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Augsburg: Regenwetter und tapfere Festival-Gäste - Tag 3 auf dem Modular

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Regenwetter und tapfere Festival-Gäste - Tag 3 auf dem Modular

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    Am dritten Modular-Tag kam der Regen. Trotzdem trauten sich viele Besucher vor die Bühne - zur Not mit Regenschirm.
    Am dritten Modular-Tag kam der Regen. Trotzdem trauten sich viele Besucher vor die Bühne - zur Not mit Regenschirm. Foto: Peter Fastl

    Der Regen kommt um 18.30 Uhr. Und man kann ja nun seufzen, weil schon schnell klar war, dass er an diesem letzten Modular-Tag dann auch nicht mehr aufhören würde. Aber angesichts dessen, was da in den Stunden zuvor an Gewitterfronten links und rechts am Himmeln blitzend und donnergrollend vorbeigezogen war, ist das Festival noch ganz gut davongekommen. Kein Unwetter, bloß schlechtes Wetter – anders zum Beispiel als in München, wo das „Isle of Summer“-Elektrofestival am Abend mitten im Auftritt von DJ-Star Fritz Kalkbrenner wegen starker Gewitter abgebrochen werden musste.

    Die Besucher auf dem Modular wurden nass - hätte schlimmer kommen können

    Nichts jedenfalls kam beim Modular über das Gelände von dem ja auch Vorhergesagten, das den Fortgang des Programms gefährdet hätte – es wurde halt einfach ordentlich nass. Bloß die zusätzlichen Winde sorgen dafür, dass die seitlichen Modular-Banner an den Hauptbühnen miteinander im Kreuz verkettet wurden und dass die DJ-Bühne auf der Lichtung zeitweise geschlossen wurde. Und die vorübergehende Räumung des Ofenhauses samt Bühne im Theater hatte ganz andere Gründe, den Alarm eines Feuermelders nämlich aufgrund einer Überhitzung, aber auch nix passiert. Noch relativ glückliches Augsburg also – aber auch tapferes

    Kann man wohl so sagen. 18.30 Uhr also war's, als der Regen kam, und da standen gerade Blackout Problems auf der Bühne am Kessel, die an diesem letzten Modular-Tag ohnehin in Gitarren-Hand war. Und wo die vier alle mit M beginnenden Vornamen der noch dazu Münchner so schön zum Modular passen, heizten die den Tropfen zum Trotz mit ihrem eher für die Nuller Jahre typischen Power-Rock dem Publikum so richtig ein, samt Ausflügen ins Publikum, das sie dann auch entsprechend feierte bei ihrer ersten Erscheinung hier (nach bisher erfolglosen Bewerbungen).

    Und als es schon schien, als sei aber angesichts von Refrains wie „How The Fuck Are You Doing?“ und „How The Fuck Should I Know?“ der Leoparden-Mantel ihres Sängerderwischs das Originellste an der Band, haute er, das Wetter im Blick doch noch einen raus: „Regen auf dem Festival – das ist ein Sinnbild für die Gesellschaft! Also lasst uns enger zusammenrücken, dass es uns warm bleibt...“ Huijuijui! Und, rückten sie, die Augsburger?

    Bei Headliner OK Kid war der Platz vor der Bühne halbvoll

    Exakt drei volle Regenstunden später jedenfalls traten auf die gleiche Bühne die Headliner dieses dritten Tages – und wenn man bei normalen Verhältnissen hätte sagen müssen, dass es da nun nicht gerade voll war, und hätte fragen können, ob nicht Frittenbude zuvor die eigentlichen Headliner hätten sein sollen, denn die brachten mit ihrem gewohnt wuchtigen Polit-Rave-Punk-Rap nicht nur die Welt in Ordnung, indem sie den Finger Richtung rechts reckten, eine Abschaffung der Ländergrenzen und überhaupt ganz viel Liebe forderten... Bei der Witterung und mit einem immer noch halbvollen Platz vor der größten Bühne haben sich durchaus auch OK Kid bewährt. Und legten mit „Warten auf den starken Mann“ nun auch nicht gerade poppig unpolitisch los. Gute Performance, gute Stimmung, trotz allem. Und apropos trotz, trotzdem noch einen Reim von Frittenbude nachgereicht, weil er hier halt so schön passte: „Du willst Sonne und kriegst Regen– du suchst Asyl und sie sind dagegen.“ Und im Publikum wehte die „Refugees Welcome“-Flagge.

    Modefarbe des Tages wurde nach und nach immer mehr ein transparentes Blau. Denn der Stadtjugendring verteilte, gesponsert von den Stadtwerken, ebensolche Regenponchos. Das überdeckte vielleicht manche modische Feinheit, half aber dann doch – denen, die sich helfen lassen wollten. Denn andere hatten sich unter Tischen bereits gemütlich plaudern und pichelnd eingerichtet, wieder andere wollte von Schutz überhaupt gar nichts wissen. Wie jene zwei Jungs, die einfach in Frottee-Bademäntel feierten und meinten, damit hätten sie ja auch gleich was zum Abtrocknen. Ähm, ja. Logisch – nicht unbedingt. Lustig – allemal. Und das ist bei einem Festival ja auch viel wichtiger!

    Ziemlich unterhaltsam war früher am Abend auch Galv mit seinem DJ Rookie auf der Bühne im Park die Sache angegangen. „Die Stimmung steigt wie der Mietpreis“ rappte der. Wir wissen zwar nicht viel über den Wohnungsmarkt in seiner Heimat Rottweil, aber ein bisschen langsamer als die Preise im Süden Bayerns ging die Stimmungskurve schon nach oben. Doch ohne Zweifel, sie stieg dank Galv und seinem an die 90er-Jahre-Schule von Gang Starr, Eric B. & Rakim erinnernden HipHop. Dazu passte die kuschelige „Ghettofaust“, die eine kleine Stoffeule an der Hand ihrer Besitzerin im Publikum verteilte.

    Martialisch ging es weiter mit Blvth aus Berlin. Ja, den Namen spricht man so aus, wie man es befürchtet. Da hatte der Regen schon seinen düsteren Schleier über das Gelände gelegt, der

    Die Drei von Blond kämpften mit überdrehtem Pop gegen die Wolken. „Die beiden Schwestern Nina und Lotta sind blond, der Mulitiinstrumentalist Johann ist blind“, steht im Programmheft über die Band aus Chemnitz und Johann ist der Motor, der diese Pop-Abfahrt antreibt.

    Die Konkurrenz war groß zu dieser Zeit, denn sie verhieß Trockenheit von oben. Nach der vorübergehenden Sperrung gingen die Türen des Ofenhauses spät am Abend wieder auf, die Glücklichen drinnen hängten ihre Ponchos und Jacken zum Trocknen über die Geländer im Zuschauersaal und waren dem Augsburger Psychedelic-Rocker Julo so dankbar für seinen Auftritt, dass sie schon zum Soundcheck tanzen.

    Mavi Phoenix bringt die nassen Besucher noch einmal zum Tanzen

    Wieder draußen, war die Fanschar wenig später deutlich kleiner, was aber ganz und gar nicht nicht am Autotune-Pop von Mavi Phoenix lag, sondern daran, dass der Regen den Durchhaltewillen beim letzten Act des Modular-Festivals 2019 dann doch ziemlich aufgeweicht hatte. Die Linzerin selbst tat einfach, als wäre da gar nichts nass und schaffte es wirklich, mit ihrem sehr zeitgenössischen Mix die von vollgesogenen Kleidern schweren Glieder ein letztes Mal zum Tanzen zu bringen. Und wieder, wie schon am Abend zuvor bei Noga Erez, hatte man das Gefühl, am Ende des Tages bei etwas dabeigewesen zu sein, das noch ziemlich groß werden könnte.

    Im ganzen Rückblick gut also, dass eine der vollmundigen Ankündigungen des Bühnenmoderators am Kessel nicht in Erfüllung gegangen war. Nach den kurzfristig eingesprungenen und schön melodischen Lvng nämlich sollten Pabst aus Berlin antreten, um „dieses Festival abzureißen“. Tat der Dreier mit seinem druckvollen Sound irgendwo zwischen Surf-Punk und frühen Smashing Pumpkins dann aber doch nicht – auch wenn sich deren Selbstbeschreibung erfüllte. Sie hätten nämlich nur zwei Arten von Songs, sagte der Sänger, entweder zum Headbangen oder zum Moshen. Da war es noch nicht mal 18 Uhr, und das Modular-Publikum formierte sich tatsächlich schon zum Circle-Pit und pogte freudig. Ein Abriss wäre also doch zu schade gewesen, auch wegen des da noch bei allen Witterungsunbilden Folgenden. Aber vor allem, weil mit diesem Modular ja erst eine neue Zeit begonnen hat. Und gut begonnen hat. Auf ein freudiges Wiedersehen im hiermit eroberten Gaswerk also, 2020!

    Lesen Sie dazu auch die Berichte der ersten zwei Modular-Tage:

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