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Augsburg: Oberbürgermeister Gribl wird zur Zielscheibe übler Flugblätter

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Oberbürgermeister Gribl wird zur Zielscheibe übler Flugblätter

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    Kurt Gribl wartet im Gerichtsflur auf seinen Auftritt als Zeuge.
    Kurt Gribl wartet im Gerichtsflur auf seinen Auftritt als Zeuge. Foto: Michael Hochgemuth

    Politiker müssen einiges einstecken können. Doch es sind nicht unbedingt die harten Attacken des politischen Gegners, die an die Nieren gehen. Es sind gezielte persönliche Angriffe in der Öffentlichkeit von Menschen, zu denen man keinerlei Beziehungen unterhält.

    Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl wird seit vielen Jahren von einem Mann vor allem mit Flugblättern verfolgt, in die Nähe von Nazis gerückt, vulgär beleidigt. Dieser Mann, der 62-jährige selbst ernannte Journalist und „Herausgeber“ Johann-Martin P. ist Dauerkunde bei Polizei und Justiz. Derzeit steht er vor der Jugendkammer des Landgerichts unter der Anklage der mehrfachen Beleidigung, der Nachstellung und der Körperverletzung.

    Mehr als 40 Mal vor Gericht

    Am Montag war Gribl als Zeuge geladen. Fast drei Stunden lang stellte er sich den Fragen des Gerichts und der übrigen Prozessbeteiligten. Dass der Angeklagte seit Jahren gegen prominente und weniger prominente Menschen vor allem mit üblen Flugblättern zu Felde zieht, hat eine lange Vorgeschichte: Er fühlte sich in Zusammenhang mit dem Entzug des Sorgerechts für seine heute 16-jährige Tochter ungerecht behandelt, stellt ihr nach, lässt sie nicht in Ruhe. Immer wieder hatten Schulen oder das Josefinum, wo das Mädchen behandelt wurde, die Polizei gerufen, weil er seine Tochter abpassen wollte. Mehr als 40 Mal stand er schon vor Gericht. Im Prozess vor der Jugendkammer geht es auch darum, ob er in die Psychiatrie eingewiesen werden kann.

    Gribl schildert dem Gericht, wie er als OB-Kandidat im Jahre 2007 ahnungslos mit Johann-Martin P. in Berührung kam. P. hatte um ein Bürgergespräch nachgesucht, das ihm Gribl auch gewährte. „Ich kannte ihn damals nicht. Er beklagte Probleme mit der Polizei, ich versprach, dem nachzugehen“.

    Weil Gribl, als er den Hintergrund erfuhr, nichts unternehmen konnte, wurde er offenbar zur Zielscheibe des Angeklagten. P. warf ihm nun in den folgenden Jahren immer wieder vor, er, Gribl, habe die Polizei veranlasst, Gewalt gegen ihn auszuüben. P. tauchte in einer Bürgerversammlung auf, in einer Stadtratssitzung, er passte den OB im Innenhof des Verwaltungsgebäudes ab, vor dem Rathaus, im Annahof, beim Festakt in der Annakirche, schrie laut auf, als ihn die Polizei aus dem Saal führte, beschimpfte ihn teilweise im Beisein seiner heutigen Ehefrau.

    Belastende Situation

    Flugblätter mit vulgärem Inhalt waren an eine Bushaltestelle nahe der OB-Wohnung geheftet oder in den Rathausbriefkasten geworfen worden. „Ich weiß, dass ich mit Kritik leben muss. Aber ich habe bis heute niemanden erlebt, der so laut, so aggressiv und distanzlos auf mich zugegangen ist“, sagte der OB als Zeuge. Er habe dies alles als „extrem belastend“ empfunden, sei schockiert gewesen. „Bei jedem offiziellen Anlass schaue ich, ob der Angeklagte irgendwo in der Nähe ist“, schildert Gribl seine Sorge vor einem erneuten Auftreten des 62-Jährigen.

    In den Focus des Angeklagten war auch der Leiter der Domsingknaben Reinhard Kammler geraten, der gestern ebenfalls als Zeuge geladen war. Im Sommer 2009 hatte der Angeklagte bei einem Tag der offenen Tür auf Privatgrund vor dem Haus St. Ambrosius Flugblätter verteilt, auf denen aufgerufen wurde, keine Kinder bei den Domsingknaben anzumelden.

    Als damals die Polizei gerufen wurde, musste Kammler fortan als Sündenbock herhalten. P. tauchte bei Konzerten vor dem Dom oder an anderen Orten auf, verteilte seine Flugblätter mit Angriffen, die ebenfalls unter die Gürtellinie gingen. „Es hörte nie auf, man fühlt sich ohnmächtig, psychisch unter Druck, dass jemand in übelster Weise gegen mich und die Domsingknaben vorgeht“, sagte der Domkapellmeister sichtlich empört. Er leide gesundheitlich darunter, seine musikalische Leistungsfähigkeit sei massiv beeinträchtigt. Er hoffe, dass „man die Dinge beenden kann“.

    Der Prozess wird fortgesetzt.

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