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Augsburg: Ostern in Corona-Zeiten: Ein außergewöhnliches Fest für Gläubige

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Ostern in Corona-Zeiten: Ein außergewöhnliches Fest für Gläubige

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    Auf all diesen Plätzen könnten Gläubige sitzen… Pfarrer Manfred Bauer von der Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist und Zwölf Apostel in Hochzoll sucht den Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern in diesen Tagen auf ungewöhnlichem Weg.
    Auf all diesen Plätzen könnten Gläubige sitzen… Pfarrer Manfred Bauer von der Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist und Zwölf Apostel in Hochzoll sucht den Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern in diesen Tagen auf ungewöhnlichem Weg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Über 230 Fotos von Gläubigen sind auf den Kirchenbänken von Heilig Geist angebracht worden – dort wo die Mädchen und Buben, Frauen und Männer normalerweise im Gottesdienst Platz nehmen würden. Nur: Normal ist in diesen Tagen nichts. Das Coronavirus macht sich in allen Lebenslagen bemerkbar. Auch das religiöse Leben ist davor nicht gefeit. Die Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist und Zwölf Apostel in Hochzoll hat ihren Weg gefunden, mit dieser „außergewöhnlichen Situation“ umzugehen, so Gemeindereferent Martin Liebau.

    Glaube zu Zeiten von Corona: Tages-Impulse im Internet

    Dass sie die Bilder ihrer Pfarreimitglieder in der Kirche aufgestellt haben, war ein Schritt, dass sie nun über das Internet vermehrt Kontakt zu ihren Gläubigen suchen, ein anderer. Martin Liebau hat in den vergangenen Tagen viel dazugelernt. Er hat Videos gedreht, Tages-Impulse von Pfarrer Manfred Bauer. Darin berichtet er beispielsweise, dass er am Gründonnerstag gerne eine Fußwaschung bei all denjenigen vorgenommen hätte, die sich das ganze Jahr über für die Gemeinde einsetzen. So bedankte er sich nun per Video bei den Menschen, die sich aus ihrem christlichen Glauben heraus für andere einsetzten.

    „Wir bekommen viele Rückmeldungen über die kurzen Videos, die wir auf unsere Homepage stellen. So können wir im Kontakt bleiben“, sagt Liebau. Die Internetseite wird derzeit von den Mitgliedern der Pfarrei oft besucht. Als er am Palmsonntag ein Foto von gesegneten gebundenen Palmbuschen ins Internet stellte, die in der sonst leeren Kirche auf die Pfarreimitglieder warteten, waren sie binnen Stunden vergriffen. Unter der Rubrik „Ostern dahoam“ wurden zu den großen Feiertagen rund um Ostern ein tägliches Familienritual, die jeweilige Bibelstelle, ein paar Infos zum Tag sowie Ideen für gemeinsame Aktionen, um Ostern auch zu Hause erfahrbar zu machen, auf die Internetseite der Pfarrei gestellt. Liebau: „Momentan ist Kreativität gefragt. Wir setzen um, was machbar ist.“

    Deutschlandweite Aktion des Gebetshauses Augsburg

    Allerorten finden in Augsburg derzeit besondere Aktionen statt. Eine deutschlandweite Gebetsaktion wurde vom Gebetshaus Augsburg initiiert und von dort aus am Mittwochabend live ins Internet übertragen. Der Termin wurde bewusst auf den Mittwoch der Karwoche gelegt, da dieser Tag den Beginn des jüdischen Pessachfestes markiere und damit auch ein Signal gegen Antisemitismus und für die Verbundenheit mit den jüdischen Gläubigen gesetzt werden solle, lautet es in einer Mitteilung des Gebetshauses.

    Annahofpfarrerin Bettina Böhmer-Lamey und Kirchenmusiker Christian Barthen bieten in der Karwoche Gottesdienst-Angebote auf dem Videokanal Youtube an. Dort stellen sie derzeit täglich etwa zehnminütige Passionsandachten aus der Kirche St. Anna ein. Neben Musik erhalten dort Zuseher auch einen geistlichen Impuls.

    Auf Youtube ist auch der evangelische Religionslehrer Frank Schiller vertreten. Er unterrichtet an der Reischleschen Wirtschaftsschule, der Kapellenmittelschule Oberhausen und auch an der Grund- und Mittelschule in der Firnhaberau. Aktuell stellt er im Internet gerade verschiedene Impulse ein – unter dem Titel „Besinnung für meine Schüler“. Normalerweise beginnt er jede Religionsstunde mit einer solchen Besinnung. „Ich finde, dass der Reli-Unterricht vor allem in schwierigen Zeiten für die Schüler sehr wichtig sein kann und deshalb soll eine Schulschließung nicht die Möglichkeit zur Begegnung mit Gott verhindern, die in meinem Unterricht wesentlich ist.“ Auf You-tube könne er alle Schüler erreichen. „Als tief gläubiger Christ glaube ich, dass Gott auch aus dem Schwierigsten Gutes entstehen lassen will. Deshalb will ich meinen Schülern Trost, Hoffnung und Zuversicht mit meinen Besinnungen geben.“

    Die Augsburger Stern-Schwestern gehen ins Internet

    Die Franziskanerinnen von Maria Stern gehen in diesen Tagen auch öfters ins Internet als sonst. „Wir sehen uns die Messen von unserem Bischof Bertram Meier im Livestream an oder verfolgen Gottesdienste auf Bibel TV aus Köln“, sagt Schwester Monika. Die Hausoberin organisiert den Haushalt der 30 Franziskanerinnen, hat ihr Wohlbefinden im Blick. Zur Zeit würden sie sich sehr zurückziehen und ihr Leben hinter den Klostermauern leben. „Als die Ausgangsbeschränkungen bekannt gemacht wurden, haben wir auch reagiert und eine Schwester auserkoren, die rausgeht und für uns alle Besorgungen übernimmt“, erklärt Schwester Monika.

    Die übrigen Schwestern blieben nicht untätig zurück – es werde noch mehr gebetet als sonst. Das Coronavirus werde mit all seinen Auswirkungen zu den Gebeten in die Sternkirche hineingenommen, in ihren Fürbitten stehe die Not, die durch die Pandemie ausgelöst wird, im Mittelpunkt. Schwester Fernanda erlebt in den vergangenen Wochen ihre Gemeinschaft oft als „sehr ernst und sehr still“. Es gibt aber auch andere Momente. „Als Quartett haben wir ein Anti-Corona-Konzert für die Schwestern gegeben. Das hat sie sehr gefreut“, sagt sie.

    Die Messen von Bischof Bertram Meier sehen sich derzeit viele Gläubige im Live-Stream an.
    Die Messen von Bischof Bertram Meier sehen sich derzeit viele Gläubige im Live-Stream an. Foto: Annette Zoepf

    Derzeit ist das Kloster für Auswärtige geschlossen, der Besuch der Sternkirche ist nicht möglich, Termine wurden abgesagt. „Wir erleben hier gerade richtige Ruhe, die einem in dieser besonderen Situation auch gut tut“, sagt die Hausoberin. So bleibe Zeit für solidarische Hilfsaktionen. Als eine Anfrage aus dem Kloster Ursberg kam, ob die Franziskanerinnen Mundmasken erstellen könnten, setzte sich ein Teil kurzerhand an die Nähmaschinen. 550 Stück wurden gefertigt.

    Ihr Osterfest wird sich von all den anderen bisherigen Osterfesten unterscheiden. „Normalerweise gibt es ein Osterfeuer im Kreuzgang“, berichtet Schwester Fernanda. Die Sternkirche sei stets voll gewesen, weil auch Augsburger Gläubige die besondere Atmosphäre in der kleinen Kirche des Klosters zu schätzen wüssten. So auch Bischof Bertram Meier. „Er hatte schon sein Kommen zugesagt. Jetzt geht es natürlich nicht. Aber wir werden seine Messe im Livestream verfolgen“, sagt Schwester Monika.

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