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Augsburg: Pflicht zum Gassi gehen? Augsburger Hundebesitzer sehen die Pläne kritisch

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Pflicht zum Gassi gehen? Augsburger Hundebesitzer sehen die Pläne kritisch

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    Olga Kienast (mit Simba) findet die in Augsburg geplante Gassi-Verordnung „komisch“.
    Olga Kienast (mit Simba) findet die in Augsburg geplante Gassi-Verordnung „komisch“. Foto: Liliana Ludwig

    Wer einen Hund hat, weiß, dass damit Verantwortung und Pflichten einhergehen: Bei der Anschaffung sollte man sich im Vornherein überlegen, ob man die Zeit und auch die persönliche Bereitschaft dafür hat, sich um ein Haustier zu kümmern. Doch das tun offenbar nicht alle. Deshalb will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nun mit einer Verordnung dafür sorgen: Dadurch sollen Hunde genügend Auslauf bekommen. Bei Hundebesitzern, die wir in Augsburg befragt haben, trifft das Vorhaben auf ein geteiltes Echo.

    Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner will Regeln für Hundehalter

    Klöckner will Hundehalter dazu bringen, täglich mindestens zweimal und insgesamt eine Stunde mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Zusätzlich soll die Verordnung festschreiben, dass es Hundezüchtern nur erlaubt ist, höchstens drei Würfe gleichzeitig zu betreuen.

    „Unmöglich“, findet Hundetrainerin Susanne Schneider aus Augsburg das. Sie hat selber vor Kurzem einen Wurf mit fünf Welpen aufgenommen. Es sei eine Menge Arbeit, sich um die jungen Hunde zu kümmern. Drei Würfe zu betreuen, bedürfe eines hohen Maßes an Fürsorge, was Hundezüchter meistens nicht jedem einzelnen Hundebaby gegenüber aufbringen könnten. Wenn es also schon eine Verordnung zu diesem Thema geben soll, dann sollte diese an die Realität angepasst sein und keine drei Würfe erlauben, sagt die Hundetrainerin. Auch der Pflicht, täglich mindestens eine Stunde mit dem Hund rauszugehen, steht Susanne Schneider kritisch gegenüber. „Ein Mops, der bei hohen Temperaturen schlecht atmen kann, dem reicht auch mal an heißen Tagen nur eine halbe Stunde Auslauf im Freien.“

    Das sieht auch Ulrich Förter-Barth aus Pforzheim so. „Ein junger Hund braucht manchmal mehr, ein alter manchmal weniger Auslauf“, ist er überzeugt. Das sei von Hund zu Hund unterschiedlich und müsse individuell an das Tier angepasst werden. Sein eigener Hund, Funja, ist 14 Jahre alt. Morgens geht der Pforzheimer eine große Runde mit dem Tier Gassi, wenn es jedoch heiß wird, wolle Funja gar nicht raus. Dann reiche auch nur ein kurzer Ausflug vor die Haustüre.

    Manchmal reicht ein kurzer Auslauf: Ulrich Förter-Barth mit Hündin Funja.
    Manchmal reicht ein kurzer Auslauf: Ulrich Förter-Barth mit Hündin Funja. Foto: Liliana Ludwig

    In der Praxis, glaubt Förter-Barth, sei eine solche Verordnung nicht umsetzbar, denn wie solle das Ganze denn kontrolliert werden? „Das ist wie mit dem Handy am Steuer: Es gilt die Regel, dass man während des Fahrens nicht telefonieren soll, dennoch machen es viele, da die Polizei nicht alles mitbekommen kann.“ Umgemünzt auf die Verordnung zur Hundehaltung bedeute das, dass es zwar eine Verordnung geben kann, dadurch aber nicht zwingend jeder Hundehalter danach handle.

    Augsburger Hundehalter finden die geplante Pflicht zum Gassi Gehen nicht gut

    „Komisch, dass es dazu jetzt ein Gesetz geben soll“, findet auch Olga Kienast. Die Augsburgerin geht jeden Tag mindestens viermal mit ihrem fünf Monate alten Hund Simba nach draußen und findet es selbstverständlich, dass Hundebesitzer ihrem Tier so oft wie möglich Auslauf geben. Man mache sich ja im Vornherein Gedanken, ob man Zeit für einen Hund hat: „Der Kauf eines Haustieres ist ja keine Impulshandlung.“ Und wenn man ausnahmsweise mal keine Zeit für den Hund habe, solle man ihn nicht einfach stundenlang daheim lassen, sondern sich um einen Hundesitter kümmern. Als generelle Empfehlung an die Hundehalter sieht Kienast eine solche Verordnung eher positiv, hält sie aber nicht für notwendig.

    Daniela Schiehandl geht mit ihrem Mann und den beiden Hunden Bonny und Amy spazieren.
    Daniela Schiehandl geht mit ihrem Mann und den beiden Hunden Bonny und Amy spazieren. Foto: Liliana Ludwig

    Grundsätzlich gut, eine solche Verordnung zu erlassen, findet es Daniela Schiehandl aus Landshut. Auch sie meint, dass es Hundehaltern vor dem Kauf eines Hundes bewusst sein sollte, dass ein Haustier Zeit in Anspruch nimmt. Und diese Zeit müsse sich der Besitzer auch nehmen. Sie selber hat zwei Hunde, Bonny und Amy. Mit ihnen geht sie jeden Tag mindestens eine Stunde Gassi. Wie lange genau man mit dem Hund draußen sein sollte, solle aber jeder selber entscheiden können.

    Hundezucht gegenüber ist Schiehandl generell kritisch. In Anbetracht voller Tierheime hielte sie es für sinnvoller, man würde sich seinen Hund von dort holen.

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