Funktioniert die Kontaktnachverfolgung bei Corona-Infizierten derzeit wirklich so gut, wie es die Augsburger Stadtregierung darstellt? Die Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei im Augsburger Stadtrat meldet daran jetzt starke Zweifel an - und übt Kritik an der Organisation im Gesundheitsamt. Es scheine "eher holprig" zu laufen, so die Fraktion in einer Mitteilung. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) will das nicht auf sich sitzen lassen und sagt, die Darstellung der Sozialfraktion sei nicht richtig.
Nach Angaben der Sozialfraktion meldeten sich derzeit vermehrt Bürger, die einen direkten Kontakt zu einem Corona-Infizierten gehabt und dennoch mehrere Tage auf einen Anruf aus dem Gesundheitsamt gewartet hätten. Der Fraktionschef Florian Freund sagt: "Wir erwarten, dass das Gesundheitsamt endlich so ausgestattet wird, dass die Nachverfolgung und Kontaktaufnahme zu Quarantäne-Pflichtigen binnen 24 Stunden funktioniert."
In den letzten Wochen habe es hier nach den Rückmeldungen aus der Bürgerschaft einen Zeitverzug von mehr als einer Woche gegeben. Das sei "verheerend". Es erkläre möglicherweise auch, warum Städte wie München, wo die Menschen viel enger wohnten, bessere Inzidenzwerte hätten. Stadträtin Anna Rasehorn sagt, Augsburgs Krisenmanagement basiere eher auf "Hoffen und Bangen" als auf Handeln. Wobei das keine Kritik an den Mitarbeitern sei, die großen Einsatz zeigten.
Corona in Augsburg: Manche Betroffene sind nur schwer zu erreichen
Oberbürgermeisterin Eva Weber entgegnet, die Kritik der Sozialfraktion treffe so nicht zu. Die Kontaktnachverfolgung binnen 24 Stunden haben zuletzt auch trotz steigender Zahlen gut funktioniert. Sie werde jeden Morgen über den Stand der Dinge informiert, so Weber. Lediglich an den Wochenenden, an denen das Amt personell nicht so stark besetzt sei wie unter der Woche, könne es teils Verzögerungen geben. Diese seien aber in aller Regel bis zum Montag aufgearbeitet. Dass es mit der Information von Betroffenen manchmal daure, liege oft daran, dass Infizierte nur zögerlich ihre Kontakte benennen - oder auch nicht alle. Zudem passiere es immer wieder, dass Personen nur schwer erreichbar seien.
Der stellvertretende Chef der Sozialfraktion, Frederik Hintermayr (Linke), hatte zuvor die Oberbürgermeisterin in die Pflicht genommen. Er sagte, es müsse der Anspruch sein, genug Personal für die Nachverfolgung zu haben. "Verantwortlich hierfür ist unsere Oberbürgermeisterin, welche die Pandemiebekämpfung letztes Jahr öffentlichkeitswirksam zur Chefsache gemacht hat", so Hintermayr. "Nun muss sie auch endlich liefern, um gegen die steigenden Zahlen vorzugehen."
Weber sagt, das Personal sei bereits massiv aufgestockt worden, zudem komme nun eine weitere Reserve von 100 Mitarbeitern aus anderen Bereichen der Stadt hinzu. An diesem Mittwoch will Ordnungs- und Personalreferent Frank Pintsch (CSU) im zuständigen Ausschuss des Stadtrats über die Personallage im Gesundheitsamt berichten. Gut möglich, dass es dann noch einmal einen Schlagabtausch mit der Opposition gibt.
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