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Augsburg Oberhausen: Der Weg zum Süchtigentreff führt in die Branderstraße

Augsburg Oberhausen

Der Weg zum Süchtigentreff führt in die Branderstraße

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    In diese ehemalige Apotheke in der Branderstraße 60 soll der Süchtigentreff einziehen. Der Treff liegt gerade mal 50 Meter vom Oberhauser Bahnhof entfernt.
    In diese ehemalige Apotheke in der Branderstraße 60 soll der Süchtigentreff einziehen. Der Treff liegt gerade mal 50 Meter vom Oberhauser Bahnhof entfernt. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Die Diskussion über einen Süchtigen-Treff in Oberhausen ist ein Thema, über das seit Monaten kontrovers diskutiert wird. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, die zumindest über einen Zeitraum von zwei Jahren getestet werden soll. Als Standort für den Treff ist eine ehemalige Apotheke in der Branderstraße 60 vorgesehen. Die Örtlichkeit liegt nur 50 Meter vom Bahnhof entfernt, der als Problemzone ausgemacht ist. Denn hier trifft sich die Drogen- und Alkoholikerszene. Mit den Problemen des Drogenkonsums der süchtigen Menschen haben seit Langem die Anwohner rund um den Bahnhof zu tun. Sie fordern von der Politik endlich Unterstützung. Dass nun in ihrer Nähe auch noch der Süchtigentreff untergebracht werden soll, gefällt nicht jedem.

    Einrichtung soll den Bahnhof-Oberhausen attraktiver machen

    Doch die Politik wirbt bei den Anwohnern um Vertrauen für das sozialpädagogische Angebot, das als Unterstützung für die Drogensüchtigen gesehen wird. Man verspricht sich durch die Einrichtung eine Verbesserung der Situation am Bahnhof. Die Zweifel der Anwohner bleiben, wie sich am Freitagabend bei einer städtischen Informationsveranstaltung gezeigt hat. Es gibt aber ein Versprechen der Stadtregierung.

    Die Ausgangslage: Der Helmut-Haller-Platz am Oberhauser Bahnhof ist seit Jahren ein Treffpunkt der Drogen- und Alkoholikerszene. Bis zu 50 Personen halten sich hier tagsüber auf. Im Sommer sind es mitunter knapp 100 Besucher. Der Großteil davon kommt aus dem Stadtgebiet Augsburg. Viele Oberhauser meiden den großflächigen Platz, fühlen sich an dieser Stelle nicht wohl. Es kommt immer wieder zu Polizei- und Rettungseinsätzen. Laut

    Die Herausforderung: Es geht darum, eine Lösung zu finden, die den Beteiligten gerecht werden kann. Süchtigen soll geholfen werden, andererseits soll der zentrale Platz vor dem Bahnhof auch wieder für die Bürger attraktiver werden.

    Die Idee: Ein Gesamtkonzept soll helfen, die Situation in Oberhausen zu verbessern. Zu diesem Konzept gehören bauliche Maßnahmen, die die Aufenthaltsqualität am Helmut-Haller-Platz erhöhen. Bänke und mehr Grün sollen für eine Verschönerung des Areals sorgen. Um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen, sollen Polizei und städtischer Ordnungsdienst präsent sein und kontrollieren. Dies passiert bereits jetzt. Der Platz soll mit Veranstaltungen belebt werden. Zur Betreuung der Süchtigenszene gilt ein „Betreuter Treff für Menschen in besonderen sozialen Lebenslagen“, wie ihn die Stadt nennt, als zentraler Baustein im Konzept.

    Der Süchtigen-Treff: Süchtige sollen eine alternative Aufenthaltsmöglichkeit erhalten. Zwei Sozialarbeiter, die immer da sind, kümmern sich um die Süchtigen. Unter der Woche soll der Treff von mittags bis nachmittags geöffnet sein.

    Der Standort: Ursprünglich war die Dinglerstraße vorgesehen. Das Gebäude, in dem im Erdgeschoss früher ein Lokal untergebracht war, ist 550 Meter vom Bahnhof entfernt und liegt inmitten eines Wohngebiets. Die Anwohner wehrten sich. Die Politik beugte sich diesem Protest. Der Standort fand keine politische Mehrheit. Als Alternative kam die Branderstraße ins Rennen.

    Die Branderstraße 60: Das Gebäude mit einer ehemaligen Apotheke liegt direkt am Bahnhof.

    Der Informationsabend: Über das geplante Projekt und die Branderstraße 60 als Standort informierten die Stadt und die beiden Trägerinstitutionen, Drogenhilfe Schwaben und SKM Augsburg (Katholischer Verband für soziale Dienste) am Freitagabend. Finanzreferentin Eva Weber, Baureferent Gerd Merkle, Umweltreferent Reiner Erben, Sozialreferent Stefan Kiefer und Ordnungsreferent Dirk Wurm vertraten die Stadtregierung.

    100 Bürger kamen zum Informationsabend der Stadt zum geplanten Süchtigentreff in Oberhausen. Die Diskussion verlief sachlich. Am Mikrofon steht Ordnungsreferent Dirk Wurm.
    100 Bürger kamen zum Informationsabend der Stadt zum geplanten Süchtigentreff in Oberhausen. Die Diskussion verlief sachlich. Am Mikrofon steht Ordnungsreferent Dirk Wurm. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Hohes Niveau: Der Abend dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Die Wortbeiträge waren fundiert. Jeder durfte sagen, was ihm am Herzen liegt. Auch wenn einzelne Meinungen nicht jedem der 100 Anwesenden passten, gab es keine Zwischenrufe oder gar Buh-Rufe. Der Informationsabend hatte in Anbetracht des brisanten Themas ein hohes Niveau.

    Das Meinungsbild: Von jedem, der sich zu Wort meldete, war zu hören, dass Handlungsbedarf besteht, an der Situation rund um den Bahnhof etwas zu verbessern. Zum einen sollte für die Süchtigen etwas getan werden, zum anderen auch für die Anwohner. Je näher die Menschen am geplanten Standort für den Treff leben, desto größer die Vorbehalte gegen die Standortwahl.

    Die Sorgen: der Anwohner Nach ihrer Einschätzung wird sich die Drogenszene noch stärker am Bahnhof konzentrieren, wenn jetzt auch der Treff hier angesiedelt wird. Der schmale Gehweg vor dem Treff würde zur nächsten Anlaufstation der Süchtigen, hieß es. Die Menschen würden sich deshalb noch unwohler fühlen, wenn sie auf dem Weg durch die Branderstraße an die Süchtigen vorbeigehen müssten. Beklagt wurde ferner, dass Frauen teils von den Süchtigen bereits belästigt worden seien.

    Die Kontrollmechanismen: Die Stadt werde alles tun, um vor dem Süchtigentreff für Ruhe und Ordnung zu sorgen, hieß es. Polizei und Ordnungsdienst würden verstärkt kontrollieren. Die Sozialpädagogen, die in der Einrichtung die Süchtigen betreuen, unterstrichen, dass auch sie größten Wert darauf legen, dass vor dem Treff keine Menschenansammlungen sein sollen. Unter anderem wird es aus diesem Grund auch erlaubt sein, dass im Treff geraucht werden kann.

    Das Versprechen der Stadt: Noch ist der Mietvertrag für die Branderstraße 60 nicht unterzeichnet, doch die Stadtregierung bereitet dafür jetzt alles vor. Gedacht ist an einen zweijährigen Testlauf. Bürgermeisterin Eva Weber sagte jedoch am Freitagabend, dass es sich um einen Test handelt. Sollte sich frühzeitig zeigen, dass der Treff nicht funktioniert, müsste früher die Reißleine gezogen werden. Das sei auch die klare Ansage der Politik an die Adresse der Anwohner.

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