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Augsburg: Rund 800 Haushalte fast zwölf Stunden lang ohne Strom

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Rund 800 Haushalte fast zwölf Stunden lang ohne Strom

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    Ein erneuter Stromausfall hat Teile von Haunstetten lahm gelegt.
    Ein erneuter Stromausfall hat Teile von Haunstetten lahm gelegt. Foto: Annette Zoepf

    Kein Licht, kein Kaffee, kein Kühlschrank: Teile von Haunstetten waren am Dienstag und Mittwoch zweimal ohne Strom. Der zweite Ausfall dauerte fast zwölf Stunden. Betroffen waren bis zu 800 Haushalte im Westen des Stadtteils in der Nähe der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 3. Ein doppelter Stromausfall und dann auch noch für so lange Zeit gilt in Augsburg als ungewöhnlich. Wie konnte das passieren und wie sicher ist das Netz?

    Nach Angaben der Stadtwerke kam es am Dienstagabend zwischen 18.33 und etwa 19.20 Uhr zu einer ersten Störung in einem Gebiet nördlich und südlich der Inninger Straße wegen eines defekten Kabels. Die betroffenen Haushalte seien dann über ein zweites Kabel versorgt worden. Um 2.45 Uhr sei es auch dort zu einem Kabelschaden und damit erneut zum Stromausfall in diesem Bereich gekommen, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg.

    Stromausfall in Haunstetten: Von der Alarmanlage aus dem Schlaf gerissen

    In der Nacht blieb der Stromausfall für die meisten wahrscheinlich unbemerkt – nicht für die Inhaber des Blumenladens „Blumen Werner“. Die Familie wohnt direkt über dem Geschäft und wurde um 2.45 von der Laden-Alarmanlage aus dem Bett gerissen. Entgegen der ersten Vermutung, es könnte sich um Einbruch handeln, lag es „nur“ an der unterbrochenen Stromzufuhr. Die innere Ladentür zum Kühlraum wurde automatisch geöffnet, damit bei fehlendem Strom niemand darin eingesperrt wird. Zwei Kühlsysteme seien ausgefallen, was angesichts der eher kühlen Temperaturen zu verkraften sei, sagte die Ladeninhaberin. „Bei 35 Grad hätten wir ein Riesenproblem.“ Der Schaden halte sich so noch in Grenzen. Das Kaffee-Aufbrühen mit dem Bunsenbrenner nahm sie eher gelassen hin.

    Es dauerte bis etwa 14 Uhr, dann hatten die Haunstetter wieder Strom und die Normalität kehrte zurück. Seit der Nacht zum Mittwoch waren Mitarbeiter der Stadtwerke und eine Baufirma vor Ort, um die Kabelschäden zu beheben. Der Grund für den Ausfall werde in einer defekten Muffe vermutet, sagte Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Während in Augsburg ein Ausfall von diesem Ausmaß für ihn „eine Verkettung unglücklicher Zufälle“ darstellt, sorgen große Stromausfälle – sogenannte Blackouts – in anderen Ländern immer wieder für Probleme. Fergg erklärte, im Augsburger Stromnetz sei es möglich, ein Gebiet von mindestens zwei Seiten aus mit Strom zu versorgen. Bei einer Störung eines Kabels werde entsprechend über ein anderes Kabel versorgt. „Dass kurz hintereinander beide Kabel defekt sind, ist so selten, dass sich kein Mitarbeiter in der Stadtwerke-Leitstelle an einen solchen Fall erinnern kann“, so der Sprecher. Normalerweise sei das Augsburger Stromnetz sehr sicher, Stromausfälle hätten in Augsburg bundesweit einen der niedrigsten Werte.

    Die ungeplante durchschnittliche Stromausfallzeit durch Störungen habe im vergangenen Jahr pro Augsburger Haushalt bei 4,2 Minuten gelegen. Damit liege Augsburg weit unter dem Mittelwert des Bundesdurchschnitts von 16,3 Minuten in den vergangenen Jahren. Neben Stromausfällen durch Störungen gibt es auch angekündigte Abschaltungen, etwa wegen Bauarbeiten. Diese lagen nach Angaben der Stadtwerke bei den Haushalten im Schnitt bei ebenfalls vier Minuten.

    Manche Anwohner sind auf Notfall bestens vorbereitet

    Carmen Hofmann und Clemens Schmid vor dem Notstromaggregat, das die Gefriertruhe speist.
    Carmen Hofmann und Clemens Schmid vor dem Notstromaggregat, das die Gefriertruhe speist. Foto: Kristina Beck

    Manche Anwohner in dem betroffenen Gebiet waren auf einen solchen Notfall auch bestens vorbereitet. Clemens Schmid nahm gleich in der Früh ein Notstromaggregat in Betrieb – das Benzin hatte er zuvor an der Tankstelle besorgt. Dann schloss er die Gefriertruhe an. Seine Nachbarn Alexandra und Carmen Hofmann hofften indessen, dass die Tiefkühltruhe auch so durchhält, bis der Strom zurück kehrt.

    „Was soll man machen“, sagte Alexandra Hofmann. Für sie war die ausgefallene Energieversorgung mit einer starken Einschränkung verbunden. Für ihre Arbeit in Homeoffice sei sie auf eine Internetverbindung angewiesen, doch auch das funktionierte nicht. So habe sie unfreiwillig frei gehabt.

    Wie sehr ein Stromausfall den Alltag beeinträchtigt, weiß auch Harald Penka. Er kenne solche Ausfälle aus früheren Zeiten, aber heute sei die Abhängigkeit von Strom so hoch, dass die Auswirkungen deutlicher zu spüren seien.

    Häufen sich die Störungen im Stromnetz?

    Einige Bürger haben den Eindruck, dass sich im Augsburger Südwesten Störungen im Stromnetz häufen. Die Stadtwerke haben das Netz in Göggingen, Inningen und Bergheim im vergangenen Jahr von den Lechwerken (LEW) als Betreiber übernommen. Waren die Leitungen veraltet? Fergg sagt: „Wir haben dort schon einiges investiert.“ Eine Häufung von Störungen habe es aber auch dort nicht gegeben. Bis zum Jahr 2025 sollen rund sieben Millionen Euro in die Modernisierung der Infrastruktur im Augsburger Südwesten investiert werden, hieß es in einer früheren Ankündigung der Stadtwerke. Damit soll die Stabilität im Stromnetz erhöht werden.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Ohne Strom geht fast nichts mehr

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