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Augsburg: "Psychisch belastend": Was Augsburger Helfer im Hochwassergebiet erleben

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"Psychisch belastend": Was Augsburger Helfer im Hochwassergebiet erleben

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    Die Arbeit im Katastrophengebiet ist für die Helfer aus Augsburg nicht ungefährlich.
    Die Arbeit im Katastrophengebiet ist für die Helfer aus Augsburg nicht ungefährlich. Foto: Dieter Seebach, THW

    Der Einsatz muss für die Helfer psychisch stark belastend sein. Die Feuerwehrmänner aus Augsburg haben die Aufgabe zugeteilt bekommen, auf dem Friedhof in Ahrweiler nach der Überflutung aufzuräumen. Die Gemeinde in Rheinland-Pfalz ist einer der Orte, der von der aktuellen Hochwasserkatastrophe mit am schlimmsten betroffen ist. Augsburgs Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) steht in Kontakt mit zwei Einsatzleitern vor Ort. Was er am Telefon erfährt, ist beklemmend. "Das Hochwasser hat zum Teil die Körper aus den Gräbern hochgeschwemmt", berichtet Pintsch. Nicht nur die Seuchengefahr sei dabei ein Thema. Nicht zu wissen, was sich unter Holzresten und anderem Schwemmgut verbirgt, sei für die Helfer der Augsburger Berufsfeuerwehr und den Freiwilligen Feuerwehren Göggingen, Inningen und Kriegshaber eine schwierige Situation.

    Die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes bereiten sich vor. Sie wollen über einen Schacht einen gefluteten Keller erkunden, um ihn anschließend leerzupumpen.
    Die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes bereiten sich vor. Sie wollen über einen Schacht einen gefluteten Keller erkunden, um ihn anschließend leerzupumpen. Foto: Dieter Seebach THW

    Die 15 Einsatzkräfte sind Teil eines Hilfleistungskontingents aus ganz Schwaben, das der Regierungsbezirk in den vergangenen Tagen in die Katastrophengebiete zur Unterstützung losgeschickt hat. Aus der Fuggerstadt selbst sind nicht nur Frederic Adler, der bei der Stadt Augsburg für Katastrophenschutz zuständig ist, sowie die Feuerwehrleute zur Unterstützung in Rheinland-Pfalz. Auch Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW) sind inzwischen vor Ort. Ebenso 23 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren Bobingen und Gersthofen aus dem Landkreis Augsburg.

    Konvoi brauchte von Augsburg zehn Stunden ins Katastrophengebiet

    Die Kräfte aus Schwaben sind, wie die vielen anderen aus dem Bundesgebiet auch, in einer extra errichteten Zeltstadt auf dem Nürburgring untergebracht. Die Augsburger seien dort gut aufgenommen worden, sagt Ordnungsreferent Pintsch. Von Stiefeltrocknungsanlagen bis über Waschräume sei für alles gesorgt. Die Augsburger sind für den humanitären Einsatz zunächst bis Freitag angefordert. Pintsch schließt aber nicht aus, dass der Einsatz verlängert werde.

    In einem langen, blauen Konvoi sind die Hilfskräfte des THW von Augsburg in die Eifel gefahren.
    In einem langen, blauen Konvoi sind die Hilfskräfte des THW von Augsburg in die Eifel gefahren. Foto: Dieter Seebach THW

    Rund zehn Stunden hat der Konvoi des Technischen Hilfswerks am Dienstag von Augsburg in die Eifel gebraucht. Für die 45 Frauen und Männer aus den Ortsverbänden Augsburg, Donauwörth und Kempten begann der erste Arbeitstag am Mittwoch.

    Um sechs Uhr morgens habe man auf dem Nürburgring das Frühstück eingenommen, danach ging es los, berichtet Dieter Seebach, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim THW Augsburg. "Wir bekommen hier vor Ort von der Einsatzleitung die Aufträge zugeteilt." Geflutete Keller auszupumpen oder Mauerwerk abzustützen gehöre unter anderem dazu. Es geht darum, die Infrastruktur wieder herzustellen. Die Helfer sind dazu mit schwerem Bergungsgerät ausgestattet, darunter Radlader, Bagger und Tankanlagen zur Versorgung der Einsatzkräfte mit Kraftstoff. Mit welchen Gefühlen er, seine Kolleginnen und Kollegen nach Rheinland-Pfalz aufgebrochen sind, kann Seebach gar nicht beschreiben.

    Der Einsatz im Hochwassergebiet kann riskant sein

    "Wir schauen, was uns jeweils erwartet und machen das Beste daraus. Wir wollen halt helfen", meint der 53-Jährige am Telefon. Bislang seien ihnen bei der Arbeit nur dankbare Menschen begegnet. "Was, ihr seid aus Augsburg und dann auch noch ehrenamtlich hier", sei etwa die Reaktion eines Betroffenen gewesen. Für die Helfer, die von ihren Arbeitgebern für den Einsatz freigestellt wurden, ist die Aufräumarbeit nicht risikolos. Bevor ein Keller leergepumpt wird, müsse dieser erst erkundet werden. "Es gibt zum Beispiel die Gefahr von ausgetretenen Gasen, die explosiv oder giftig sein können", erklärt Seebach. Dafür seien sie mit Gaswarngeräten ausgestattet.

    Es sind aber nicht nur die Helfer von Feuerwehren, THW, Rotem Kreuz und anderen Hilfsorganisation, die den Flutopfern unter die Arme greifen. Oftmals findet Hilfe auch im Kleinen statt. Eine private Aktion ist etwa die der Augsburgerin Claudia Obser.

    Junges Ehepaar verliert alles im Hochwasser

    Eine gute Freundin Obsers lebt in Köln. Deren Neffe und seine Frau sind in ihrer Wohnung im Ort Kall in der Eifel vom Hochwasser überrascht worden. Das frisch verheiratete Paar hat alles verloren. Was den beiden bei ihrer Rettung blieb, ist das, was sie am Leib trugen. Sie hatten noch vergeblich versucht, ihre Katzen, eine hatte gerade Junge bekommen, zu retten. Von der Wohnung, die bis zur Decke geflutet war, ist nichts mehr übrig.

    Die Wohnung eines jungen Ehepaares ist nach dem Hochwasser nicht mehr bewohnbar.
    Die Wohnung eines jungen Ehepaares ist nach dem Hochwasser nicht mehr bewohnbar. Foto: Obser, privat

    Wie Claudia Obser erzählt, hatte das junge Ehepaar keine Hausratversicherung abgeschlossen. Die Augsburgerin, die in der Kosmetikbranche arbeitet, hat über Facebook zu Spenden aufgerufen. Im Kosmetikstudio "Mo Ina" in Neusäß, das sie unter anderem betreut, würden Kundinnen ihre Rechnungen zugunsten des betroffenen Ehepaares aufrunden und spenden. Eine Freundin Obsers aus Augsburg etwa hat Bettwäsche und Handtücher gepackt und sie per Paket zu der Familie in die Eifel geschickt. Auch so kann Hilfe aussehen.

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