicher wäre. Kalkuliert wird für die Sanierung des Bestandsgebäudes mit mindestens 88 Millionen Euro (ohne Turnhalle, die weitere 20,5 Millionen kosten würde). Allerdings käme ein Neubau nach einem fiktiven Richtwert des Freistaates (der Wert errechnet sich nach einem Standardbetrag pro Quadratmeter) auf nur 57 Millionen Euro. Die Stadt argumentiert wiederum, dass dieser Richtwert aufgrund gestiegener Baupreise erfahrungsgemäß von der Realität überholt ist. In einer eigenen Berechnung geht die Stadt von 109 Millionen Euro aus. Somit sei die Sanierung günstiger.

    Lesen Sie dazu auch: Zehn Stadträte fordern den Neubau der FOS

    Lässt sich das alles schon so genau sagen?

    Nein. Die Stadt gibt selbst zu, dass die 88 Millionen Euro Sanierungskosten wohl nicht zu halten sein werden. Sie sind für die Mindestbauzeit von 3,5 Jahren kalkuliert. Baut man länger, wird es aufgrund von Preissteigerungen und nötiger Interimslösungen deutlich teurer. In der Opposition ist man der Meinung, dass die Sanierung mit allen Unwägbarkeiten am Ende teurer kommen könnte als ein Neubau.

    Volker Schafitel (FW) glaubt, dass die Stadt inzwischen finanziell mit dem Rücken zur Wand steht. „Wenn man beim Thema FOS/BOS alle Faktoren zusammenzählt, dann interpretiere ich das so, dass die Entscheidung zwischen Neubau und Sanierung nicht ergebnisoffen getroffen wurde, sondern dass die finanziellen Gegebenheiten maßgeblich waren“, so Schafitel. Die Stadt habe wohl gar nicht das Geld oder die Möglichkeit zur Kreditaufnahme, um einen Neubau hinzustellen, für den man auf einmal viel Geld brauche. Stattdessen strebe man die Sanierung an, weil diese sich über einen Zeitraum von vielen Jahren strecken lasse. Finanzreferentin Eva Weber (CSU) kontert entschieden. Es sei immer interessant, welche „Weltverschwörungstheorien“ Schafitel in die Welt setze – auch wenn nichts dran sei. Maßgeblich sei alleine die Frage, welche Lösung wirtschaftlicher sei. Dies müsse man auch vor der Regierung von Schwaben als Zuschussgeber begründen.

    Ebenfalls zum Thema ein Kommentar: FOS/BOS: So weit hätte es nicht kommen dürfen

    Als weitere Gründe für eine Sanierung führt die Stadt an, dass ein Neubau neben dem bestehenden Gebäude kaum umzusetzen sei. Es würde am Rand des Areals ein schlauchartiges Gebäude entstehen, das sehr lange Wege mit sich bringe. Die Suche nach einem Alternativgrundstück habe nichts gebracht. Ein derartig großes Areal mit Trambahnanschluss sei in der Stadt nirgendwo zu finden.

    Als Argument, das unter anderem gegen einen Neubau spricht, wird von der Stadt der Lärm angeführt, der beim Abbruch des Gebäudes entstehen würde, während nebenan Unterricht stattfinde. Trifft das zu?

    Der Augsburger FOS/BOS-Schulleiter Oliver Laqua lässt dieses Argument nicht gelten. Er war zuvor in der Schulleitung der FOS/BOS in Neu-Ulm beschäftigt, die von 2009 bis 2014 rundumerneuert wurde. Sie wurde erweitert, generalsaniert und umgebaut. „Und das alles im laufenden Betrieb. Das ging auch“, sagt er. Die Bauarbeiter seien stockweise vorgegangen. Die Schüler, die diese Arbeiten betrafen, wurden dann übergangsweise in Container ausgelagert. Die Vorgehensweise sei wie eine „Operation am offenen Herzen“ gewesen, sagte der damalige Neu-Ulmer Landrat Erich Josef Geßner bei der Einweihung und lobte das zukunftsgerechte Gebäude. Laqua wünscht sich auch eine zukunftsgerechte Lösung für die Augsburger FOS/BOS. „Lärm“ zähle da als Argument gegen einen Neubau nicht. „Lärm sind wir doch so oder so ausgesetzt und auch schon gewohnt“, betont er. In den vergangenen Jahren wurde bereits die Aula saniert und Brandschutzmaßnahmen vorgenommen.

    Ausreichend Parkplätze werden von der Stadt als Kriterium genannt, da Schüler aus dem Umland kommen. Der großflächige Parkplatz soll erhalten bleiben, was gegen einen Neubau spricht, der auf dieser Fläche errichtet werden könnte. Wie steht die Schulleitung dazu?

    Das Vorhandensein von einer entsprechenden Anzahl von Parkplätzen ist für die FOS/BOS wichtig, bestätigt Markus Ruf, Mitarbeiter der Schulleitung. „Gerade im Gestalterzweig kommen manche Schüler bis aus Memmingen“, sagt er. Doch dafür werde die weiträumige Fläche vor der FOS/BOS nicht benötigt. „Dafür könnte man auch eine Tiefgarage bauen.“ Aus den Planungen ist ersichtlich, dass im Fall einer Generalsanierung Container auf den jetzigen Parkplatz gestellt werden, damit dort Schüler ausgelagert werden können, so Schulleiter Oliver Laqua. „Dann stehen die Parkplätze für die Dauer der Sanierung ja auch nicht zur Verfügung.“ Und das für eine lange Zeit. Laqua: „Die Mindestbauzeit ist mit 3,5 Jahren angegeben. In der Realität wird das doch viel länger dauern.“

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