Einen Monat nach dem Start des Theaterbürgerbegehrens, das angesichts der steigenden Kosten einen sofortigen Bau- und Planungsstopp der Theatersanierung in Augsburg fordert, läuft die Sammlung von Unterschriften zäh. Die Corona-Pandemie mache öffentliche Aktionen wie Infostände unmöglich, sagt Mitinitiator Alexander Süßmair. Aktuell gebe es zwar schon Rücklauf von Unterstützern, die auf den im Internet herunterladbaren Formularen unterschrieben haben, die Zahl sei aber überschaubar. "Die Situation ist nicht einfach, aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen", so Süßmair. Unter anderem habe man damit begonnen, Unterschriftenlisten in Briefkästen einzuwerfen, um so Bürger mit dem Anliegen zu erreichen.
München hat bei der Gasteig-Sanierung einen Kostendeckel eingezogen
Im kommenden Doppelhaushalt ist wie berichtet eine Neuverschuldung über rund 50 Millionen Euro für die Fortsetzung der Theatersanierung vorgesehen. Hintergrund sind steigende Kosten aufgrund der Baupreisentwicklung und aufgrund von Umplanungen. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens verweisen darauf, dass die Stadt München zuletzt bei der Sanierung des dortigen Kulturzentrums Gasteig einen Kostendeckel in Höhe von 450 Millionen Euro beschlossen hat.
Die Stadt Nürnberg stoppe den Neubau ihrer Konzerthalle. "Nur die ärmste Stadt Bayerns, Augsburg, hält an der geplanten Sanierung des Augsburger Staatstheaters fest. Trotz bereits eingetretener Kostenexplosion und weiteren absehbaren Kostensteigerungen", heißt es in einer Erklärung der Begehrensinitiatoren.
Statt einer Theatersanierung soll mehr Geld für Schulen fließen
Die Pandemie mit ihren Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte zeige auch, dass Städte genau hinschauen müssten, wo sie öffentliches Geld verwenden. "Das Geld, das hier für die Luxussanierung des Theaterstandorts verwendet wird, sollte viel besser so ausgegeben werden, dass die gesamte Augsburger Bevölkerung von diesem Geld profitiert", sagt Mitinitiator Tobias Bevc. "Bessere Schulen, mehr Kitas, gepflegte Sportanlagen und einen preiswerten und guten ÖPNV sowie bezahlbaren Wohnraum für alle" zählten dazu, so Bevc. Von dieser Infrastruktur profitiere so gut wie die gesamte Stadtgesellschaft.
Auch die Theatersanierung habe ihre Berechtigung, sie müsse aber abgespeckt werden. Aktuell geht die Stadt von Kosten zwischen 283 und 321 Millionen Euro aus, wobei etwas die Hälfte davon gefördert wird. Das Theater, so die Initiatoren, könne aber auch spielen, wenn die Sanierung einige Nummern kleiner ausfalle.
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