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Augsburg: Parkende Autos auf Radwegen: Polizei will härter durchgreifen

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Parkende Autos auf Radwegen: Polizei will härter durchgreifen

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    Die Fahrradstreife im Einsatz: Jörg Eisele und Clea Leypoldt verwarnen einen Falschparker auf der neuen Radspur in der Grottenau.
    Die Fahrradstreife im Einsatz: Jörg Eisele und Clea Leypoldt verwarnen einen Falschparker auf der neuen Radspur in der Grottenau. Foto: Christina Heller

    Wenn der Polizist Jörg Eisele und seine Kollegen auf Streife sind, sehen sie regelmäßig das, was viele Radler ärgert: Radwege und -streifen werden zugeparkt. Zwei Wochen lang hat der Beamte mit den Autofahrern diskutiert und versucht, ihnen die Gefahren zu erklären.

    „Aber jetzt kostet es Geld“, sagt der Polizist, der auch mit dem Rad auf Streife geht. Zehn bis 25 Euro werden fällig. Die Polizei sieht eine große Gefahr in den Falschparkern. „Es ist eher Glück, dass wir noch keinen schweren Unfall zu verzeichnen haben“, sagt der Chef der Polizeiinspektion Mitte, Werner Bayer. Seine Beamten haben vor allem einen Blick auf gefährliche Stellen in der Innenstadt. Es gibt einige.

    Jörg Eisele und seine Kollegen steuern auf ihren Rad- und Fußstreifen zweimal am Tag die Schwerpunkte an: Grottenau, Prinzregentenstraße, Oberer Graben und Halderstraße, wo der Radweg noch nicht vollständig markiert ist. All diese Orte tauchen auch auf der Internetseite „Things on Augsburg Lanes“ auf.

    Dort sammelt Sven Külpmann Fotos von zugeparkten Radwegen. Es sind bereits Hunderte. Vielen Autofahrern ist laut Polizei gar nicht klar, welche Folgen ein falsch geparktes Fahrzeug haben kann.

    Schon kurzes Parken auf dem Radweg kann gefährliche Folgen haben

    Bei den Kontrollen in der Innenstadt erwischen die Beamten vor allem zwei Typen von Falschparkern: Lieferanten, die in der Eile ihren Kleintransporter vor Geschäften abstellen. Und Autofahrer, die sagen: „Ich stehe da ja nur ganz kurz.“

    Doch auch das kann zu viel sein, sagt Polizist Eisele: „In den zwei Minuten müssen zehn Radfahrer oder Fußgänger ausweichen.“ Eigentlich müssen die Radfahrer den Weg oder die Spur nutzen, wenn es ein blaues Schild vorgibt. Steht ein Auto im Weg, suchen sie einen anderen Weg – entweder bei den Fußgängern, wo sie nicht hin dürfen, oder auf der Straße.

    Polizist Eisele empfiehlt: „Vorsichtig auf die Straße ausweichen.“ Was viele Autofahrer nach seinen Worten nicht wissen: Sollte es wegen eines falsch geparkten Autos zu einem Unfall kommen, müssten auch Falschparker mit Konsequenzen rechnen. Auch wenn er Verständnis für die Nöte der Lieferanten hat, will die Polizei ihren Kurs eventuell noch verschärfen.

    Der Chef der Innenstadtpolizei, Werner Bayer, hält es auch für möglich, dass einmal ein Fahrzeug abgeschleppt wird. Auch ihm ist bewusst, wie schwierig es Paketdienste und Lieferanten haben. In Gesprächen mit der Polizei sagen sie häufig, dass es schlicht keinen anderen Platz für sie gebe. Bayer appelliert daher auch an Geschäftsleute, ihren Lieferanten möglichst eine geeignete Stelle zum Halten zu bieten; die Fahrer sollten im Zweifel einen Umweg in Kauf nehmen.

    Immer weniger Rücksichtsnahme zwischen Rad- und Autofahrern?

    Die Radfahrer fordern schon länger Strenge. Das Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Janos Korda, sagt: „Das Zuparken von Radstreifen und -wegen ist kein Kavaliersdelikt.“

    Er plädiert für eine strenge Überwachung durch die Polizei und die städtischen Parküberwacher. Auch sie haben nach den Worten von Ordnungsreferent Dirk Wurm einen Blick auf die Situation und verwarnen Falschparker. Wie bei der Polizei gilt auch für die Stadt: „Wenn wir Hinweise bekommen, gehen wir denen nach.“ Baureferent Gerd Merkle, der das Projekt Fahrradstadt 2020 vorantreibt, verweist noch auf einen anderen Aspekt.

    Seiner Ansicht nach geht es um ein allgemeines Problem: „Es gibt immer weniger Rücksichtnahme unter den Verkehrsteilnehmern und eine mangelnde Akzeptanz von Verkehrsregeln.“ Sie würden „offensichtlich bewusst“ gebrochen. Auch der Fahrradpolizist Jörg Eisele vermisst das „Miteinander“ im Verkehr.

    Baureferent und Polizei setzen daher neben Kontrolle auch auf Kommunikation. Ein Beispiel dafür hat Merkle in Kanada gefunden: Über dem Fotos eines mitten auf der Straße abgestellten Fahrrads steht an Autofahrer gerichtet: „Wie würde es Dir gefallen, wenn ein Rad auf Deiner Spur geparkt wäre?“

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