Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Oettinger und Aigner bei Eröffnung des Kuka-Technologiezentrums

Augsburg

Oettinger und Aigner bei Eröffnung des Kuka-Technologiezentrums

    • |
    Günther Oettinger und Ilse Aigner kommen nach Augsburg zur Eröffnung des Kuka-Technologiezentrums.
    Günther Oettinger und Ilse Aigner kommen nach Augsburg zur Eröffnung des Kuka-Technologiezentrums. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

    Seit Wochen sorgt die Übernahme des Roboterbauers Kuka durch einen chinesischen Investor für Schlagzeilen, derweil nimmt das Augsburger Unternehmen ein neues Technologiezentrum in Betrieb. Zur offiziellen Eröffnung am Donnerstag werden EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) erwartet.

    Der Roboter- und Logistikspezialist hat an seinem Stammsitz in Augsburg für rund 60 Millionen Euro einen 39.000 Quadratmeter großen Neubau errichtet, in dem künftig 800 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze haben sollen. Das Entwicklungs- und Technologiezentrum bietet darüber hinaus einen Showroom für die Produkte des Kuka-Konzerns, Testflächen und Konferenzräume.

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    Der Hausgerätehersteller Midea hatte vor wenigen Wochen mitgeteilt, seinen Anteil an Kuka auf mindestens 30 Prozent aufstocken zu wollen. Mittlerweile hält der Investor aus China bereits doppelt so viele Aktien, obwohl die bisherigen Aktionäre noch bis Anfang August ihre Papiere zum Preis von 115 Euro verkaufen können. Nach der jüngsten Mitteilung hält Midea inzwischen 59,8 Prozent an Kuka.

    Übernahme von Kuka durch chinesische Firma sorgt für viele Diskussionen

    Die beiden bisherigen deutschen Großaktionäre, der Unternehmer Friedhelm Loh und der Voith-Konzern, hatten das Angebot aus China angenommen. Auch mehrere Spitzenmanager der Kuka AG, darunter Vorstandschef Till Reuter, haben Papiere an Midea abgegeben.

    Chinesische Unternehmen kaufen sich in Firmen in Deutschland ein

    Chinesische Unternehmen kaufen sich seit einigen Jahren in Firmen in Deutschland ein. Beispiele:

    EEW ENERGY: Die chinesische Holding Beijing Enterprises gibt Anfang Februar bekannt, den Spezialisten in der Müllverbrennung EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen.

    KRAUSSMAFFEI: Der Spezialmaschinenbauer wurde im Januar von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. ChemChina kam unlängst erneut in die Schlagzeilen - mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.

    KOKI TECHNIK TRANSMISSION SYSTEMS: Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

    HILITE: Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

    TAILORED BLANKS: Der Industriekonzern Thyssenkrupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KIEKERT: Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.

    Die Übernahmepläne aus China sorgen für viele Diskussionen auch in Berlin und Brüssel, weil Kuka Zukunftstechnologien wie die "Industrie 4.0", worunter die komplette Digitalisierung der Produktion verstanden wird, mit vorantreibt. Mehrfach wurde kritisiert, dass kein europäischer Investor ein Gegenangebot vorgelegt hat.

    Der Kuka-Vorstand hat mit Midea einen bis einschließlich 2023 gültigen Investorenvertrag geschlossen, um bis dahin die Unabhängigkeit der Konzernzentrale in Augsburg zu sichern. Midea garantiert die Jobs der weltweit 12.300 Mitarbeiter und alle Unternehmensstandorte. Die offizielle Frist zur Annahme des Übernahmeangebots endet zwar an diesem Freitag, doch danach wird es noch eine zweiwöchige Nachfrist für die bisher unentschlossenen Aktionäre geben. dpa/lby/AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden