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Augsburg: Post-Covid: So helfen Uniklinik und Altenhilfe Mitarbeitern in der Krise

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Post-Covid: So helfen Uniklinik und Altenhilfe Mitarbeitern in der Krise

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    Wer eine Fatigue hat, leidet unter unter anderem an einem dauerhaften Erschöpfungsgefühl.
    Wer eine Fatigue hat, leidet unter unter anderem an einem dauerhaften Erschöpfungsgefühl. Foto: Christin Klose, dpa

    Die Ängste waren vor allem in der Hochzeit der Pandemie groß: Mitarbeiter von Kliniken und Altenheimen fürchteten, sich mit dem Virus anzustecken oder die Krankheit vom Arbeitsplatz in ihre Familien zu tragen. Bis heute sind die Folgen zu spüren - psychisch wie physisch. In der Covid-Ambulanz am Uniklinikum Augsburg werden seit Kurzem Menschen behandelt, die eine Infektion mit dem

    Post Covid habe das Potenzial eine Volkskrankheit zu werden, machte erst kürzlich Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek deutlich, als er über die Langzeitfolgen von Covid-19 sprach. So wurden allein in Bayern im ersten Quartal 2021 rund 18.500 Patientinnen und Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung mit einer Post-Covid-Diagnose behandelt. Die Uniklinik Augsburg hat vor einigen Wochen eine Covid-Ambulanz eingerichtet. Sie soll nach Überweisung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte eine Anlaufstelle für die Patienten aus der Region sein, die unter besonders komplexen und schweren Spätfolgen leiden. "Momentan werden dort etwa 150 Patienten behandelt. Nicht alle davon sind Mitarbeiter des Hauses. Wir rechnen absehbar mit einer steigenden Nachfrage zur Behandlung", sagt Prof. Michael Beyer, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor.

    Patienten leiden unter Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen

    Das "Long-Covid-Syndrom“ äußere sich zum Teil in gravierenden Spätfolgen, die die Atemwege, das Herz-Kreislauf-System, den Muskelapparat, das Nervensystem und auch den Stoffwechsel betreffen. Besonders Beeinträchtigte litten unter Vergesslichkeit, Konzentrationsstörung und Depression, sagt Prof. Beyer. In der Covid-Ambulanz, die unter der Federführung der Fachbereiche Infektiologie und Pneumologie geleitet wird, finden Grunduntersuchungen statt und es wird der Bedarf an weiteren Abklärungen und Therapien ermittelt. Im weiteren Verlauf unterstützen bei Bedarf Kollegen aus den Bereichen Kardiologie, Neurologie, HNO oder Nuklearmedizin die Behandlung.

    Probleme durch Post Covid und Überlastung

    Vielen Mitarbeitern des Uniklinikums machen nicht nur physische Beschwerden nach einer Covid-Erkrankung zu schaffen. "Wir machen uns große Sorgen um die gesundheitlichen Störungen, die wir bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern feststellen müssen und die nicht nur ausschließlich als Post-Covid-Syndrom auftreten, sondern vielfach auch der Überlastungssituation entspringen", sagt der Ärztliche Direktor. Schon vor Ausbruch des Coronavirus in der Region im März 2020 als auch in den Monaten danach standen und stehen die Mitarbeitenden unter besonderem Arbeitsdruck, müssen traumatische Erlebnisse verarbeiten und fühlen sich erschöpft. Beyer: "Wir haben deshalb mit der AOK Augsburg ein Projekt initiiert: Gesunder Geist - Gesunde Psyche: Psychosoziale Unterstützung und Resilienzstärkung am Universitätsklinikum Augsburg." Manuela Kluge, Koordinatorin Betriebliches Gesundheitsmanagement an der Uniklinik, bereitet das Projekt vor. Die psychische Belastung sei in den verschiedenen Abteilungen der Uniklinik immer hoch, sagt sie. So habe beispielsweise auch nach dem Unglück, bei dem jüngst ein 22 Monate altes Mädchen vom Baum erschlagen worden war, eine Krisenintervention stattgefunden.

    Hilfe durch Krisenintervention, Klinikseelsorger und Kollegen

    Das Kind war wenige Stunden nach dem tragischen Vorfall im Uniklinikum gestorben. "Danach kamen Mitarbeiter aus den sieben Fachbereichen zusammen, die in den Fall involviert waren. Sie sprachen darüber, was passiert war und wie es ihnen ging", erklärt Manuela Kluge. Durch die Corona-Pandemie käme zu solch ohnehin schwierigen Situationen eine besondere psychische Belastung hinzu. So gab es auch verschiedene Kriseninterventionen während der einzelnen Corona-Wellen. Traumatische Erfahrungen würden dabei ebenso besprochen wie Ängste. "Natürlich hatten Mitarbeiter Angst, sich anzustecken und daran zu sterben. Die Sorgen, das Coronavirus in die Familien zu tagen war ebenfalls sehr groß", berichtet Kluge.

    Neben den Kriseninterventionen kümmerte sich unter anderem auch die Klinikseelsorge um die Angestellten - wie auch besonders ausgebildete Mitarbeitende. 2017 wurden beim Münchner Verein PSU-akut fünf Vertreter der Augsburger Uniklinik geschult. PSU steht für Psychosoziale Unterstützung. "Die PSU-Peers sind für ihre Kollegen jederzeit ansprechbar. Das ist ein niederschwelliges Angebot für unsere Belegschaft, das gut angenommen wird." Mithilfe des AOK-Projekts soll es nun auch ausgebaut werden.

    Altenhilfe: Führungskräfte können an Supervisionen teilnehmen

    Neben den Beschäftigten in Krankenhäusern war in den vergangenen Monaten auch das Pflegepersonal in Alten- und Pflegeheimen besonders gefordert. Verständnis und Wertschätzung im Team sei eine wichtige Ressource, damit Belastungen gemindert werden können, berichtet Daniela Frumert, Sprecherin der städtischen Altenhilfe. Zum Jahreswechsel 2020/2021 wurden dort Gutscheine für ein Coaching an die Wohnbereichsleitungen ausgegeben und auf dieser Basis wurde dann den Führungskräften auch die Möglichkeit gegeben, an Supervisionen teilzunehmen, um berufsbedingte Belastungen zu reduzieren. "Diese Maßnahme ergänzt die fortlaufenden Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements der Altenhilfe", betont Frumert.

    Yoga- und Entspannungskurse für die Mitarbeiter

    Neben Yoga- und Entspannungskursen, die den Mitarbeitern im Frühjahr im Rahmen von Online-Kursen angeboten wurden, werden spezielle Angebote geschaffen, die Mitarbeitende dabei unterstützen sollen, Stimmungslagen, Überlastungen offen anzusprechen und im Team nach Lösungen zu suchen. Frumert: "Gerade in der Zeit der Pandemie hat die Altenhilfe festgestellt, dass ein erhöhter Bedarf nach Information und Klarheit die Zufriedenheit am Arbeitsplatz maßgeblich erhöht und den Stresspegel senkt."

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit einer Hebamme aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

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