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Augsburg: Reh-Plage hielt Kleingärtner "Am Wertachdamm" in Augsburg in Atem

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Reh-Plage hielt Kleingärtner "Am Wertachdamm" in Augsburg in Atem

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    Rehe gehören nicht in eine Kleingartenanlage, mehrere Jahre versuchte man sie in Göggingen „Am Wertachdamm“ loszuwerden – erst jetzt mit Erfolg.
    Rehe gehören nicht in eine Kleingartenanlage, mehrere Jahre versuchte man sie in Göggingen „Am Wertachdamm“ loszuwerden – erst jetzt mit Erfolg. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Für Spaziergänger sind Rehe ein schöner Anblick. Für Gartenbesitzer kann Wild jedoch zur Plage werden. So war es in den Kleingärten „Am Wertachdamm“ in Göggingen. Jahrelang hielten sich in der idyllischen Grünanlage wilde Rehe auf, die großen Appetit entwickelten und nicht zu vertreiben waren. Besonders gerne ließen sie sich Blumen und Gemüse in den Beeten schmecken, was so manchen Kleingärtner zur Verzweiflung brachte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, das tierische Problem in den Griff zu bekommen, scheint nun ein glückliches Ende in Sicht. Dafür war eine aufwendige Aktion notwendig.

    Normalerweise leben Rehe in Wäldern. Genau am Rand eines solchen Wäldchens liegt die städtische Kleingartenanlage Göggingen 2. Rund 70 Kleingärtner genießen dort die Abgeschiedenheit inmitten der Natur. Das Problem: Schon vor Jahren schlichen sich als ungebetene Gäste Rehe in die Anlage ein und machten den Gartlern das Leben schwer. Die Wildtiere fühlten sich so wohl, dass sie Nachwuchs bekamen. Die mittlerweile sechsköpfige Rehfamilie fraß dort alles, was für Kleingärtner schön und wichtig ist, von Blumen und Gemüse bis hin zu Büschen und Obstbäumen.

    Kleingartenanlage: Zwei Rehe wurden beim Zaunbau übersehen

    2020 musste wegen des Projektes Wertach-Vital teilweise ein neuer Zaun an der Kleingartenanlage errichtet werden. Bei dieser Gelegenheit sollte endlich auch das Rehproblem mit gelöst werden. Der Zaun sollte dann hoch genug sein, dass ihn kein Reh mehr überspringen kann. Nach Angaben des städtischen Liegenschaftsamtes wurde er eigens um 30 Zentimeter auf 1,90 Meter erhöht, um Wild fernzuhalten. Allerdings stellte sich bald heraus, dass wohl nicht alle Rehe die Anlage verlassen hatten, bevor die neue Absperrung fertig war. Zwei Jungtiere hatte man wohl übersehen. Das Pärchen hielt sich weiterhin ständig in der Anlage auf und verputzte munter die Pflanzungen in den Gartenparzellen. Sabina Gassner vom Augsburger Tierschutzverein und ihre Mitarbeiter haben sie beobachtet. Sie sagt, die „Tiere sind gewitzt und schlau, sie brechen zwischen Hecken locker durch und Absperrungen an den Türchen sind für sie eher eine kleine sportliche Abwechslung.“

    Was also tun? Diese Frage sorgte für einiges Kopfzerbrechen. Aus Sicht von Fachleuten kam weder infrage, die Rehe mit einem Betäubungsschuss außer Gefecht zu setzen und sie abzutransportieren, noch sie in Form einer „Treibjagd“ aus dem Areal zu scheuchen. Das wäre zu gefährlich gewesen. Ausgewachsene Rehe sind stark genug, um in Panik einen Menschen umzurennen. Mit vielen Büschen und Hecken ist die Anlage für solche Methoden auch zu unübersichtlich.

    Der Tierschutzverein Augsburg wurde eingeschaltet

    Die Stadt schaltete den Tierschutzverein Augsburg und eine Tierärztin als Berater ein, um nach einer anderen, verträglichen Lösung zu suchen. Dafür war einiger Aufwand nötig. Das Liegenschaftsamt beschaffte einen Bauzaun, um die Rehe innerhalb der Anlage abzusondern. Die beiden Tiere wurden mit Leckerlis angefüttert und in den eingegrenzten Bereich gelockt, der vorhandene Zaun nach draußen wurde an einer Stelle geöffnet. So war der Weg in Richtung Wald frei.

    „Diese umfangreiche und zeitintensive Vorgehensweise wurde in Abstimmung mit dem Tierschutzverein und einer Tierärztin gewählt, um die Unversehrtheit der Tiere weitmöglichst sicherzustellen“, sagt Thomas Wineck, städtischer Fachbereichsleiter für Gebäudemanagement. Damit soll den Tieren die Möglichkeit gegeben werden, stressfrei und aus Eigeninitiative die Kleingartenanlage zu verlassen. Nach Angaben des Liegenschaftsamtes hat das Experiment nun geklappt. Am Sonntag hätten die beiden Rehe die Kleingartenanlage in die Richtung verlassen, wo Wild hingehört – in die Wildnis.

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