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Augsburg: Personal ins Gesundheitsamt abgezogen: In Bädern und Büchereien gibt es Engpässe

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Personal ins Gesundheitsamt abgezogen: In Bädern und Büchereien gibt es Engpässe

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    Mitarbeiter des Augsburger Gesundheitsamtes rufen Infizierte und deren Kontaktpersonen an. Um diese Arbeit zu bewältigen, wurde zuletzt aus anderen Ämtern Personal abgezogen.
    Mitarbeiter des Augsburger Gesundheitsamtes rufen Infizierte und deren Kontaktpersonen an. Um diese Arbeit zu bewältigen, wurde zuletzt aus anderen Ämtern Personal abgezogen. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Der eingeschränkte Betrieb in manchen städtischen Ämtern wird wohl bis zum Frühjahr weiterbestehen. Grund ist, dass das Gesundheitsamt seit September zur Corona-Nachverfolgung personell verstärkt werden muss. "Bis zum Frühjahr gehen wir davon aus, dass ein nennenswerter Personaleinsatz im Gesundheitsamt erforderlich ist", so Personalreferent Frank Pintsch (CSU). Bei Bürgern und Bürgerinnen sorgt aber für Ärger, dass auch publikumswirksame Bereiche wie das Gögginger Schwimmbad (nur für Schulen und Vereine offen) oder die Stadtteilbüchereien Göggingen und Lechhausen komplett geschlossen sind. "Da schimpft und jammert man immer, dass die Kinder mehr lesen sollen anstatt vor Computer und Fernseher zu sitzen - und dann werden die Stadtteilbüchereien geschlossen", sagt Gudrun Fischer, die mit ihrem Sohn vor Kurzem in Lechhausen vor verschlossenen Türen stand. Zumindest ein eingeschränkter Betrieb, wie er ursprünglich angekündigt war, müsse doch möglich sein.

    Aktuell sind um die 150 Mitarbeiter für das Gesundheitsamt abgeordnet

    Bei der Stadt wirbt man um Verständnis für die Einschränkungen. Zwar wurde das Gesundheitsamt bis Ende März um 25 befristete Stellen verstärkt, doch damit komme man nicht hin, so Pintsch. Zwar ist der Umfang der Kontaktnachverfolgung nach einer Weisung des Freistaats inzwischen reduziert worden, gleichzeitig seien die neuen Regelungen komplexer. "Von einer Kapazitätsentlastung kann nicht gesprochen werden", so Pintsch. Wenn man die Vorgaben von Land und Bund erfüllen wolle, komme man ohne deutlich mehr Personal nicht aus. Aktuell wurden 153 städtische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus anderen Bereichen ins Gesundheitsamt abgeordnet, das eine Stammbelegschaft von 62 Köpfen hat. Zwar sind auch Kräfte des Freistaats, Pensionäre und Ehrenamtliche mit an Bord, letztlich seien Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Verwaltungserfahrung aber am besten geeignet. Das, so Pintsch, handhabten auch andere Kommunen so.

    Für alle offen - für die Stadtteilbücherei Göggingen gilt dies derzeit nicht.
    Für alle offen - für die Stadtteilbücherei Göggingen gilt dies derzeit nicht. Foto: Peter Fastl

    Im vergangenen Winter war das Gesundheitsamt in die Kritik geraten, weil es aus Sicht der Opposition bei der Kontaktnachverfolgung holperte. Als die Zahlen im Winter auf einem Hoch waren, ging der Behörde kurzzeitig der Überblick darüber verloren, ob die Quarantäne bei einem Teil der isolierten Personen überhaupt noch nötig war. Die Stadt mörtelte im Gesundheitsamt personell massiv auf, rief sogar die Bundeswehr zu Hilfe. Zwar hatte die Stadt betont, die Nachverfolgung im Griff zu haben, allerdings will man für diesen Winter wohl auch nach Erfahrungen im vergangenen Jahr mit dem sprunghaften Anstieg im Oktober möglichst gut vorbereitet in die Pandemiezeit gehen, auch wenn die Inzidenzen aktuell noch relativ stabil um einen Wert von 100 liegen.

    Engpässe in Augsburg führen zu Unzufriedenheit

    Betroffen von den Abordnungen sind alle Bereiche der Stadtverwaltung - mit der Folge, dass Neubauviertel später geplant werden, im Bürgeramt der Bereich Sozialversicherung nur eingeschränkt erreichbar ist oder im Umweltamt Verfahren für immisionsschutzrechtliche Genehmigung länger brauchen. Am unmittelbarsten spürbar für die Bürger und Bürgerinnen sind die Einschränkungen aber bei der Stadtbücherei und beim Hallenbad - beides Bereiche, die von den Lockdown-Maßnahmen in den vergangenen eineinhalb Jahren betroffen waren und wo es gewissen Nachholbedarf geben dürfte.

    Es sei "schwer hinnehmbar", dass zwei Stadtteile bei der Büchereiversorgung nun völlig abgeschnitten würden, so Kurt Idrizovic, Vorstandsmitglied im Freundeskreis der Bücherei. "Die Politik sollte ein Zeichen setzen, gerade was die Bildung von Kindern betrifft." Man verstehe durchaus, dass die Pandemie eine Sondersituation sei, auch was das Personal betrifft. Darum würde man der Stadt gerne mit Ehrenamtlichen beim Büchereibetrieb unter die Arme greifen, bietet Idrizovic an. Zuletzt wurde auch die Frage laut, ob man ausgerechnet Bäderpersonal ins Gesundheitsamt abziehen müsse. "Gerade ältere Personen vermissen 'ihr Hallenbad' und wollen nicht bis in den Spickel fahren", so Leser Günter Riedel.

    Personalreferent Pintsch sagt, er verstehe, wenn es Bürger und Bürgerinnen teils enttäuscht seien, speziell bei Leistungseinschränkungen in Bereichen, die von den Lockdowns bereits betroffen waren. Allerdings verweist die Stadt darauf, dass ja kein Bereich komplett geschlossen sei und es bei Bädern und Büchereien Ausweichmöglichkeiten gebe. Grundsätzlich müssten alle Bereiche der Stadtverwaltung Personal abordnen. Welche Stellen es konkret betrifft, hänge unter anderem davon ab, ob es sich um Pflichtaufgaben der Stadt (zum Beispiel Feuerwehr oder Kitas) handelt oder um freiwillige Aufgaben, etwa die Bäder. In der Pandemie besonders stark betroffene Bereiche wie die städtischen Altenheime habe man außen vor gelassen. Darum sei es unvermeidbar gewesen, auch Bereiche mit Publikumswirkung wie die Bäder mit ins Paket zu nehmen. Ziel sei, die völlige Schließung von Teilbereichen zu vermeiden.

    Die Stadt Augsburg rechnet noch nicht mit einer Entlastung

    Wie es mit den Einschränkungen konkret weitergeht, lässt sich aus Sicht der Stadt noch nicht beantworten. Die einzelnen Referate können selbst entscheiden, aus welchen Dienststellen sie Personal abordnen und ob sie Personalrochaden vornehmen. "Sollten Entlastungen möglich sein, setzen wir diese natürlich im Sinne aller schnellstmöglich um", so Pintsch. Allerdings rechnet die Stadt eher mit dem Gegenteil. Im Fall eines deutlichen Anstiegs des Inzidenzwerts, von dem Fachleute und auch das Gesundheitsamt ausgehen, seien womöglich noch zusätzliche Abordnungen nötig. "Dies hoffen wir alle nicht, wir sind aber zugleich darauf vorbereitet", so Pintsch. Falls man diesen Schritt gehen müsste, seien aber weitere Einschränkungen bei Ämterleistungen absehbar.

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