Peter Hummel ist seit einigen Wochen Oberbürgermeister-Kandidat der Freien Wähler. Die Partei führt in Augsburg allerdings seit vielen Jahren ein Schattendasein. Gerade mal zwei Stadträte stellen die Freien Wähler in der gegenwärtigen Periode: Regina Stuber-Schneider und Volker Schafitel. Der Architekt hat aber bereits angekündigt, dass er bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr antreten werde.
Die Stadträte der Freien Wähler gehören der Sechser-Ausschussgemeinschaft an, die als zahlenmäßig stärkste Rathaus-Opposition agiert. Auf Landesebene sieht die Situation der Freien Wähler anders aus. Nach der Landtagswahl im Herbst 2018 sind sie an der Macht, als Koalitionspartner der CSU. Im bayerischen Kabinett sitzen gleich drei Minister der Freien Wähler. Bekanntester Vertreter ist Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, der darüber hinaus stellvertretender Ministerpräsident ist.
Das erfolgreiche Abschneiden der Freien Wähler auf Landesebene nimmt ihr Augsburger OB-Kandidat nun zum Anlass, selbstbewusste Töne für die anstehende Kommunalwahl anzustimmen: „Unser Minimalziel ist Fraktionsstärke, also der Einzug von vier Stadträten.“ Aber Minimalziele verfolge man ja in der Regel nicht, sondern man strebe nach Höherem, so Hummel: „Ich sage, dass wir mit sechs Personen in den Stadtrat einziehen werden, plus X.“ Dass diese Ankündigung von Außenstehenden als sehr vollmundig angesehen wird, ist Peter Hummel, der als Journalist tätig ist, wohl bewusst.
Freie Wähler: Wirtschaftsminister Aiwanger kündigt Unterstützung an
Er weiß dabei um die Rückendeckung der Ministerriege aus München: „Nicht nur Hubert Aiwanger hat zugesagt, die Augsburger Freien Wähler im Wahlkampf zu unterstützen, sondern auch alle anderen Minister werden mehrmals zu Veranstaltungen kommen. Ebenso natürlich Fabian Mehring, der Fraktions-Geschäftsführer der FW im Landtag.“ Aiwanger habe bereits betont, dass er Augsburg im Kommunalwahlkampf als eine „Schlüsselstadt“ ansehe. Präsenz zeigen, das will der Wirtschaftsminister. Er ist daher auch beim Plärrer-Umzug dabei, der am 24. August stattfindet.
Hummel spürt, wie er sagt, dass die Augsburger Bürger die politische Arbeit der Freien Wähler auf Landesebene registrieren: „Die Menschen honorieren, dass Aiwanger und Co. Macher sind.“ Abzulesen sei dies an den Entwicklungen bei den Straßenausbaubeiträgen, den Kindergarten-Gebühren, dem G8 im Bildungssektor und der Wasserstofftechnik im Umweltbereich. „Diese gute Stimmung nehmen wir in den Wahlkampf mit“, sagt Hummel, der Vater von zwei Kindern ist.
Die Stadtratsliste wird am 16. September aufgestellt. Es sei kein Problem, 60 Kandidaten für die Liste zu finden, sagt der OB-Kandidat. Man habe sogar mehr Bewerber als Plätze: „Das gab es noch nie.“ Hummel, der mit seinem Hund oft in der Innenstadt unterwegs ist, will im Wahlkampf ungewöhnliche Wege gehen: „Ich habe mir vorgenommen, bis zur Wahl 1000 Augsburger persönlich zu treffen, die ich bislang nicht kannte.“ Diese Kontakte entstünden auf der Straße oder in der Kneipe. Hummel stellt fest: „Das Ohr an den Menschen haben, mag auch in Sozialen Netzwerken funktionieren, aber am Abend bei einem Glas Bier klappt das noch viel besser.“ Der Kontakt entstehe, weil Personen ihn ansprechen oder anschreiben. Es sind Menschen, die in diesem Fall bei den Freien Wählern mitmachen wollen. Hummel berichtet: „Manche werden vor allem in den Stadtteilen durch unser Wahlkampfteam akquiriert.“
Hummel geht auch auf potenzielle Gesprächspartner direkt zu: „Viele spreche ich selber an. Zum einen, weil sie mir vielleicht auf Facebook durch vernünftige Ansichten aufgefallen sind, aber auch ganz simpel am Biertisch bei La Strada.“ Bestimmt 20 Kontakte seien durch die Hundeleinen-Debatte ausgelöst worden. Viele Begegnungen seien intensiv, sagt er: „Am Samstag traf ich eine ältere Dame in der Kahnfahrt, die für andere Senioren Tagesausflüge innerhalb Augsburgs organisiert. Eine wunderbare Frau mit einer tollen Idee. Da fahren zum Beispiel 20 Leute vom Bärenkeller an die Kanustrecke, um dort mittags gemeinsam zu essen.“
Freie Wähler: OB-Kandidat verrät seine Strategie
Hummel hat unabhängig davon in Absprache mit seinen politischen Mitstreitern eine Strategie ausgearbeitet, wie Positionen und Inhalte der Freien Wähler im Wahlkampf übermittelt werden sollen: „Manche sagen, dass mein Wahlkampf gegen das Regierungsbündnis CSU, SPD und Grüne zielen muss. Dass die große Chance darin liege, weil die drei sich nicht gegenseitig auf die Füße treten werden.“ Seine Strategie dagegen sei eine andere: Er sage nicht, „wogegen oder gegen wen ich bin, sondern wofür“.
Er stehe für einen günstigeren Nahverkehr: „Als Sofortmaßnahme denke ich an kostenlose Straßenbahnen und Busse am Samstag, um Menschen wieder in die Innenstadt zu bringen.“ Umweltpolitisch soll Augsburg die erste klimaneutrale Großstadt werden. Umweltminister Torsten Glauber habe die fachliche Unterstützung seines Ministeriums zugesagt. Aber auch vermeintlich kleinere Themen seien den Freien Wählern wichtig, sagt Peter Hummel: „Etwa die unsägliche Verschandelung der Altstadt durch Sprayer.“