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Augsburg: Opfer eines Überfalls in Augsburg stehen jetzt selbst vor Gericht

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Opfer eines Überfalls in Augsburg stehen jetzt selbst vor Gericht

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    In Augsburg wurde ein Ehepaar daheim von Unbekannten überfallen. Von den Tätern fehlt jedes Spur. Doch nun wurden die Opfer vor Gericht verurteilt.
    In Augsburg wurde ein Ehepaar daheim von Unbekannten überfallen. Von den Tätern fehlt jedes Spur. Doch nun wurden die Opfer vor Gericht verurteilt. Foto: Foto (Symbol): Julian Leitenstorfer

    Bis heute fehlt von den Tätern, die vor zwei Jahren tagsüber einen Geschäftsmann in seinem Wohnhaus in Augsburg  überfielen, fesselten und 24.500 Euro raubten, jede Spur. Obwohl die Kripo mit großem Aufwand nach ihnen gesucht hat und auch Phantomfotos der Männer veröffentlichte. Sie sollen bewaffnet, aber nicht maskiert gewesen sein.

    Zwei Jahre später steht der Geschädigte selbst mit seiner Ehefrau vor Gericht. Beide werden wegen versuchten Versicherungsbetrugs zu Geldstrafen von 2700 Euro verurteilt. Weil ihre Hausratsversicherung das geraubte Geld nicht in voller Höhe hatte erstatten wollen, hatten sie diese verklagt. Ein Fehler, denn der Versicherer wehrte sich mit einer Anzeige. Mit Erfolg. Das Amtsgericht hat die 60 und 56 Jahre alten Eheleute des versuchten Versicherungsbetrugs und der Urkundenfälschung schuldig gesprochen.

    Nach Überfall: Paar reicht Unterlagen bei Versicherung ein

    Nach dem Raubüberfall hatte das Ehepaar bei der Versicherung Unterlagen des Herstellers beider Tresore eingereicht. Nach den Versicherungsbestimmungen sollte jeder der Tresore mindestens 200 Kilo wiegen, damit der Schaden ersetzt werden kann. Einer wog jedoch nur 178 Kilo. Auf der Auftragsbestätigung und der Verkaufsrechnung, die das Ehepaar der Versicherung im Original vorlegte, war in Maschinenschrift hinzugefügt: „Das Gewicht vom Waffenschrank wurde nachträglich auf 205 kg erhöht.“ Der Überfallene selbst, so gab er vor Gericht zu, habe das angefügt. Er bestritt entschieden Täuschungsabsichten, sondern habe damit das Gewicht seiner Gewehre gemeint. Schon das Schriftbild verrate, dass der Vermerk nicht vom Hersteller stammen könne. Richterin Susanne Scheiwiller fand dieses „ein extrem dummes Verhalten.“

    Die Verteidiger der Angeklagten, Cornelia McCready und Dietmar Geßler, blieben dabei, der Versicherungstext sei zu ungenau formuliert. Er lasse Spielraum für Interpretationen. Es fehle der Ausdruck „Eigengewicht“. Beide Anwälte forderten Freispruch für ihre Mandanten. Sie rechnen sich, wie sie sagten, gute Chancen aus, den noch laufenden Schadenersatzprozess zu gewinnen.

    Sportschütze hatte mehrere Waffen daheim

    Der 60-Jährige, ein Sportschütze wie er selbst sagte, ist als Waffennarr bekannt. Er hatte allein in einem von zwei Waffenschränken zum Zeitpunkt des Überfalls sechs teure Gewehre stehen. Auch Geld war darin verwahrt. Wie der damals 58-Jährige vor der Polizei angab, hatten die Täter mittags gegen 13 Uhr bei ihm am Haus geklingelt. Als er die Tür öffnete, hätten sie ihn ins Haus zurückgedrängt, geschlagen und sofort in gebrochenem Deutsch gefragt: „Wo ist große Tresor?“

    Er sei mit ihnen in den Keller gegangen und habe ihnen aus den Waffenschränken je ein Geldkuvert übergeben. Die Polizei fand den Geschäftsmann später an ein Treppengeländer gefesselt. Es war ihm trotz der Fesselung gelungen, an sein Mobiltelefon zu gelangen und seine Frau anzurufen, die die Polizei alarmierte. Sollte das Urteil – 180 Tagessätze zu 15 Euro – rechtskräftig werden, würde der Angeklagte seine Waffenbesitzkarte verlieren.

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