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Augsburg: Peutinger-Schulleiter greift die Stadt an

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Peutinger-Schulleiter greift die Stadt an

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    Am Peutinger-Gymnasium muss unter anderem der Brandschutz verbessert werden. Die Schule kritisiert die Pläne der Stadt aber.
    Am Peutinger-Gymnasium muss unter anderem der Brandschutz verbessert werden. Die Schule kritisiert die Pläne der Stadt aber. Foto: Michael Hochgemuth

    Eigentlich will der Bildungsausschuss am Dienstag darüber sprechen, wie der Brandschutz im Peutinger-Gymnasium verbessert werden kann. Doch als sich Schulleiter Stephan Lippold die dafür vorgesehen Beschlussvorlage der Stadt angesehen hat, ist er aus allen Wolken gefallen: "Da bin ich sprachlos. Das ist eine Blamage, diese Beschlussvorlage einzubringen. Denn sie ist Unsinn", sagt er.

    Unmittelbar nachdem er das Papier gelesen hatte, verfasste er einen dreiseitigen Brief, den er an alle Fraktionen des Augsburger Stadtrats und an das Bayerische Kultusministerium schickte. "Es ist fünf nach 12", betont er. Nach dem Schulzentrum mit Fachoberschule (FOS), Berufsoberschule (BOS) und Reischlesche Wirtschaftsschule und dem Holbein-Gymnasium ist nun das Peutinger-Gymnasium die dritte Schule innerhalb eines Jahres, deren Schulleitung auf die Barrikaden geht.

    Am Peutinger-Gymnasium besteht Handlungsbedarf

    Stets ging es um dringende Sanierungsmaßnahmen. Am staatlichen Peutinger-Gymnasium besteht auch Handlungsbedarf. Das Gymnasium an der Blauen Kappe benötigt neben einer dringenden Brandschutz- ebenfalls eine Generalsanierung. Eine Machbarkeitsstudie, die dieses Jahr im Februar im Bildungsausschuss vorgestellt wurde, kam zum Schluss, dass das am jetzigen Standort schwierig sei – weil das Gebäude selbst nach einer Generalsanierung nicht barrierefrei wäre.

    Ein Neubau auf dem Reese-Gelände wurde ins Spiel gebracht – dessen Realisierung wird derzeit geprüft. So oder so muss aber am bestehenden Gebäude der Brandschutz optimiert werden, damit der Schulbetrieb weiterlaufen kann. Das weiß auch Schulleiter Stephan Lippold.

    Aber: Wie er in seinem Schreiben ausführt, sei die Beschlussvorlage gerade deshalb "widersinnig", weil eine Brandschutzsanierung ohne die Schaffung von Ersatzräumen nicht möglich sei. "Voraussetzung für die Durchführung der Brandschutzsanierung ist nämlich, dass auch während der Unterrichtszeit immer mal wieder bis zu vier Räume aus dem Unterrichtsbetrieb genommen werden können", erklärt Lippold in seinem Brandbrief. Allerdings habe er schon jetzt kein freies Zimmer mehr zur Verfügung. Seit Jahren sind an seiner Schule alle Zimmer belegt, zwei zehnte Klassen teilen sich sogar ein Klassenzimmer, weil es sonst nicht anders ginge.

    Die Aussichten sind ebenfalls nicht rosig: "Ende dieses Schuljahres fallen unsere Ausweichräume in der alten Stadtbücherei endgültig weg, weil sie abgerissen wird." Fünf Räume werden dort vom Peutinger-Gymnasium genutzt. Bislang gibt es dafür noch keine Alternative. Die eigentliche Interimslösung, die dafür ins Auge gefasst wurde – eine Sanierung des Mozartturms auf dem Gelände der Berufsschule IV in der Jesuitengasse – wurde noch nicht realisiert.

    Die städtische Beschlussvorlage sieht vor, dass bislang eingeplante Mittel in die Brandschutzsanierung umgeschichtet werden. Das Vorhaben werde zwar weiterhin ins Auge gefasst, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten soll die Finanzierung der Mozartturm-Sanierung in den kommenden Haushalten angemeldet werden. "Die sich eintrübende wirtschaftliche Gesamtsituation minimiert allerdings gegenwärtig die finanziellen Spielräume", heißt es in der Beschlussvorlage.

    Für Schulleiter Stephan Lippold drängt die Zeit. Er will räumliche Alternativen aufgezeigt bekommen. Für die Stadt drängt die Zeit, da sie Brandschutzmaßnahmen forcieren muss, weil am Ende eine Nutzungsuntersagung und somit eine Schließung der Schule drohe. Gerald Federle vom Bildungsreferat weist auf Nachfrage darauf hin, dass es letztlich auch an der Schule liege, den Betrieb durch geeignete Maßnahmen in den verbleibenden Raumkapazitäten zu gewährleisten. Eine Reduzierung der Eingangsklassen, Steuerung der Klassen-/Gruppenteilungen, Einführung eines Wanderklassensystems, die Verlagerung des an der Schule ansässigen staatlichen Lehrerseminars oder Verlagerung der InGym-Klassen (Pilotprojekt für Schüler mit Flucht- oder Migrationshintergrund) nennt Federle als Möglichkeiten. Zudem seien dem Peutinger-Gymnasium freie Räume am Gymnasium bei St. Anna in der Schertlinstraße angeboten worden. Dies habe die Schule aber abgelehnt. Der Protest am Peutinger erinnert an den jüngsten Ärger an den zwei anderen Schulen.

    Nicht nur am Peutinger-Gymnasium gibt es Ärger

    An der FOS/BOS wurde um einen Neubau beziehungsweise die Sanierung gerungen, Schüler gingen auf die Straße und luden Fotos von besonders heruntergekommenen Orten an ihrer Schule ins Internet hoch. Am Holbein-Gymnasium ging es um die schon lange notwendige Generalsanierung. Nachdem die Kosten für Brandschutz und Sanierungen an den Augsburger Schulen gewaltig steigen, sollte die Generalsanierung am Holbein nach den Planungen von Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU) bis auf Weiteres zurückgestellt werden.

    Nach Protesten ist in beiden Fällen viel passiert: In einer Dringlichkeitsentscheidung hat Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) Ende 2018 verfügt, dass über eine halbe Million Euro kurzfristig freigegeben werden, um eine Brandsanierung im FOS/BOS-Schulzentrum am Alten Postweg zu realisieren. Daneben entschied der Stadtrat Ende Mai, dass der Komplex generalsaniert werden soll. Und auch das Holbein erfährt die Unterstützung von verschiedenen Fraktionen. Die CSU-Fraktion hat erst vergangene Woche einen Antrag gestellt, in dem sie weitere 2,5 Millionen Euro an Planungs- und Sanierungsmitteln für das Gymnasium fordert. Die Generalsanierung solle im Auge behalten, Sofortmaßnahmen mit dieser Finanzspritze aber zwischenzeitlich ermöglicht werden.

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