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Augsburg: Restaurant-Tester und Kochprofis: Was passierte, als die TV-Köche gingen

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Restaurant-Tester und Kochprofis: Was passierte, als die TV-Köche gingen

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    Die Kochprofis – hier Andreas Schweiger (links) – möbelten 2016 die Karl-Freytag-Stuben auf. Wirtin Gabi Sachs (rechts) ist dankbar für den Einsatz der TV-Köche.
    Die Kochprofis – hier Andreas Schweiger (links) – möbelten 2016 die Karl-Freytag-Stuben auf. Wirtin Gabi Sachs (rechts) ist dankbar für den Einsatz der TV-Köche. Foto: Christoph Kölle

    Gastronomen haben es nicht leicht. Oft müssen sie aus unterschiedlichen Gründen die eine oder andere Durststrecke überwinden. Und wenn sie dann um Hilfe bitten, ist es oft schon zu spät. TV-Köche sind da verlockende Retter – bringen frischen Wind in die Küche und Kundschaft ins Lokal. Was ist aus den Augsburger Lokalen geworden, die sich Tipps von Restaurant-Tester Christian Rach oder Unterstützung von den Kochprofis holten? Wir haben nachgefragt.

    Zehn Jahre ist es her, dass der Restauranttester Familie Benno in der Lechhauser Wirtschaft „Zum Schober“ unter die Arme griff. Der TV-Beitrag bescherte dem Wirtepaar einen riesigen Ansturm. Das Telefon stand nicht mehr still, eine Reservierung nach der anderen nahmen Uwe und Renate Benno damals entgegen. Viele Besucher blieben ihnen in den Folgejahren als Stammkunden treu. Aus gesundheitlichen Gründen mussten sie das Lokal schließlich aber aufgeben.

    Neue Wirtin vom "Zum Schober" sagt: "Wir sind wir und nicht der Rach"

    Seit September 2015 haben Ketevan Duduchava-Wagner und ihr Mann Markus Wagner das Lokal gepachtet. Sie haben die Wirtschaft in den vergangenen Jahren umgekrempelt. Mithilfe ihres Verpächters, der Brauerei Riegele, haben sie eine dringend notwendige Sanierung vorangetrieben. 2017 wurden der Gastraum sowie die sanitären Einrichtungen komplett erneuert, der Biergarten hergerichtet. Die weiß-blau karierten Fensterläden, mit denen ihre Vorgänger nach Rachs Wunsch die „triste“ Außenfassade aufpeppten, hat die Wirtin aber abgenommen. Sie waren nicht nach ihrem Geschmack. Das sei einfach zu viel gewesen. „Wir sind wir und nicht der Rach“, betont sie.

    Ketevan Duduchava-Wagner und Chefkoch Michael Haustein kümmern sich heute um die Gäste im Lechhauser Lokal „Zum Schober“. Sie sind stolz auf ihr eigenes Stammpublikum.
    Ketevan Duduchava-Wagner und Chefkoch Michael Haustein kümmern sich heute um die Gäste im Lechhauser Lokal „Zum Schober“. Sie sind stolz auf ihr eigenes Stammpublikum. Foto: Christoph Kölle

    Nicht selten werde sie aber noch heute, zehn Jahre nach der Ausstrahlung, auf die TV-Sendung angesprochen. Ketevan Duduchava-Wagner hat dafür wenig Verständnis: „Als wir das Lokal übernommen haben, konnten wir keine Erfolgsspuren von Rach mehr entdecken.“ In den vergangenen Jahren hat das Paar samt Chefkoch Michael Haustein mir seiner bayerisch-schwäbischen Küche sein eigenes Stammpublikum gewinnen können. „Wir sind mit der Lage in Lechhausen sehr zufrieden und fühlen uns hier wohl.“ Das Kapitel Rach, das ist für das Wirtepaar Geschichte.

    Auch in den weiteren Lokalen, die der damalige RTL-Restauranttester für sein TV-Format besuchte, finden sich heute andere Pächter. Das Restaurant im Kegelzentrum nannte er 2009 kurzerhand in „Kegelburg“ um. Jünger, flotter, freundlicher sollte das Lokal werden und im 70er-Jahre-Stil punkten. Zehn Jahre später bietet Francesco Capparelli unter anderem Pizza und Pasta in seiner Pizzeria Altomonte an. Im April hat er das Lokal eröffnet. „Wir haben viele Plätze im Lokal und Biergarten und sind für alle offen, nicht nur für die Vereinsmitglieder“, betont er. Auch die Kochprofis konnten nicht überall für klingelnde Kassen sorgen.

    Im "Einstein" musste 2012 schließen - trotz Kochprofi-Besuch

    Im Herbst 2011 sprangen die Fernsehköche Ralf Zacherl, Martin Baudrexel und Mario Kotaska Wirt Franz Beck in seinem Restaurant „Einstein“ im Bärenkeller zur Seite. Die Geschäfte liefen damals schlecht. Nach einer kostspieligen Renovierung blieben dann auch noch die Gäste aus. Innerhalb von vier Tagen versuchten die Kochprofis, dem Quereinsteiger Basiswissen zu vermitteln. Der gemeinsame Menüabend war dann auch ein voller Erfolg – doch das Interesse am „Einstein“ war bei den Kunden schnell wieder verflogen. Im Januar 2012 war für den damaligen Wirt Schluss.

    Mirko Milosevic serviert im Gasthof zum Bärenkeller Balkan-Spezialitäten. Als das Lokal noch „Einstein“ hieß und einen anderen Pächter hatte, waren die Kochprofis zu Gast.
    Mirko Milosevic serviert im Gasthof zum Bärenkeller Balkan-Spezialitäten. Als das Lokal noch „Einstein“ hieß und einen anderen Pächter hatte, waren die Kochprofis zu Gast. Foto: Christoph Kölle

    Inzwischen floriert das Lokal, das heute „Gasthof zum Bärenkeller“ heißt. Wirt Mirko Milosevic hat es Anfang 2014 übernommen und serviert dort Balkan-Spezialitäten. Das kommt bei der Kundschaft an. Sein guter Ruf ist ihm von Beginn an vorausgeeilt – den hatte er sich zuvor über viele Jahre hinweg im Bayerischen Löwen in Oberhausen und im Gögginger Gasthof Eisernes Kreuz erworben.

    Dass ein Traum schnell einmal zum Albtraum werden kann, stellte Gabi Sachs fest. Sie übernahm 2014 die Karl-Freytag-Stuben in der Kleingartenanlage am Alten Postweg im Hochfeld. „Ich bin aus dem Hochfeld und dachte mir schon immer: Wenn die einmal frei wird, dann will ich sie bewirtschaften.“ Nur: Es entwickelte sich nicht so, wie sie es sich vorstellte. Es blieb einfach nichts hängen. Auch wenn sie eigentlich ein gutes Geschäft gemacht hatte, musste sie alle Einnahmen dafür hernehmen, die Rechnungen zu bezahlen.

    Heute bewirtet Gabi Sachs immer noch die Karl-Freytag-Stuben – den Kochprofis sei Dank. Die TV-Köche haben die Augsburgerin Anfang 2016 besucht, stellten die Speisekarte auf den Kopf, gaben Tipps für die Deko und Ratschläge für die Kalkulation. Letzteres brachte den Durchbruch. „Sie haben mir gezeigt, wie ich richtig kalkulieren muss.“ Aufgrund der Vox-Sendung kamen viele neugierige Besucher. „Danach wurde es zwar wieder ruhiger, aber seit 2018 läuft es.“ Sie befindet sich in ihrem sechsten Jahr in dem kleinen Lokal – ohne die Kochprofis hätte sie das nicht geschafft, da ist sie sich sicher.

    In einer früheren Fassung dieses Artikels, berichteten wir von einem dritten Besuch von Christian Rach. Er habe 2009 auch die Vereinsgaststätte des TSV Haunstetten unterstützt. Das ist nicht richtig. Es bestand zwar ein Kontakt zwischen dem damaligen Wirt und der Redaktion, letztlich kam es aber nie zu einem Besuch des Restauranttesters in der Vereinsgaststätte.

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