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Augsburg: Polizisten in Augsburg arbeiten am Limit

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Polizisten in Augsburg arbeiten am Limit

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    Ein Streifenwagen in der Augsburger Innenstadt: Die Polizei leidet seit Jahren unter Personalnot.
    Ein Streifenwagen in der Augsburger Innenstadt: Die Polizei leidet seit Jahren unter Personalnot. Foto: Anne Wall

    Wer in Oberhausen zur Polizei will, muss sich schon gut auskennen. Der sandfarbene Altbau liegt eher versteckt im Schatten des Gaskessels. Es ist das mit Abstand kleinste Revier in Augsburg. Etwa 41 Vollzeitstellen sind dort derzeit besetzt. Eine Größe, bei der es im Drei-Schicht-Betrieb nachts oft nicht möglich ist, mehr als einen Streifenwagen auf die Straße zu bringen. Und das in einem Viertel, das im Vergleich zu anderen Stadtteilen relativ stark mit Straftaten belastet ist.

    Die Personaldecke ist nicht nur in der Oberhauser Inspektion dünn. Die Situation sei bei fast allen Dienststellen der Augsburger Polizei „auf Kante genäht“, sagt Martin Oberman, Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Auf dem Papier hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verbessert. Fast alle Inspektionen haben neue Planstellen bekommen. Doch das hilft den Beamten im Alltag wenig. Denn die neuen Stellen sind oft unbesetzt. Schaut man sich das vorhandene Personal an, dann hat sich fast nichts bewegt.

    Mehr Stellen, aber es fehlen Beamte

    Ein Beispiel ist die Inspektion Mitte. Sie ist das größte Revier in der Stadt. Die Beamten dort haben eine Menge zu tun: Sie betreuen die nächtliche Partyszene, den Plärrer, Eishockeyspiele und Demonstrationen wie kürzlich beim AfD-Empfang mit Frauke Petry. Vor zwei Jahren lag die Zahl der Planstellen im Innenstadt-Revier bei 142, inzwischen sind es immerhin 154. Doch beim tatsächlich verfügbaren Personal hinkt man deutlich hinterher, im Bereich zwischen und 110 und 115 Stellen. In anderen Dienststelle sieht es ähnlich aus – etwa bei der Inspektion Süd. Dort sind es auf dem Papier 132 Beamte, tatsächlich verfügbar sind aber nur knapp 100.

    Im Ernstfall kann die dünne Personaldecke schwere Folgen haben. Etwa im Nachtleben, wo es immer wieder zu Schlägereien kommt und teils auch Beamte massiv angegriffen werden. „Die Kollegen sind schneller in der Unterzahl“, sagt ein Insider. Bei den Einsätzen im Nachtleben spüren die Beamten auch ein weiteres Problem. Bis vor einiger Zeit wurden sie noch von Kräften der Bereitschaftspolizei unterstützt. Doch diese Unterstützung ist zuletzt weggefallen – die Bereitschaftspolizisten sind in der Flüchtlingskrise im Einsatz, haben zudem viele Überstunden wegen des G-7-Gipfels im vorigen Jahr in Elmau oder müssen sich bei Fußballspielen um Problemfans kümmern.

    Gewerkschaft fordert mehr Personal

    Gewerkschafter Martin Oberman kritisiert, es würden bisher nur Beamte ersetzt, die in den Ruhestand gehen oder versetzt werden, „obwohl eine spürbare Personalmehrung dringend nötig wäre.“ Das sieht auch der SPD-Landtagsabgeordnete Harald Güller so, der die Zahlen zur Personalsituation der Augsburger Polizei beim Ministerium eingefordert hat. Gestiegenen Anforderungen, etwa durch die Einbruchsserien, werde nicht Rechnung getragen. Das könne sich negativ auf das Sicherheitsgefühl der Bürger auswirken, so Güller. Tatsächlich ist auch die Kriminalpolizei, wo Einbrecherbanden oder neue Formen der Internetkriminalität bekämpft werden, personell nicht besser ausgestattet worden.

    Anfang 2014 lag das verfügbare Personal bei der Kripo bei 188, zwei Jahre später sind es nur noch 178 Stellen. Obwohl die Zahl der Planstellen von 190 auf 195 erhöht wurde. Die Sicherheit der Bürger leide unter der Personalknappheit nicht, versichert der Augsburger Polizeisprecher Manfred Gottschalk. Selbst Aufgaben wie Tempokontrollen seien nicht reduziert worden, was aber natürlich zu höhren Belastungen der Polizisten führe. Werden immer mehr Polizeibeamte krank, weil der Druck steigt? Bislang ist das nicht der Fall – da sind sich das Polizeipräsidium und Gewerkschafter Martin Oberman in ihrer Einschätzung einig. Seine Kollegen seien fit und nach wie vor auch motiviert, meint Oberman. Allerdings, fürchtet er, könne sich das ändern.

    Martin Oberman formuliert eine deutliche Warnung: Er könne nicht sagen, wie lange die guten „körperlichen Ressourcen dem permanenten Überdruck standhalten“.

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